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Thüringen vor dem Kollaps

Stadt Jena fordert: Katastrophenfall ausrufen

Bürgermeister Christian Gerlitz fordert Ausrufung des Katastrophenfalls und äußert erneut scharfe Kritik an der Landesregierung.
Bürgermeister Christian Gerlitz fordert Ausrufung des Katastrophenfalls und äußert erneut scharfe Kritik an der Landesregierung.
Foto: Stadt Jena/Christoph Worsch
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Thüringen vor dem Kollaps: Jenas Stadtspitze fordert Ausrufung des Katastrophenfalls, flächendeckende Tests an Schulen sowie die Aussetzung der Präsenzpflicht und frühere Weihnachtsferien.

Jena. Bürgermeister Christian Gerlitz hat am Montagabend in einer Pressemitteilung die Ausrufung des Katastrophenfalls und sofortige Maßnahmen insbesondere zum Schutz von Schülerinnen und Schülern gefordert.

Die 7-Tage-Inzidenz in Thüringen (Stand 29.11.: 895) sei äußerst kritisch. Speziell das diffuse Infektionsgeschehen an Schulen und Kindergärten bereitet der Stadtspitze Sorgen.


Inzidenz bei 6- bis 10-Jährigen bei 1.500

So sei in Jena die Inzidenz unter den 6- bis 10-Jährigen mit 1.500 fast zweieinhalb mal so hoch wie im Durchschnitt der Stadtbevölkerung (29.11.: 650). Ohne zusätzliche Maßnahmen drohe eine "ungebremste Durchseuchung an den Schulen".

„Für uns hat das Offenhalten der Schulen eine besonders wichtige Priorität“, sagte Gerlitz. Um eine „stabile Infektionslage“ gewährleisten zu können, müsse es in Schulen und Kitas verpflichtende tägliche Tests geben. Zudem müsse die Präsenzpflicht, insbesondere in den Jahrgängen 1 bis 6, mindestens bis zu den Weihnachtsferien ausgesetzt werden.


Um den Schulen mehr Planungssicherheit zu geben, sollte zudem der Beginn der Weihnachtsferien auf den 13.12. vorgezogen werden.

„Die Leichtsinnigkeit des Ministeriums, Testmöglichkeiten in den Schulen zu untersagen, rächt sich nun“, so Gerlitz, der schon zu früheren Zeitpunkten das Krisenmanagement der Landesregierung scharf kritisiert hatte (wir berichteten).

Gesundheitssystem vor Kollaps

Zur Lage in Thüringen zeichnet Gerlitz ein düsteres Bild: „Nirgendwo ist die Kombination aus Inzidenzen und Belastungswert in den Kliniken so verheerend wie in Thüringen. Nun rasen wir ungebremst auf den Abgrund zu. Bereits heute müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass der Kollaps des Gesundheitswesens in wenigen Wochen eigentlich nicht mehr abzuwenden ist.“ 


Weiterhin verweist er darauf, dass nicht nur die Schulen und Kindergärten Treiber der aktuell sehr hohen Inzidenzen seien. Eine Absage sämtlicher privater wie öffentlicher Veranstaltungen sei daher alternativlos.

"Die Notlage ist schon eingetreten. Die heute neu Infizierten können schon klar absehbar in drei Wochen keine vollständige medizinische Versorgung mehr erwarten, selbst wenn die Infektionen nun rasch zurückgehen würden. Aus diesem Grund sollte auch Thüringen jetzt den Katastrophenfall ausrufen, um alle Instrumente zur Unterstützung des Gesundheitswesens und der Kliniken nutzen zu können."

Text: Dario Kregenow