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26 Jugendliche in Schöngleina

Einblick in den Alltag: Clearinghaus für minderjährige Flüchtlinge

Deutschlehrerin Barno Mirzaeva mit ihren Schülern im Clearinghaus Schöngleina. Hier werden aktuell 26 minderjährige Flüchtlinge betreut.
Deutschlehrerin Barno Mirzaeva mit ihren Schülern im Clearinghaus Schöngleina. Hier werden aktuell 26 minderjährige Flüchtlinge betreut.
Foto: Andreas Wentzel
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„Tag der offenen Tür“ im Clearinghaus für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Schöngleina. Bericht von einem Kurzbesuch.

Schöngleina. Aktuell 26 minderjährige Flüchtlinge werden im Clearinghaus in Schöngleina betreut. Träger ist der DRK Kreisverband Jena-Eisenberg-Stadtroda. Am Mittwoch konnten Interessenten das Heim zum „Tag der offenen Tür“ besuchen.

Die von der Interessengemeinschaft Pro Schöngleina abgelehnte Flüchtlingsunterkunft ist seit dem 1. Januar geöffnet. Die meisten Jugendlichem stammten aus Syrien und Afghanistan dem Irak, einige aus dem Irak, Iran, Somalia sowie Marokko, berichtet Verwaltungsleiter René Schmidt.

Ausschließlich männliche Jugendliche

Manche hätten sich allein auf den Weg nach Europa gemacht, andere seien auf der Flucht von den Verwandten getrennt worden. Ausschließlich männliche Jugendliche im Alter zwischen 10 und 17 Jahren seien hier einquartiert. Mädchen könnten auch aufgenommen werden, dann aber nur in Gruppenstärke.

Seit dem 1. Januar ist das Clearinghaus geöffnet und wird vom DRK-Kreisverband Jena-Eisenberg-Stadtroda geführt. Foto: Andreas WentzelMit dem die Clearingverfahren soll die persönliche Situation eines Flüchtlings analysiert und dessen Perspektiven erörtert werden. Dazu gehören die Feststellung der Identität, die Fluchtgeschichte, Gesundheit- und Bildungsgradscheck. Wichtig ist zu prüfen, ob eventuell Verwandte zu finden sind, in deren Obhut die Jugendlichen übergeben werden könnten. Ist dies nicht der Fall, übt das Jugendamt des Saale-Holzland-Kreises die Vormundschaft aus, da Eltern nicht anwesend sind.

Kosten für Clearinghaus unklar

Die Zuweisung erfolge über die Bundesverteilungsstelle in Berlin und anschließend über die Landesverteilungsstelle, erläutert Manfred Paul, Jugendamtsleiter des SHK. In der Regel blieben die Jugendlichen drei Monate in Schöngleina, danach oder ist die Volljährigkeit erreicht, würden die Flüchtling von Folgeeinrichtungen in Thüringen aufgenommen. Trotz Nachfragen zweier Journalisten verweigerte der Amtsleiter die Benennung der Summe, die die Jugendlichen den Steuerzahlen im Clearinghaus kosten.

Deutschunterricht ein absolutes Muss

Der pädagogische Leiter, Jan Hartmann, gab Auskunft über den Tagesablauf. Nach dem Wecken und Frühstück in den Wohnküchen beginne um 9 Uhr der Deutschunterricht. Der sei ein absolutes Muss, darauf verweist Hartmann ausdrücklich, keiner könne sich davor drücken. Der Bildungsstand sei sehr unterschiedlich, vom Analphabeten, der noch nie eine Schule besucht habe, bis zu Jugendlichen mit Englischkenntnissen, die somit das lateinische Alphabet kennen. Nach der Mittagspause folge ein zweiter Lernblock bis 15 Uhr, Nachbereitung und Freizeit.

Ausgewogene Betreuung

Die Zimmer müssten die Jugendlichen selbst reinigen, auf den Fluren liegen die Gemeinschaftstoiletten und -waschräume. In der Freizeit können Billard, Tischtennis und Kicker sowie auf den Bolzplätzen in der Umgebung Fußball gespielt werden. Die TV-Geräte stehen in den Wohnküchen, in denen an den Wochenenden das Mittagessen auch nach den Wünschen der Jugendliche gekocht wird. Unter der Woche wird das Mittagsmahl angeliefert.

Stets in Begleitung durch einen der 25 angestellten Betreuer, kann eingekauft werden und es stehen Ausflüge nach Jena oder in die Schwimmhalle Eisenberg auf dem Programm.

Kein separater Gebetsraum

Gebetet werde individuell in den Zimmern, von einem separaten Gebetsraum wurde abgesehen. Die Flüchtlinge aus den unterschiedlichen Ländern und den verschiedenen islamischen kämen laut sehr gut miteinander aus, wollte Schmidt festgehalten wissen. Einmal habe im Haus eine größere Auseinsetzung stattgefunden.

Befürchtungen unbegründet

Die öffentlich geäußerten Befürchtungen der Interessengemeinschaft Pro Schöngleina, die die Einrichtung ablehnt, unter den Flüchtlingen würden die Ortsbewohner leiden, hätten sich nicht bewahrheitet. Dies bestätigte Jenas neuer Leiter der Landespolizeiinspektion, Thomas Qittenbaum, der sich im Clearinghaus Schöngleina selbst ein Bild machen wollte. 

Text: Andreas Wentzel