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Polizei überfordert

„Spaziergänger“ mit Gegenprotest in Jena unterwegs

Auch an diesem Montag waren etwa 800 Menschen zu einem "Spaziergang" durch Jenas Innenstadt unterwegs.
Auch an diesem Montag waren etwa 800 Menschen zu einem "Spaziergang" durch Jenas Innenstadt unterwegs.
Foto: Ben Baumgarten
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Etwa 800 „Spaziergänger“ waren am Montagabend wieder in Jenas Innenstadt unterwegs - diesmal aber nicht ohne Gegenprotest.

Jena. „Die Versammlung ist nicht angemeldet und wird hiermit aufgelöst“. Unmittelbar nach dieser Durchsage der Polizei setzten sich etwa 800 Personen, überwiegend ohne Masken, aber dafür mit Kerzen, in Bewegung.


„Jena solidarisch“: Kundgebung am Holzmarkt

Der Holzmarkt bot eine spannende Szene an diesem Montagabend. Das neu formierte Bündnis „Jena solidarisch“, das seine Demonstrationen und Kundgebungen angemeldet hatte, machte anfänglich mit Musik, Plakaten und Reden auf sich aufmerksam.

Es schien, als hätten sie die Oberhand über den Holzmarkt. Doch nach und nach kamen immer mehr Personen hinzu, die eindeutig zu einer anderen Veranstaltung wollten.


Teils dicht gedrängt standen sich die verschiedenen Bewegungen Jenas gegenüber. Ohne direkte Abgrenzung zwischen den Gruppen wurde die Zugehörigkeit erst über Kerzen und (fehlende) Masken sichtbar.

"Spaziergang" um die Innenstadt herum

Um 17:37 Uhr dann die Durchsage der Polizei, die aus der spontanen Ansammlung einen immer länger werdenden Protestzug formte. Anstatt eine Auflösung ihrer Versammlung befürchten zu müssen, ging es für die sogenannten „Spaziergänger“ zweimal um das Stadtzentrum herum.


Unter anderem am Fürstengraben und am Engelplatz warteten Angehörige von „Jena solidarisch“ auf den Protestzug und taten ihre Positionen mithilfe von Plakaten und Bannern kund.

Polizei sichtlich überfordert

Von der Polizei kam dagegen nicht viel. Der Wille, den nicht angemeldeten „Spaziergang“ wie angekündigt aufzulösen, schien nicht vorhanden. Die Beamten waren vollauf damit beschäftigt, Straßen für den Protestzug zu sperren und den Verkehr umzuleiten - mehr war nicht drin.


Auf den Marktplatz schafften es die „Spaziergänger“ aber nur vereinzelt. Während Polizisten und Polizeiautos sich unkoordiniert durch die Innenstadt bewegten, gelang es dem neuen Bündnis, den Zugang zu Marktplatz und Holzmarkt über die Löbderstraße zu versperren. Dort lieferten sich Anhänger beider Seiten einige Wortgefechte.

Gegen 19 Uhr löste sich das Geschehen auf. Trotz einer zahlenmäßigen und einsatz-taktischen Unterlegenheit der Polizei verlief der Abend friedlich.

Text: Alexander Nehls
Fotos: Ben Baumgarten/JN