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Neue Regeln bei Registrierung

Anonyme Domains: ICANN will Riegel vorschieben

Die Internet-Verwaltung ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) verschärft den Kampf gegen anonyme Domains.
Die Internet-Verwaltung ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) verschärft den Kampf gegen anonyme Domains.
Foto: Thorben Wengert/pixelio.de
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Strafverfolgern sind sie ein Dorn im Auge: Anonyme Domains, deren Eigentümer sie nicht ausfindig machen können. Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) will die Möglichkeit anonymer Domain-Registrierungen abschaffen und die Webseiten-Betreiber damit erreichbarer machen.

Jena. Wer den Eigentümer einer Domain ausfindig machen will, nutzt die sogenannte "Whois"-Domainabfrage, wie sie u.a. von 1&1 angeboten wird. Bei einer solchen Abfrage werden Auskünfte zu den öffentlich zugänglichen Informationen einer registrierten Internet-Domain erteilt.

Diese Whois-Informationen werden in einer speziellen Datenbank gespeichert. Die Whois-Abfrage ist vor allem beliebt bei denjenigen, die eine bereits vergebene Domain kaufen wollen, doch auch bei technischen Problemen oder der Rechtsverletzung Dritter kann er sich als nützlich erweisen.

Allerdings ist es auch mit einer Whois-Domainabfrage nicht immer möglich, den wahren Domain-Besitzer ausfindig zu machen. Denn viele Webseitenbetreiber registrieren ihre Domain anonym, um sich zum Beispiel vor Spam und Content-Klau zu schützen. Aber auch kriminelle Machenschaften im Internet werden auf anonymen Domains betrieben.

Statt eigener Kontaktdaten hinterlegen die Seitenbetreiber die Daten eines kostenpflichtigen Drittanbieters in der Whois-Datenbank. Die ICANN will dem nun ein Ende setzen. Sie ist für die Verwaltung der Namen und Adressen im Internet zuständig. Seit 2013 beschäftigt sich die Organisation mit der Frage, wie anonyme Registrierungsmöglichkeiten beschränkt werden können, um Rechtsverletzungen effektiver zu verfolgen.

Um das Vorhaben umzusetzen, hat sie ein neues Registrar Accreditation Agreement (RAA) verabschiedet (hier als PDF-Datei), das die anonyme Registrierung von Domains unterbinden soll. Wer eine Domain registriert, ist demnach dazu verpflichtet, seine Telefonnummer oder E-Mail-Adresse zu verifizieren. Damit werden die Auskünfte bei Whois-Abfragen verlässlicher.

Verursacht die Seite Probleme, können die Eigentümer somit besser ermittelt werden. Probleme mit der Webseite können entstehen, wenn sie zum Beispiel mit einer Schadsoftware infiziert wurde. Auch illegale Inhalte, die der Nutzer auf seiner Webseite erstellt, werden so einfacher auf ihren Urheber zurückführbar.

Kritiker sehen in der neuen Regel der ICANN besonders für Regierungskritiker in Ländern mit einer eingeschränkten Meinungs- und Pressefreiheit einen großen Nachteil. Denn mit dem Wegfall der Anonymität wird es für sie noch schwerer, regierungskritische Inhalte zu erstellen, ohne identifiziert zu werden. Für kriminelle Organisation sei es aber nach wie vor ein Kinderspiel, für die Validierung gefälschte Daten anzugeben und somit keine Spuren ihrer Identität zurückzulassen. 

Text: Thorsten Lux
Foto: Thorben Wengert/pixelio.de