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Begrenzter Wohnraum

Steigende Einwohner: Deutlicher Mietanstieg in Jena

Mit dem Zuzug von Einwohnern steigen auch die Mieten in Jena stetig an.
Mit dem Zuzug von Einwohnern steigen auch die Mieten in Jena stetig an.
Foto: Jürgen Scheere/Archiv
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In Ostdeutschland ist das Wohnen günstig, doch in Jena wie auch anderen Universitätsstädten wohnt es sich deutlich teurer. Mit steigenden Einwohnerzahlen zogen die Mietpreise an.

Jena. In mehr als 75 Prozent der Regionen Ostdeutschlands kostet der Quadratmeter Wohnfläche bei einer Neuvermietung unter sieben Euro. Doch in einigen Städten wohnt es sich deutlich teurer. Dies ist vor allem in Studentenstädten wie Jena der Fall. Ein Grund für die überdurchschnittliche Mietpreisentwicklung ist die steigende Einwohnerzahl.

Preisanstieg in Berlin und im Berliner Speckgürtel

Es wird eng in Berlin und teuer noch dazu. Die Landeshauptstadt zieht Jahr für Jahr neue Bewohner an, was sich auch deutlich auf dem Wohnungsmarkt bemerkbar macht. Da der Wohnraum im Stadtinneren knapp und teuer wird, ziehen immer mehr in Berlins Speckgürtel.



Dort entstehen neue Wohnquartiere und alte werden renoviert. So soll mehr Wohnraum geschaffen werden, damit der Nachfrageüberhang nicht zu groß wird und Wohnen auch bezahlbar bleibt.

Insbesondere für Familien ist das Berliner Umland aufgrund seines Grüns und der Nähe zur Stadt ein idealer Wohnort. Dort können die Kinder in ländlicher Umgebung aufwachsen und dennoch die Vorzüge der nahen Großstadt genießen.

Steigende Mietpreise in Jena

Jena ist eine der bekanntesten Studentenstädte Ostdeutschlands und zieht Tausende junge Menschen an. Kein Wunder, die Stadt bemüht sich schließlich unter anderem mit einer Hauptwohnsitzkampagne, junge Menschen anzulocken:

Mit den Slogans „Bekenne Farbe – Meld dich um!“ und „Misch dich ein – Meld dich um!“ warb die Stadt dafür, dass Studenten ihren Hauptwohnsitz nach Jena verlegen und dafür eine Prämie in Höhe von 120 Euro erhalten.

Damit möchte die Stadt mehr junge Leute anlocken, um die Wirtschaft anzukurbeln und das Stadtbild zu beleben. Dies war von Erfolg gekrönt: Im Jahr 2019 meldeten 2.116 Zugezogene ihren Hauptwohnsitz in Jena an.



Speziell zu Beginn des Semesters ist Wohnraum besonders gefragt. Durch den Zuzug vieler Studenten sind 1-Raum-Wohnungen besonders begehrt. Die Devise lautet also: Schnell sein und bei der Wohnungsbesichtigung mit Sympathie und guter Vorbereitung punkten.

Mit dem Zuzug von Einwohnern steigen auch die Mieten in Jena stetig an. Heute kostet der Quadratmeter laut eines Vergleichs der Angebotsmieten von immowelt 9,20 Euro. Das ist ein Plus von zwei Prozent zum Vorjahr.

Damit der Preisanstieg nicht überhandnimmt, gibt es seit 2020 eine Grenze für Mietsteigerungen. Vermieter dürfen nun innerhalb von drei Jahren die Mietpreise um maximal 15 Prozent nach oben korrigieren.



Zusätzlich zur Beschränkung der Mietpreissteigerung wird auch in der Stadt selbst viel getan. Das bekannte Viertel Lobeda wird mithilfe von Sanierungsmaßnahmen weiter ausgebaut und bietet künftig noch mehr bezahlbaren Wohnraum für Jenas Bürger.

