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Kostentreiber Wohnraum

Lebenshaltungskosten: Starkes Stadt-Land-Gefälle

Lebenshaltungskosten im bundesweiten Vergleich: Große Unterschiede zwischen ländlichen Regionen, Klein- und Großstädten.
Lebenshaltungskosten im bundesweiten Vergleich: Große Unterschiede zwischen ländlichen Regionen, Klein- und Großstädten.
Foto: stock.adobe.com@stokkete
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Die Lebenshaltungskosten in Deutschland steigen weiter. Doch gerade im bundesweiten Vergleich zeigen sich große Unterschiede zwischen ländlichen Regionen, Kleinstädten und großen Metropolen.

Jena. Im europäischen Vergleich gilt das Leben in Deutschland als vergleichsweise günstig – gerade skandinavische Länder schneiden hier weniger günstig ab. Ein Grund dafür sind die deutlich niedrigeren Preise bei Lebensmitteln, die trotz Preissteigerungen der vergangenen Jahre weiter deutlich hinter dem Niveau anderer Länder zurückbleiben.

Doch nicht nur im europäischen Vergleich, sondern auch auf nationaler Ebene gibt es bei den Lebenshaltungskosten immense Unterschiede. Insbesondere deutsche Metropolen wie München, Köln und Frankfurt gelten als besonders teuer, während Kleinstädte wie Jena mit niedrigen Lebenshaltungskosten vor allem Familien anlocken.

Stadt und Land: Klares Gefälle bei Mieten und Wohnkosten

Noch immer gibt es in Deutschland enorme Unterschiede bei den Lebenshaltungskosten zwischen vielen größeren Städten und den ländlicheren Gegenden. Während das Leben in Metropolen wie München oder Hamburg als besonders kostspielig gilt, reicht in den meisten Kleinstädten ein deutlich geringeres Einkommen.

Die durchschnittlichen monatlichen Konsumausgaben belaufen sich in Deutschland nach offiziellen Angaben auf monatlich rund 2.704 Euro und sind damit gegenüber dem Vorjahr noch einmal spürbar gestiegen.



Als größte Kostentreiber bei den Lebenshaltungskosten gelten seit Jahren die Aufwendungen fürs Wohnen. Sowohl die Mieten als auch die Kosten für Wohneigentum sind erheblich gestiegen.

Zwar fallen die Preissteigerungen unterschiedlich hoch aus, der allgemeine Trend ist auf Bundesebene jedoch gleich. Auch in Jena haben die Preise in den letzten Jahren deutlich angezogen, was für Engpässe auf dem Wohnungsmarkt sorgt.

Während die Mieten die monatliche Haushaltskasse unmittelbar belasten, sind es bei Eigentumsimmobilien vor allem die Finanzierungsaufwendungen.

In ländlicheren Gebieten können sich dennoch einige noch den Traum vom Eigenheim erfüllen. Nach wie vor gelten Immobilienfinanzierungen aufgrund der anhaltend niedrigen Zinsen als besonders günstig.



Mithilfe eines Kreditrechners können Verbraucher genau planen, welche Immobilie sie sich leisten können und wo. Dabei wird der Kreditrahmen anhand verschiedener individueller Faktoren berechnet. Gleichzeitig wird deutlich, was beim Verändern einzelner Faktoren noch für den Lebensunterhalt übrigbleiben würde.

Unterschiede bei den monatlichen Raten sind dann auf verschieden hohe Zins- und Tilgungsraten zurückzuführen.

Deutschland bleibt Land der Mieter

Obwohl Immobilieneigentum aufgrund günstiger Finanzierungslösungen und niedriger Zinsen auf dem Finanzmarkt als derzeit besonders attraktiv eingestuft wird, ist die Bundesrepublik ein Land der Mieter. Insbesondere in deutschen Städten dominieren Mietverhältnisse den Wohnungsmarkt.

Ganze 54 Prozent der Immobilien, die es auf Bundesebene gibt, werden als Mietobjekt genutzt. Dies schließt Wohnungen ebenso ein wie Wohnhäuser. Im EU-weiten Vergleich fällt die Eigenheimquote in Deutschland damit deutlich hinter vielen anderen Ländern zurück. Die Gründe für die geringe Eigentumsquote sind vielfältig und liegen nicht nur den damit verbundenen Kosten zugrunde.



Dabei ist Wohnungseigentum in Deutschland sogar günstiger als im europaweiten Vergleich. Während Haushalte in der Bundesrepublik im Mittel für den Kauf von einer 70 Quadratmeter großen Wohnung fünf Bruttojahresgehälter aufwenden müssen, sind es in Großbritannien 9,4.

Noch teurer ist Wohneigentum im benachbarten Tschechien. Hier werden für die gleiche Fläche etwa 11,2 Jahresbruttogehälter gebraucht.

Lange Zeit war es in Deutschland schlichtweg günstiger zur Miete zu leben, als in Wohneigentum zu investieren. Insbesondere in den Regionen der einstigen DDR wurden Mietwohnungen durch den Staat so stark subventioniert, dass sich der Kauf eines Hauses schlichtweg nicht lohnte.

