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Betriebsstart vor 40 Jahren

ZKA Jena: Das saubere Geschäft mit dem Abwasser

Wasser und Abwasser: Norbert Comuth zeigt Ausgangs- und Endzustand der Abwasserklärung in der Zentralkläranlage Jena.
Wasser und Abwasser: Norbert Comuth zeigt Ausgangs- und Endzustand der Abwasserklärung in der Zentralkläranlage Jena.
Foto: Andreas Wentzel
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Endlich mal ein Anlass, ein 40-jähriges Jubiläum anerkennend begehen zu können. Ohne Übelkeit verursachenden Beigeschmack. Die Zentralkläranlage Jena erledigt das schmutzigste flüssige Geschäft in der Stadt Jena. Und das geruchlos.

Jena. „Trinkwasser ist es nicht, aber die Qualität von Bäderwasser erreichen wir.“ Ein Fazit am Ende eines kilometerlangen und mehrstufig strukturierten Verfahrens, das Norbert Comuth zum „Tag der offenen Tür“ am 4. Juni zieht. Der Pensionär und Experte für Abwasserklärung hält zwei Glasbehälter hoch.

Das eine mit dunkler Brühe gefüllt. So, in der ersten, mechanisch betriebenen Klärstufe von den eingebauten Grob- und Feinrechen sowie Sand- und Fettfang bereits von Feststoffen wie Monatsbinden, Kondomen, Steinen oder toten Tieren erlöst, wird das Abwasser in der Zentralkläranlage (ZKA) im Norden Jenas zwischen den Ortsteilen Zwätzen und Kunitz von unerwünschten Chemikalien befreit.  

Im zweiten Behälter das flüssige Endprodukt eines aufwändigen Entzugs von Stoffen, die nicht in die Saale fließen sollen und dürfen. 14.000 Kubikmeter Abwasser müssen Tag für Tag mechanisch, chemisch und biologisch gereinigt werden. Gesteuert und überwacht von qualifizierten Mitarbeitern der Stadtwerke Energie Jena-Pößneck, die im Auftrag des Zweckverbandes JenaWasser die ZKA betreiben.

Schmutzwasser aus der Waschmaschine, der Toilette, der Badewanne, vermischt mit den Abwässern der Gewerbetreibenden, Industrie, Institute, öffentlichen Einrichtungen, fließt über das 840 km lange Kanalsystem - Jena betreibt eine Mischwasserkanalisation, die den Regen im selben Rohrsystem ableitet - in die ZKA. 98,5 Prozent der 106.000 Einwohner sind aktuell angeschlossen, die täglich im Durchschnitt 90 Liter Abwasser (DDR-Zeit: 200 Liter) verursachen. JenaWasser geht von ca. 900 Bewohnern aus, die auch perspektivisch nicht angeschlossen werden können und eigene Anlagen erhalten.

Und es war eben vor knapp 40 Jahren, am 1. November 1976, als eine langfristig geplante, zentrale Kläranlage für Jena endlich fertig gestellt wurde. Weitere fünf Jahre später wird die nur bedingt reinigende mechanische um die biologische Klärung erweitert. Zwischen 1998 und 2001 wurde Jenas Abwasserentsorger an EU-Standards angepasst, ab 2005 technisch nochmals aufgerüstet. Mikroorganismen – mit und ohne Sauerstoffzufuhr - entsorgen in dem großen, kaskadenförmig angelegten Becken mit dem Belebtschlamm zwischen 95 und 98 Prozent der im Abwasser gelösten Chemikalien wie Kohlenstoff-, Stickstoff- und Phosphorverbindungen.

Seit 2014 arbeitet die ZKA energetisch autark, außer bei Starkregen. Der in den Klärbecken anfallende Faulschlamm wird in den drei Faultürmen gesammelt, erzeugt dort Methangas, dessen Verbrennung wiederum die Stromgeneratoren in einem eigens errichteten und vom Bundesumweltministerium geförderten Blockheizkraftwerk antreibt. Die jährlich übrigbleibenden 7.500 t Schlamm, der Fachmann spricht von entwässerter Originalsubstanz, werden kostenpflichtig an eine Firma abgegeben, die diese Erde als Düngemittel verkauft.

Text: Andreas Wentzel