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Ein Stadtteil prescht voran

Zu Bürgers Freuden: Jena-Lobeda wächst und gedeiht

Lobeda prescht voran: Durch aktuelle Bauprojekte entstehen neue soziale Wohnungen bei gleichzeitiger Erhöhung der Attraktivität.
Lobeda prescht voran: Durch aktuelle Bauprojekte entstehen neue soziale Wohnungen bei gleichzeitiger Erhöhung der Attraktivität.
Foto: Jürgen Scheere/Archiv
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Lobeda prescht voran: Mit Bauvorhaben, die sich keinesfalls nur in der Planungsphase befinden, sollen die Attraktivität des Stadtteils erhöht werden und neue soziale Wohnungen entstehen, wie uns Ortsteilbürgermeister Volker Blumentritt erzählt.

Jena. Lobeda wächst und gedeiht. Anders lässt es sich wohl nicht erklären, was uns Ortsteilbürgermeister Volker Blumentritt dieser Tage erzählte.

Während seiner Zeit als Ortsteilbürgermeister seit 1998 wurden gut drei Milliarden Euro in Lobeda investiert – Prunkstück natürlich das Universitätsklinikum als größter Arbeitgeber Thüringens.

Aber auch der Lobdeburgtunnel, der allein 170 Millionen Euro kostete, dafür jedoch auf dem ehemaligen A4-Gelände etwa 1.000 Arbeitsplätze geschaffen sowie die dortige Lärmbelästigung stark verringert hat. 30 Prozent Leerstand wandelten sich in Wartelisten.

Lobedas Ortsteilbürgermeister Volker Blumentritt: Ein Segen für Jenas größten Stadtteil. Sein Büro im Stadtteilzentrum LISA ist fast zu seinem zweiten zu Hause geworden. Foto: Johannes Pfuch

Und auch derzeit wird Lobeda weiter ausgebaut: sieben Bauvorhaben zählt Neulobeda, einige in der Planungsphase, andere wiederum längst im Bau befindlich. Man könnte denken, durch die Corona-Pandemie könne der Zeitplan dieser Vorhaben nicht mehr eingehalten werden, laut Blumentritt ist jedoch sogar das Gegenteil der Fall: „Es ist eher noch intensiver gearbeitet worden.“

Soziales Wohnen im Fokus

Erst letzte Woche wurde im Stadtrat der Bebauungsplan „Erlenhöfe“ in Wenigenjena beraten, der mehr als hundert neue, günstige Wohnungen vorsieht. Diese soziale Ader ist auch bei den Bauvorhaben in Lobeda das bestimmende Element.

So wird das neue Demenzzentrum in diesem Zusammenhang viele Einzelwohnungen bieten. In der Ziegesarstraße 9 bis 19 werden sogenannte smarte Quartiere mit allen denkbaren technischen Voraussetzungen entstehen. Und auch die derzeit in Jena-Ost befindlichen Wandlungswelten werden in der Erlangener Allee in Lobeda-Ost neu gebaut werden.

All diese Vorhaben verbindet, dass sie vom direkten Anschluss an die Klinik profitieren und insofern besonders für ältere Menschen gedacht sind. Per Knopfdruck können die Klinik und alle Dienstleistungen aus der eigenen Wohnung abgerufen werden. Das Gefühl, von außen abgeschnitten zu sein, soll gar nicht erst vorkommen. Laut Blumentritt könne so eine Alternative zu Pflegeheimen geschaffen werden.

Für junge Familien indes werden in der Ziegesarstraße 1 bis 7 derzeit 1-Raum-Wohnungen zu 2-Raum-Wohnungen mit Balkon umgebaut. Der Bedarf ist Blumentritt zufolge in den letzten Jahren enorm gestiegen.

Attraktivität stetig gesteigert, aber …

Dies liegt sicherlich nicht zuletzt an den Bemühungen der letzten Jahre, die betrieben wurden, um Lobeda attraktiver zu gestalten: Bereits im letzten Jahr erregte der Stadtteil international Aufmerksamkeit mit der Aktion „72 Stunden Urban Action“.

Mehrere der dabei gebauten Attraktionen stehen noch, laut Blumentritt war es eine tolle Aktion, die die Menschen zusammengebracht hat und „eine der größten Aufgaben, die JenaKultur je gemacht hat“. Immerhin dauerte die Planung mehr als zwei Jahre.

In Lobeda-West entsteht derzeit ein neues Jugendzentrum, sobald die Bauarbeiten dort abgeschlossen sind, beginnen die Arbeiten an der neuen Schwimmhalle. Das Ziel ist nichts Geringeres, als die modernste Schwimmhalle Thüringen zu schaffen, mit acht 50-Meter-Bahnen und ohne zeitliche Einschränkungen für Nicht-Berufs-oder-Vereins-Schwimmer. Ab 2023 sollen Schwimmer dann auf ihre Kosten kommen.

Kein Abriss der alten Schwimmhalle

Entgegen bisheriger Planungen soll das alte Schwimmhallengebäude nicht abgerissen werden. Blumentritt spielt mit dem Gedanken, das Gebäude ähnlich umzufunktionieren wie das Volksbad im Zentrum. Gespräche mit der Bädergesellschaft laufen diesbezüglich schon.

Blumentritt sagt dazu: „Die Ideen liegen auf der Straße und man muss versuchen, diese Ideen umzusetzen.“ Die Hege und Pflege der großen Wohngebiete (Lobeda, Winzerla) habe zum Aufschwung der Stadt insgesamt beigetragen.

„Wenn da 3, 4, 5 oder 6.000 Leute weggezogen wären und nicht wiedergekommen wären, dann wäre Jena keine Großstadt, sondern etwas wie Gera, dann hätten im Jahr mehrere Millionen an Fördergeldern aus Bund und Ländern gefehlt und Jena hätte sich vieles nicht leisten können“, fährt Blumentritt fort.

… Gastronomie und Ladengeschäfte bleiben (noch) fern

Und trotz alledem scheint Lobeda das Plattenbau-Image nach wie vor zu schaffen zu machen: beim neuen K1 von jenawohnen, das derzeit mit sechs Wohnungen und mehreren Arztpraxen bzw. Büros bezogen wird, findet sich kein Betreiber für das geplante Café.

Befragt nach der relativ dürftigen Gastro-Situation in Lobeda verweist Blumentritt darauf, dass es sich bei diesen Betrieben um Privatinvestitionen handelt, die sich auch rentieren müssen. Der Kauf von ein, zwei Kaffees im Jahr würden nicht reichen, die Betriebe zu erhalten.

Erschwert würde das ganze durch das gute Straßenbahnnetz. Boutiquen und Restaurants sind insofern eher im Zentrum angesiedelt, während Lobeda bei Waren des alltäglichen Lebens bereits recht gut versorgt sei.

Mit seinen erschwinglichen Mieten jedoch (Durchschnitt: 5,41 Euro) habe Lobeda weiterhin hohes Potenzial. Am Ende bleibt der Eindruck, dass dies bei allen Investitionen auch sichtbar ist und Lobeda sich in eine gute Richtung entwickelt. Gastronomie und Handel abseits von Alltagsgütern muss es aber noch von sich überzeugen.

Text: Johannes Pfuch