Gegen Rassismus: Mahnwache am Jenaer Holzmarkt

Zum 17. Todestag von Oury Jalloh veranstaltet die „Seebrücke Jena“ eine 50-stündige Mahnwache auf dem Holzmarkt.

Jena. Seit Mittwochmittag findet auf dem Holzmarkt in Jenas Innenstadt eine Mahnwache statt. Die „Seebrücke Jena“ will damit ein Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt setzen.

17 Jahre ist es her, dass Oury Jalloh, ein Mann aus Sierra Leone, tot in einer Polizeizelle in Dessau in Sachsen-Anhalt aufgefunden wurde. Sein Leichnam war stark verbrannt, was darauf hinweist, dass er, gefesselt auf seiner Matratze liegend, zuerst mit Benzin übergossen und dann angezündet worden war.

Mehrere Gutachten kamen zu dem Schluss, dass Jalloh sich und seine Matratze nicht selbst angezündet haben konnte. Stattdessen wurden 2019 in einem Radiologieverfahren schwere Verletzungen festgestellt, die er bereits vor seinem Tod erlitten haben muss. Durch seine Verbrennung könnte versucht worden sein, die Misshandlungen zu vertuschen.

Der oder die Täter konnten bis heute nicht ermittelt werden, ähnlich wie beim NSU-Komplex gibt es jedoch konkrete Hinweise auf Vertuschungen und Behinderungen der Ermittlungen durch die Behörden. Lediglich der Dienstgruppenleiter der Polizei wurde später wegen Verletzung seiner Aufsichtspflicht zu einer Geldstrafe verurteilt.

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Daher berief die "Initiative in Gedenken an Oury Jalloh" 2018 eine internationale und unabhängige Kommission von Experten ein, die sich mit der Aufklärung des Falles befassen soll. Im Zusammenhang damit beschäftigte sie sich auch mit zwei weiteren ungeklärten Todesfällen in der Dessauer Polizeistation.

Bis Freitagvormittag bleibt die Mahnwache am Holzmarkt. In der Zeit gibt es dort verschiedene Lesungen zum Thema Rassismus und Polizeigewalt sowie zum Fall Oury Jalloh. Am Donnerstagabend um 20 Uhr soll zudem eine Dokumentation zu sehen sein, in der die neusten Erkenntnisse und Einblicke der Expertenkommission gezeigt werden.

Text: Alexander Nehls