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Ausverkauftes Arenarund

Fans in Jena feiern Tote Hosen, Polt und Well-Brüder

Campino von den Toten Hosen und Stofferl Well am Alphorn.
Campino von den Toten Hosen und Stofferl Well am Alphorn.
Foto: Ben Baumgarten
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Fans feiern Die Toten Hosen, Gerhard Polt und die Well-Brüder in der ausverkauften Kulturarena in Jena.

Jena. Die Toten Hosen, Gerhard Polt und die Well-Brüder zelebrierten mit Satire, Chaos, Kleinkunst, Rock ’n‘ Roll und Volksmusik ihre jahrzehntelange Freundschaft im ausverkauften Arenarund in Jena.

Das Areal vor dem Kulturarena-Gelände tauscht sein gewohntes Straßengrau in ein buntes Meer aus Menschen.


Hunderte, die keine Karte ergattern konnten, verfolgten das Konzert auf dem Engelplatz.

Vor und auf dem Theatervorplatz warten unzählige Jenaer und Jenenser in heller Aufregung auf den groß angekündigten Act, Bier, Schaumwein und Brause fließen und das Fleckchen vor der Post wirkt wie ein überdimensional großes Wimmelbild.


Bereits 9 Uhr morgens saßen die ersten Hardcore-Fans vor dem Gelände, zum abendlichen Einlass folgten stürmische Sprints durch die Schleusen.


Und das alles nur, weil Polt und die Gebrüder Well eben unbedingt noch einmal mit einem Nightliner fahren wollten. Da wurde flugs ein ganz spezielles Format ins Rollen gebracht:


Die „Forever“-Tour verleiht Anlass, ein jahrzehntelanges Band der Seelenverwandtschaft zwischen den vermeintlich ungleichen Protagonisten aus Bayern und dem Ruhrpott auf die Bühne zu bringen.

So wundert es auch nicht weiter, was an diesem Abend der Kontraste auf dem Jenaer Theatervorplatz seinen Lauf nahm – Gegensätze ziehen sich schließlich an.

Wie tief ist der Schleichersee?

Sie haben es wohl selbst gemessen – vier Meter tief. Die Begrüßung an das Jenaer Publikum setzte nicht nur Akzente, sie gingen kompromisslos und begründet in die Vollen: „Heute sind wir im Thüringer Land, wo manche wieder grüßen mit erhobener Hand“ und auch Jena als „Stadt der großen Baustellen“ erhält seine Bühne.


Aufwärmphase? Brauchten sie nicht! Polt, die Well-Brüder und Die Toten Hosen waren bereits in Höchstform und demonstrierten in eingespielter Manier die unwiderstehliche Anziehungskraft vermeintlicher Gegensätze.

Alphörner treffen auf Gitarrenriffs


Wenn Die Toten Hosen mit Trompete und Alphorn bewaffnet sind, Polt einen scharfzüngigen Ausflug Richtung Sonneberg macht und die ganze Mannschaft mit Brummtopf auf der Bühnenkante sitzt, wird das Ausmaß der Forever-Tour ersichtlich.


Das einmalige Zusammenspiel dieser verschiedenen musikalischen Welten kam beim Publikum an und entwickelte sich schnell zu einem kulturellen Kraftwerk mitten auf dem Jenaer Theatervorplatz.

"Polt und die Well-Brüder öffnen sich der Rockmusik, dafür beschränken die Hosen sich auf akustische Instrumente und machen jeden bayerischen Mundart-Wahnsinn mit. Man respektiert sich, auch wenn man sich nicht immer versteht." So wurde es angekündigt. So sollte es sein.

Finale mit Herz und Seele

Das Sitzkonzert mit ausgiebigen Steheinheiten regt nicht nur den Kreislauf, sondern auch die ein oder andere Zelle im Kopf an.


„In Bayern braucht man keine AfD, wir haben die CSU“ geben die Well-Brüder zum Besten und nachdem „Schleichersee, wann seh’ ich dich endlich wieder! Schleichersee ich komm’ zurück zu dir“ durchs Arenarund zog, wurde Jena mit Eisgekühltem Bommerlunder belohnt: „Eine Stadt, in der Schiller Wallenstein geschrieben hat, eine Stadt voll Lyrik, wie sie es soeben bewiesen hat.“

Über 1.650 Jenenser, Jenaer und Freunde stimmten ein.

Dieser Abend wird Jena im Gedächtnis bleiben – das ist, der Stadt zumindest zu wünschen.

Text: Anna Fuhlbrügge
Fotos: Ben Baumgarten