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Streichpläne für Berufsschulen

Jenaer Handwerk lehnt Netzplan der Landesregierung ab

Auch am Jenaer Berufsschulzentrum „Karl Stoy“ sollen ab dem kommenden Lehrjahr zwei Ausbildungsrichtungen gestrichen werden. Das regionale Handwerk lehnt die Pläne der Landesregierung ab.
Auch am Jenaer Berufsschulzentrum „Karl Stoy“ sollen ab dem kommenden Lehrjahr zwei Ausbildungsrichtungen gestrichen werden. Das regionale Handwerk lehnt die Pläne der Landesregierung ab.
Foto: Andreas Wentzel
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Laut Landesregierung sollen am Standort Jena vier Ausbildungsberufe gestrichen werden. Dagegen protestieren die regionalen Handwerksbetriebe und die CDU.

Jena. Protestbrief beschlossen: Die Kreishandwerkerschaft Jena/Saale-Holzland-Kreis (KHS) lehnt strikt das Thüringer Berufsschulnetz 2016/2022 der rot-rot-grünen Landesregierung ab. Damit werde der Berufsschulstandort Jena in unzulässiger Weise dezimiert, erklärten die Vertreter des regionalen Handwerks.

Der von Kultusministerin Birgit Klaubert (Die Linke) vorgelegte Plan zur „Straffung des Berufsschulnetzes“ sieht aufgrund der nahezu halbierten Schülerzahlen in 10 Jahren auf aktuell 41.000 die Streichung der Ausbildung von Bauleuten, Elektronikern, Steuerfachangestellten und Bankkaufleuten am Standort Jena vor. Betroffen sind das Staatl. Berufsschulzentrum für Wirtschaft und Verwaltung „Volkmar Stoy“ und das Staatl. Berufsschulzentrum in Göschwitz.

Die dürfen ab dem Schuljahr 2016/2017 in den o.g. Fachrichtungen keine neuen Schüler aufnehmen. Die älteren Azubis müssen in Berufsschulen nach Weimar, Gera und Unterwellenborn wechseln. Die Stadt Jena hat kürzlich gegen den Netzplan vor dem Verwaltungsgericht Gera Klage eingereicht.

MdB Albert H. Weiler (CDU) hat die Aktion der KHS initiiert. „Man darf Berufsschulen nicht unter dem rein wirtschaftlichen Aspekt sehen“, erklärte der Direktmandatsinhaber im Wahlkreis Jena-Gera-SHK. Zudem monierte er die „fehlenden Rahmenbedingungen“ des Konzeptes. Vor allem Berufsschüler aus dem ländlichen Raum würden aufgrund deutlich größer Schulwege negativ betroffen sein und deren Auswahlmöglichkeiten in der Berufsausbildung eingeschränkt werden. Bernd Mächler, Obermeister der Elektroinnung Ostthüringen, verwies auf die Langzeitfolgen: „Wenn eine Ausbildungsrichtung einmal weg ist, kommt die nicht wieder“. Mächler befürchtet eine Verschärfung des Fachkräftemangels in den Handwerksbetrieben der Region.

Eberhard Hertzsch, Werkleiter von jenarbeit, erklärte, für Azubis aus einem sozial schwierigen Umfeld würden sich die Pläne besonders schlecht auswirken. Bereits heute kämen aus dieser Gruppe viele Ausbildungsabbrecher. Oft könnten Familien die anfallenden Mehrkosten nicht tragen.

Mit einem Brief an die Regierung wollen die regionalen Handwerksbetriebe die Landesregierung zum Einlenken bewegen. Dies war bereits vor drei Jahren erreicht worden, als ähnliche Pläne von der CDU-SPD-Koalition zurückgenommen wurden.

Text: Andreas Wentzel