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Thüringens Innenminister in Jena

Poppenhäger fordert Verschärfung des Strafrechts

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Niedrigste Zahl von Wohnungseinbrüchen und höchste Aufklärungsquote in Deutschland: Thüringen will dennoch mehr Sicherheit für die Bürger. Minister fordert Verschärfung des Strafrechts.

Jena. "Wohnungseinbrüche sind kein Kavaliersdelikt, sondern eine schwere Straftat". Thüringens Innenminister Holger Poppenhäger (SPD) will mit stärkerer Aufklärung und einer Verschärfung des Strafrechts vor allem gegen bandenmäßig betriebene Einbrüche in Wohnhäuser und Wohnungen vorgehen. Dies erklärte der Minister beim Besuch der Polizeilichen Beratungsstelle der LPI Jena am 30. Juli 2015. Das Strafmaß sollte nach Ansicht der Thüringer Regierung in schweren Fällen auf ein Mindestmaß von einem Jahr ohne Bewährung angehoben werden.

Ob Thüringen eine Prognosesoftware über zu erwartende Einbrüche übernehmen werde, hänge von den Ergebnissen einer Testphase ab, die in mehreren Bundesländern laut Innenministerkonferenz durchgeführt werde, so Poppenhäger.

Bei diesen speziellen Vorwarnsystemen werden eine Reihe von Daten wie Einbruchshäufigkeit, Wetter, städtebauliche Konstellationen gesammelt und mit einem Algorithmus  berechnet, wo mit hoher Wahrscheinlichkeit die nächsten Einbrüche stattfinden könnten. Ein Kritikpunkt gerade von Polizeibeamten verweist auf das für die Datenerhebung eingesetzte Personal, das dann für Fahndung und Beobachtung fehlen würde.

Schon mehr Aufklärung, beispielsweise über die in allen Landespolizeiinspektionen vorhandenen und für Bürger kostenlosen Beratungsstellen, könnte die Zahl der Wohnungseinbrüche reduzieren helfen. Poppenhäger hat bei seinem Jena-Besuch erstmals eine solche Beratungsstelle kennengelernt.

Kriminaloberkommissar Steffen Pönisch demonstrierte an Fenstern, wie Bürger mit einem gewissen finanziellen Mehraufwand die "Einstiege" von Tätern besser sichern könnten. Alarmanlagen, erklärte Pönisch, sollen keinen Einbruch verhindern, sondern melden und seien nur in Kombination mit mechanischen Schutzmaßnahmen sinnvoll. Auch die gegenseitige Hilfe von Nachbarn, die ein Auge auf andere Grundstücke werfen, könnte potenzielle Straftäter abschrecken.  

In Thüringen war die Zahl versuchter und vollendeter Wohnungseinbruchsdiebstähle von 1.183 im Jahr 2013 auf 997 im vergangenen Jahr zurückgegangen.

Text: Andreas Wentzel