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Stadt erteilt Baustopp

Wegen Kostenexplosion: Aus für Inselplatz-Parkhaus in Jena

Blick auf die Großbaustelle am Inselplatz in Jena.
Blick auf die Großbaustelle am Inselplatz in Jena.
Foto: Michael Baumgarten/Archiv
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Wegen der Kostenexplosion zieht die Stadt Jena die Notbremse und stoppt das Bauprojekt "Parkhaus am Inselplatz".

Jena. Die Stadt Jena wird dem Stadtrat in seiner Juli-Sitzung eine Beschlussvorlage zum Stopp des Baus für das Inselplatz-Parkhaus zur Entscheidung vorlegen.

Vor dem Hintergrund der enorm gestiegenen Baukosten in Folge des Ukraine-Krieges werden die Kosten für das Parkhaus aktuell mit bis zu 31 Mio. Euro geschätzt. Beim Start des Projektes waren 9 Mio. Euro veranschlagt worden.


In einem Pressestatement des Oberbürgermeisters Thomas Nitzsche begründet er sein plötzliches Handeln:

"Die Entscheidung, die Ausschreibung für das Parkhaus aufzuheben, ist mir nicht leicht gefallen. Aber alles andere wäre unverantwortlich mit Blick auf die dramatisch gestiegenen Kosten und das immer noch zunehmend unsichere Umfeld, in dem Bauprojekte aktuell realisiert werden müssen."

Weiter heißt es "Auch der Ansatz über die Preisgleitklausel hat am Ende nicht verhindern können, dass die eingegangenen Angebote unsere finanziellen Möglichkeiten übersteigen.


Dann ist Geradlinigkeit gefragt, Politik darf sich nicht am Unmöglichen aufreiben. Stattdessen schauen wir nach vorn und sehen: Wir können sowohl dieses Projekt am selben Ort verändern, neu starten als auch andernorts ein Mehr an Stellplätzen bringen."

Vor der Entscheidung, das Inselplatz-Parkhaus nicht zu bauen, wurden Alternativen für innenstadtnahe Parkplätze bereits geprüft.

Christian Gerlitz, Bürgermeister und Stadtentwicklungsdezernent, sagt: "Wir sehen mit dem Parkhaus Wiesencenter in unmittelbarer Entfernung eine große Anzahl an Stellplätzen, die wir in die künftigen Planungen für die östliche Innenstadt einbeziehen können.


Das Wiesencenter war bei der ursprünglichen Entscheidung für das Inselplatz-Parkhaus noch nicht vollständig berücksichtigt, hat sich nun aber durch die erfolgreiche Revitalisierung des Einkaufscenters als weiterer Standort für innenstadtnahe Parkplätze herausgestellt."

Wie Gerlitz mitteilt, seien für die westliche Innenstadt, speziell den Eichplatz, sehr intensive Gespräche mit der STRABAG geführt wurden, die die Möglichkeit sichern können, anstatt der bisher geplanten eingeschossigen Tiefgarage mit einer zweiten Ebene die Kapazität fast zu verdoppeln.

Der Dezernent sieht im Zusammenspiel mit dem städtischen Parkleitsystem, dass trotz der Reduzierung am Inselplatz, die Stadt ausreichend Stellplätze in der Innenstadt vorhalten wird.

"Wir können jeden Euro nur einmal investieren und insbesondere im Schulbaubereich stehen wir vor notwendigen Baumaßnahmen, bei denen wir mit genau denselben Verwerfungen bei den Baukosten stehen werden.


Vor diesem Hintergrund 422 Stellplätze für jeweils etwa 70.000 zu errichten, können wir nicht verantworten.

Mit Blick auf das Bauvorhaben am Eichplatz erscheint zudem die Kombination von Parkanlagen und Gewerbe-/ Wohnbauflächen in der Kostenkalkulation deutlich erfolgversprechender.", so Gerlitz.

Für den Inselplatz wird dieses Modell jetzt ebenfalls geprüft, um die für den Betrieb des Campus der Universität benötigten etwa 200 Stellplätze zu erreichen.


Hintergründe zum Bauprojekt „Inselplatz-Parkhaus“

Das Wettbewerbsergebnis zur Umsetzung des Universitätscampus Inselplatz sah u.a. vor, direkt an der Straße „Am Anger“ ein Parkhaus zu errichten. In diesem sollte der Stellplatzbedarf des Uni-Campus abgesichert und die weggefallenen Stellplätze auf der Brache „Inselplatz“ kompensiert werden. Ein Bebauungsplan mit Planungsrecht für ein Sondergebiet „Parkhaus“ wurde geschaffen.

Schon im Zuge der Planungsphasen sind die Kosten für das Parkhaus stark angestiegen. Erste Untersuchungen aufgrund grober Schätzungen gingen von Gesamtbaukosten von 9,2 Mio. Euro aus. Diese entwickelten sich im Laufe der Planung im Jahr 2019 auf 19,5 Mio. Euro und lagen vor Ausschreibungsbeginn (Februar 2022) bei 20 Mio. Euro.


Hauptgründe hierfür sind der exponierte Standort (hoher Anspruch Architektur/ungünstige Kubatur), hohe Anforderungen an den Nachbarschaftsschutz (Lärm/Schadstoffe/Entlüftung) und zuletzt die aktuelle Baupreisentwicklung. Das Projekt durchlief aus diesem Grund zwischen 2019 und 2021 mehrere Optimierungsphasen (z.B. Fassaden/Wegfall Büronutzung/ Untersuchungen Stahl-/Betonbauweise).

Aus dem nun vorliegenden Ergebnis der öffentlichen Ausschreibung der Grundkonstruktion des Parkhauses lässt sich ableiten, dass die Gesamtbaukosten des Parkhauses bei ca. 28 Mio. Euro – das entspräche 66.000 Euro je Stellplatz – liegen dürften.

Die aktuelle Erwartungsspanne für die Gesamtkosten auch unter Berücksichtigung der Stoffpreisgleitklausel liegen bei einem „Best Case“ von 24 Mio. Euro (57.000 Euro je Stellplatz) bis zu 31 Mio. Euro (73.000 Euro je Stellplatz) im „Worst Case“, wobei der Kommunalservice Jena die Wahrscheinlichkeit des Worst Case für deutlich höher einschätzt.

Quelle: Stadt Jena