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Fridays for Future

250 Teilnehmer bei Klima-Demo in Jena

Bei einer Klima-Demo in Jena nahmen am Freitagnachmittag rund 250 Demonstranten teil.
Bei einer Klima-Demo in Jena nahmen am Freitagnachmittag rund 250 Demonstranten teil.
Foto: Ben Baumgarten
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Fridays for Future: Mit einer Demo durch Jenas Innenstadt machten am Freitagnachmittag rund 250 Teilnehmer erneut auf die Klimakrise aufmerksam.

Jena. Fridays for Future meldete sich mit rund 250 Menschen mit der ersten größeren Demonstration dank aktuell minimaler Infektionszahlen am Freitag in Jena zurück.

In Reaktion auf die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands wurde mit einer Schweigeminute für alle Opfer der Klimakrise begonnen. Anschließend verlief die Kundgebung mit Demorufen nach Klimagerechtigkeit gewohnt lautstark. Die Veranstaltung endete mit einer Tanzdemo im Paradiespark.



Ein Mitglied der Jenaer Ortsgruppe berichtet: „Wir haben beraten, wie wir mit der Flutkatastrophe umgehen können und entschieden: Wir wollen und müssen trotzdem laut und wütend sein im Angesicht einer Regierung, die vom Bundesverfassungsgericht zu Klimaschutz gezwungen werden muss. Wir müssen trotzdem demonstrieren angesichts der kommenden Bundestagswahl und den existenziellen Entscheidungen, die anstehen.“

Dass die öffentliche Aufmerksamkeit auf dem Klimathema jetzt erst aufgrund einer akuten Katastrophe hierzulande zurückkehrte, wurde kritisch thematisiert: „Dass uns das Leiden und Sterben in der Flutkatastrophe nun so betroffen macht, weil es geografisch so nahe gerückt ist, ist vielleicht schlicht menschlich.



Aber: Dass das Leid uns als Gesellschaft erst wirklich betroffen macht, wenn es uns schon selbst betrifft, dass eine Klimakatastrophe erst Schlagzeilen hergibt, wenn sie das Leben von Staatsbürger*innen Deutschlands kostet, legt schmerzlich offen, was wir systematisch ausblenden: das Leiden und Sterben der anderen. Es ist im kolonialen, rassistischen Denken hängen geblieben, Menschenleben aufgrund ihrer Herkunft mehr oder weniger wert sein zu lassen.

All die Menschen zu vergessen, die entlang des Äquators oder an den Küsten dieser Welt gerade noch leben können oder schon fliehen müssen – den Verlust ihrer Lebensgrundlagen, die die Klimamodelle ganz klar vorhersagen, einfach mit einzukalkulieren – ist einfach menschenverachtend.“

Es wurde eindringlich daran erinnert, dass Treibhausgase an keinen Ländergrenzen haltmachen und die Klimafrage daher immer eine Gerechtigkeitsfrage bleibt: Die meisten Opfer und schlimmsten Folgen sind und bleiben im Globalen Süden – die größten Verursacher sind wir im Globalen Norden.



Wut wurde zudem in einem Redebeitrag über die derzeitige Ausnutzung der Flut-Kulisse zur Selbstbeweihräucherung derselben Politiker*innen geäußert, die ein systematisches Umsteuern seit Jahren verhindern:

„Wenn jahrzehntelange Mahnungen der Klimaforschung und massenhafte Klimagerechtigkeits-Proteste nicht zum Handeln bewegt haben, denen widersprechen wir lautstark, wenn sie nun plötzlich vor laufenden Kameras im Katastrophengebiet zu Klimakämpfer*innen werden wollen.



Wenn sich ein Kanzlerkandidat, dessen Partei im Klimaschutz nur durch, radikales Nichtstun‘ auffällt, wie kürzlich eine Titelzeile lautete, so tut, als hätte er persönlich den Klimaschutz erfunden, ist dies pure Heuchelei.“

Es sei an der Zeit für Demut gegenüber den Klima-Aktivist*innen, die diffamiert, kriminalisiert und verfolgt wurden, statt ihre Botschaft ernst zu nehmen. Es sei Zeit, sich für die Blindheit und Ignoranz gegenüber einer Katastrophe mit Ansage und Vorausberechnung angemessen zur entschuldigen.

Stattdessen wurden erst kürzlich neue Gesetze geschaffen, die eine gezielte Verhinderung der Klimaproteste ermöglichen sollen und den Ausbau erneuerbarer Energien noch mehr zurückdrängen.


Positiv hervorgehoben wurde der unerwartet progressive Beschluss zur Klimaneutralität in Jena, mit dem sich der Stadtrat Mitte des Monats dem Bürger*innenbegehren „Klimaentscheid“ anschloss.

Bundesweit ist Klimaneutralität bis 2035 – wie jetzt zumindest für Jena beschlossen – eine der Kernforderungen von Fridays for Future. In Jena werde man mit dem zu erstellenden Klima-Aktionsplan eine Messlatte für die zukünftige Stadtpolitik erhalten und könne bald jederzeit sehen, ob Jena auf dem Weg bleibt, das 1,5°-Ziel einzuhalten.

Den nächsten globalen Klimastreik kündigte die Bewegung für den 24.09. an – passenderweise zwei Tage vor der Bundestagswahl.

Quelle: Fridays for Future Jena
Fotos: Ben Baumgarten