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Fünfte Jahreszeit eingeläutet

Seit 11:11 Uhr in Jena: Die Stadt ist wieder in fester Narrenhand

Dem Stadtoberhaupt Thomas Nitzsche wurde der Rathausschlüssel abgenommen.
Dem Stadtoberhaupt Thomas Nitzsche wurde der Rathausschlüssel abgenommen.
Foto: Ben Baumgarten/JENPICTURES
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Seit 11:11 Uhr regiert in Jena wieder der Frohsinn: Die Karnevalisten haben das Rathaus gestürmt und die fünfte Jahreszeit feierlich eröffnet.

Jena. Punkt 11:11 Uhr war es wieder so weit: Mit lautem „Ringel-Bietz“, „Jene gelle“ und „Schillerschule Helau!“ stürmten die Narren in Jena das Rathaus und übernahmen die Regentschaft über die Stadt.


Damit ist auch in der Saalestadt die fünfte Jahreszeit offiziell eingeläutet – Jena steht bis Aschermittwoch unter närrischer Herrschaft.

Rund 200 Schaulustige versammelten sich auf dem Marktplatz, um bei dem traditionellen Spektakel dabei zu sein.


Auf dem Jenaer Marktplatz herrschte eine Stunde lang ausgelassene Stimmung – dank ihnen.

Die Jecken des Karnevalsvereins Ringwiese (KVR), des Jenaer Karnevalsclubs (JKC) und der Schillerschule präsentierten ein farbenfrohes Programm und begeisterten das Publikum mit Musik, Tanz und guter Laune.

Pünktlich um 11:11 Uhr übergab Oberbürgermeister Thomas Nitzsche mit wenig Gegenwehr symbolisch den Rathausschlüssel an die Karnevalisten.


Doch das entmachtete Stadtoberhaupt erhielt auch ein Geschenk:


Als symbolisches Zeichen überreichten die Vereine einen „Generalschlüssel für Vereine“ – verbunden mit der Forderung nach bezahlbaren städtischen Räumen für das kulturelle Ehrenamt.


Thomas Hempel übergibt den „General“ für die Jenaer Vereine an OB Thomas Nitzsche.

JKC-Präsident Thomas Hempel bemerkte dazu, dass aufgrund der hohen Raummieten für gemeinnützige Vereine am Ende oft kaum Einnahmen übrig blieben – oder sogar Verluste entstünden.

Hinzu kämen Kosten für Technik, Programm, Dekoration und GEMA. „In anderen Städten würden Vereine bei solchen Veranstaltungen entlastet oder ganz von Gebühren befreit.“


Nitzsche nahm das Geschenk entgegen, äußerte sich jedoch nicht weiter zum Thema.

Ein besonderer Moment war der Auftritt von Rüdiger Grunow, einer Ikone des Jenaer Karnevals.


Der 76-Jährige, der sich in den letzten Jahren aus gesundheitlichen Gründen aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, richtete bewegende Worte an die Anwesenden:



Die Ikone des Jenaer Karnevals: Rüdiger Grunow.

„Es erwärmt mein Herz, wenn man die vielen jungen Menschen sieht, wie sie die Tradition weiterleben lassen. Wenn junge Menschen mit solcher Begeisterung bei der Sache sind, ist mir um die Zukunft des Jenaer Faschings nicht bange.“

Zum Abschluss der Feierlichkeiten spendierte der Braugasthof Papiermühle großzügig 50 Liter Freibier, das auf dem Marktplatz ausgeschenkt wurde – sehr zur Freude der Anwesenden.


Während der KVR bereits am kommenden Freitag mit einer Abendveranstaltung im Siedlerheim Schlegelsberg weitermacht, muss der JKC in diesem Jahr auf seinen Auftakt verzichten: Der Saal im Stadtteilzentrum „Lisa“ wird derzeit renoviert.

Auch wenn Jena nicht als Faschingshochburg gilt, bewiesen die Narren eindrucksvoll, dass die Stadt das närrische Brauchtum mit Herzblut und Lebensfreude pflegt. Die fünfte Jahreszeit hat begonnen – und Jena feiert mit.

Text: Dirk Sauerbrey
Fotos: Ben Baumgarten/JENPICTURES