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370.000 Euro für Denkmalschutz

Jenaer Anatomieturm: Sanierung sichert Überleben

Der Jenaer Anatomieturm wird bis Jahresende saniert.
Der Jenaer Anatomieturm wird bis Jahresende saniert.
Foto: Andreas Wentzel
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Die Sanierung des Anatomieturmes am Leutragraben hat begonnen. Die zukünftige Nutzung des Denkmals ist noch offen. Das ergab ein Vor-Ort-Termin am heutigen Donnerstag.

Jena. Bis Jahresende soll die denkmalgeschützte Ruine ein Glasdach erhalten, Mauerwerk und Gewölbekeller sollen ertüchtigt werden. Die Kosten von 340.000 Euro tragen je zur Hälfte das Uniklinikum Jena, zu dessen Liegenschaften der Turm gehört, und die Stadt. Letztere wiederum erhält zwei Drittel aus dem Bund-Länderprogramm „Aktive Stadt- und Ortssteilzentren“.

Eine der drei Schießscharten im Gewölbekeller des ursprünglichen Wehrturmes.Der Wehrturm mit seinen drei für Kanonen geeigneten Schießscharten wurde laut Stadtarchäologe Matthias Rupp in den westlichen Stadtgraben hinein gebaut. Als Teil der ab ca. 1300 errichteten Stadtmauer, um einen eventuellen Ansturm der Hussiten abwehren zu können. Auch wenn die genaue Bauzeit nicht bekannt ist, sei der Turm jünger als der Pulverturm.

Der Zahn der Zeit, die Ausbesserung mit verschiedenen Baumaterialien und die „Ansiedlung“ von Büschen hatten dem 1,20 m starken und 5,50 m über dem heutigen Erdboden aufragenden Mauerwerk mächtig zugesetzt. Die Mauern im Erdreich sind ca. drei Meter hoch.

Ab 1558, dem Unigründungsjahr, sollen im Turm anatomische Studien betrieben worden sein. Als „Anatomisches Theater“ mit zunächst 60 Plätzen wurde der Turm ab 1750 genutzt. Lokale Berühmtheit erlangte der Turm durch Goethe, der hier den menschlichen Zwischenkieferknochen entdeckte, wenn auch erst nach französischen Forschern. Weniger bekannt ist, dass auch die Brüder Alexander und Wilhelm Humboldt im Turm arbeiteten.

Um 1850 begann die Nutzung als Eiskeller, wahrscheinlich für die daneben liegende universitäre Brauerei. Der Turm wurde anschließend im Geiste des Romantizismus als „künstliche Ruine“ erhalten. Nach Abschluss der Sanierung könnte er als Austellungsraum Verwendung finden, sagte UKJ-Projektleiter Dr. Christian Graudenz.

Text: Andreas Wentzel