Leichte Preisanstiege in Leipzig und Dresden

Berlin und Jena sind nicht die einzigen Städte mit steigenden Mieten. Preisanstiege sind auch in Leipzig und Dresden zu verzeichnen. In Leipzig kletterte seit 2019 der Preis pro Quadratmeter um vier Prozent nach oben. In Dresden waren es der immowelt-Auswertung zufolge im selben Zeitraum drei Prozent.

Ostdeutschland wird für viele Arbeitssuchende attraktiver, denn seit der Wiedervereinigung hat sich viel getan. Industrieansiedlungen in Sachsen führen dazu, dass die Kaufkraft und das Lohnniveau steigen.



Große Unternehmen wie Bosch, BMW oder Porsche haben längst die Vorzüge der ostdeutschen Regionen erkannt und in den vergangenen Jahren kräftig investiert. Durch den Mitarbeiterbedarf steigt auch die Nachfrage nach Wohnraum.

Dresden und Leipzig sind heute nicht nur für Arbeitnehmer, sondern auch für Studenten attraktiv: Universitäten und Hochschulen locken immer mehr Studierende in die sächsischen Städte. Darauf sind die Studentenwerke gut vorbereitet, denn es steht bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung.

In Dresden wurden beispielsweise in den letzten Jahren zahlreiche alte Studentenwohnungen saniert und zu bezahlbaren Mietpreisen bereitgestellt. Gleiches gilt für Leipzig: Das Leipziger Studentenwerk saniert aktuell sein größtes Wohnheim, das mehr als 1.000 Wohnraumplätze für Studierende bieten soll.



Halle, Magdeburg und Schwerin bleiben konstant

Während in Berlin und im Berliner Umland die Mieten rasant steigen, dürfen sich die Bewohner in Halle, Magdeburg und Schwerin über konstante Preise freuen. Laut der immowelt-Auswertung liegen die Mietpreise in Halle und Magdeburg im ersten Halbjahr 2020 bei sechs Euro und in Schwerin bei sieben Euro – unverändert zum Vergleichszeitraum im Vorjahr.

Es gibt aber auch dort einzelne Viertel, in denen Wohnen zum echten Luxus wird. Bestes Beispiel dafür ist das Paulusviertel in Halle. Die Mieten inmitten der grünen Oase sind deutlich höher als im Rest der Stadt. Trotzdem richtet sich Halle nicht nur an Luxus-Mieter, sondern bietet auch Wohnraum im unteren Preissegment.

Auch in Schwerin gibt es teurere Wohngegenden. Ein Beispiel ist die Altstadt. Die sanierten Wohnungen im historischen Ambiente sind dort nicht nur beliebt, sondern erfordern auch etwas mehr Budget.



Hochpreisige Wohnmöglichkeiten bietet Schwerin auch direkt am Wasser. Dazu gehören beispielsweise spannende Wohnprojekte wie das Jagdschloss Friedrichsthal, die Residenz am Pfaffenteich oder die alte Brauerei. Direkt am Lankower See gibt es zudem attraktiven Wohnraum mit klassischen Klinkerfassaden im typisch norddeutschen, roten Look.

Auf der Halbinsel des Schweriner Sees werden auch exklusive Stadthäuser und Mietwohnungen in den Waisengärten angeboten. Dieser Wohnraum kostet etwas mehr, bietet aber unmittelbare Nähe zur historischen Altstadt. Zudem ist das Schweriner Schloss in Sichtweite.

Ostdeutsche Städte werden attraktiver

In den Ostdeutschen Metropolen wird das Wohnen immer attraktiver. Hingegen herrscht in den ländlichen Gebieten ein vergleichsweise günstiges Preisniveau vor, denn dort schwindet die Bevölkerung und es gibt zum Teil Leerstand.

In 58 von 76 Stadt- und Landkreisen, die immowelt in Ostdeutschland untersucht hat, liegt der Neuvermietungs-Quadratmeterpreis unter sieben Euro.

Text: Susann Schmidt