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Bisher außen vor

Autofreie Zone in Jena: Innenstadtverein will mitreden

Blick auf Jenas Innenstadt.
Blick auf Jenas Innenstadt.
Foto: Jürgen Scheere/Archiv
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Autofreie City in Jena: Verein Initiative Innenstadt will bei weiteren Planungen mit am Tisch sitzen.

Jena. In die Diskussion über eine autofreie Innenstadt im Zentrum Jenas (wir berichteten: Jena-Innenstadt: Bald autofreie Zone?) hat sich nun auch der Citymanager der Initiative Innenstadt Jena e. V., Hannes Wolf, eingeschalten.

Die Initiative Innenstadt ist bekanntermaßen das Sprachrohr für viele Unternehmen in der Innenstadt Jenas, mit dem Ziel, die Stadt so attraktiv und kundenfreundlich wie möglich zu gestalten.

Initiative Innenstadt in den Beratungen bisher außen vor

Umso mehr sollte man davon ausgehen, dass die Expertise des Vereines in die Beratungen über eine autofreie Innenstadt, die ja alle Unternehmen in dem Gebiet gleichermaßen betrifft, mit einbezogen wird. Wolf zeigte sich jedoch enttäuscht darüber, dass dies bisher nicht der Fall gewesen sei.

„Die Beratungen des Beirates für Klimaschutz und nachhaltige Stadtentwicklung waren zwar öffentlich, wir hätten uns jedoch eine direkte Einbeziehung gewünscht. So erfuhren wir auch erst am Montag von der Beschlussvorlage zur autofreien Kernzone“, so Wolf.

Die Initiative habe nun vor Guntram Wothly, Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses, in dem die Beschlussvorlage morgen diskutiert wird, den Wunsch ausgesprochen, in den Beratungen berücksichtigt zu werden.

„Die Prozesse beginnen jetzt erst richtig. Wir gehen davon aus, dass die Stadt früher oder später, vermutlich eher früher, auf uns zukommen wird“, ergänzt Wolf.

Autofreie Innenstadt prinzipiell keine schlechte Idee, aber…

Den Plänen zu einer autofreien Innenstadt steht Wolf indes gemischt gegenüber. Das Thema Verkehrsberuhigung stehe bei der Initiative Innenstadt schon lange auf der Agenda und grundsätzlich sei man auch für eine Reduzierung des Verkehrs in der Innenstadt.

So gebe es viele Beispiele, wo eine Verkehrsberuhigung auf Gastronomie und Einzelhandel sowie die Attraktivität der Stadt insgesamt eine positive Wirkung hatte.

„In einigen wenigen Fällen haben Fußgängerzonen überhaupt nicht funktioniert, in den meisten Fällen waren sie jedoch eine Bereicherung. Verkehrsberuhigte Fußgängerzonen bieten ein ganz anderes urbanes Feeling“, so Wolf.

…zum gegenwärtigen Zeitpunkt unrealistisch

Die Beschlussvorlage biete dafür eine gute Diskussionsbasis. Trotzdem sollte die Innenstadt vorerst auch für den motorisierten Individualverkehr geöffnet bleiben.

Solange einige Stadtteile weiterhin nur schlecht an Bus und (Straßen-) Bahn angebunden sind, Menschen dahingehend vom Auto abhängig sind, die potenziell wegfallenden Parkplätze im Zentrum nicht ausgeglichen werden und der Straßenverkehr durch eine Ost- und eine Westtangente entlastet werde, sei nicht an eine autofreie Innenstadt zu denken, meint Wolf.

Eine autofreie Innenstadt und die Erwartungshaltung einiger in diesem Zusammenhang sei daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt schlicht unrealistisch, so sinnvoll sie auch sei.

Letztlich müsse man sich auf einen langwierigen Prozess einstellen, bei dem auch viel davon abhänge, inwieweit die genannten Voraussetzungen wie bessere ÖPNV-Anbindung und Entlastung des Zentrums vom Durchgangsverkehr umgesetzt werden.

Text: Johannes Pfuch