Durchschnittliche Verschuldung liegt in Deutschland bei über 28.000 Euro

Neben dem Eigenheim werden in Deutschland auch andere größere Anschaffungen seit längerer Zeit gerne mit einem Kredit realisiert. In den Jahren von 1990 bis 2000 ist vor allem die Beliebtheit von Ratenkrediten auf Bundesebene erheblich gestiegen und hält sich seitdem auf einem hohen Niveau.

Gerade bei Online-Geschäften sind Ratenkäufe beliebt und werden bei größeren Elektronikartikeln und Haushaltsgeräten in Anspruch genommen. Die große Beliebtheit liegt aber auch der besonders einfachen Abwicklung zugrunde. Denn online müssen sich Verbraucher häufig nicht aufwendig ausweisen. Ratenkäufe werden von vielen Händlern zudem mit 0-Prozent-Finanzierungen möglich gemacht.



Der einfache Weg zu Ratenkäufen und die große Vielfalt an Darlehenslösungen sorgen bundesweit für eine zunehmende Verschuldung deutscher Haushalt. Laut Statistik liegt die durchschnittliche Verschuldung der Haushalte in der Bundesrepublik 2019 bei 28.244 Euro.

Unterschiede gibt es regional bei der sogenannten Überschuldungsintensität. In Thüringen liegt dieser Faktor bei 28 (Stand 2020) – es wären also 28 Monatseinkünfte zur Tilgung der Schulden notwendig.

Höhere Quoten gibt es nur noch in Rheinland-Pfalz (31) und im Saarland (32). Andere Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen-Anhalt liegen mit Werten von 24 und 21 wiederum deutlich darunter. 

Verlust des Arbeitsplatzes bleibt häufigster Grund

Es gibt verschiedene Ursachen, die für eine Überschuldung sorgen können. Umfragen zeigen, dass der plötzliche Verlust des Arbeitsplatzes hierzulande der häufigste Grund ist. Nur wenig abgeschlagen sind Erkrankung oder ein Unfall.



Im Jahr 2019 haben über 580.000 Verbraucher, die überschuldet waren, professionelle Hilfe gesucht und sich an die Schuldnerberatungen vor Ort gewandt.

Lebenshaltungskosten berücksichtigen sämtliche monatliche Ausgaben

Die großen Unterschiede, die es auf Bundesebene bei den Lebenshaltungskosten gibt, hängen aber ebenso von den unterschiedlichen Bereichen ab, die dazu gehören. Neben Aufwendungen fürs Wohnen müssen ebenso Ausgaben für Versicherungen und Hygieneartikel berücksichtigt werden.

Ebenso werden die Ausgaben für Internet, Smartphone und Telefon den Lebenshaltungskosten zugesprochen. Selbst Restaurant- und Hotelbesuche fallen in diesen Bereich.

Zu den Lebenshaltungskosten werden ferner Aufwendungen für Bildung, Ausbildung, Sport und Vergnügen gezählt. Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Ausgaben für Lebens- und Genussmittel.

Lebensmittel machen nur geringen Teil der Lebenshaltungskosten aus

Obwohl die Lebenshaltungskosten in Deutschland seit Jahren steigen, gelten Lebensmittel keineswegs als Preistreiber. Noch immer geben die Bundesbürger nur einen kleinen Teil ihres Einkommens für Lebensmittel aus. Der Anteil lag 2020 unter Berücksichtigung des individuellen Haushaltseinkommens bei rund 10,8 Prozent.

Dagegen wenden Haushalte in Polen 16,4 und in Rumänien sogar 23,1 Prozent auf.



Deutsche Haushalte profitieren beim Lebensmitteleinkauf vor allem von zwei Aspekten. Zum einen werden Lebensmittel hierzulande recht günstig angeboten. Zum anderen liegt das monatliche Pro-Kopf-Einkommen über dem EU-Durchschnitt.

Lebensmittelpreise bleiben in Deutschland Streitthema

Häufig werden jedoch gerade Artikel des täglichen Bedarfs als Preistreiber bei den Haushaltskosten wahrgenommen. Tatsächlich gehören auf Bundesebene die Lebensmittelpreise zu den größten Streitthemen überhaupt.

Insbesondere vonseiten der Landwirtschaft kommt immer wieder deutliche Kritik. Grund sind die niedrigen Preise des Handels, die für landwirtschaftliche Produkte, allen voran Milch- und Fleischerzeugnisse, anvisiert werden. Eine konsequente Lösung vonseiten der Politik fehlt hier jedoch bislang.

Lebenshaltungskosten hängen erheblich vom individuellen Lebensstil ab

Denn neben dem Wohnort und der Wohnart werden die Lebenshaltungskosten vor allem durch individuelle Lebensgewohnheiten und Lebensweisen beeinflusst. Dadurch ergeben sich auch bei gleicher Haushaltsgröße erhebliche Unterschiede.



Insbesondere bei Ausgaben für Restaurantbesuche, Reisen, Kleidung und andere Anschaffungen herrscht ein erheblicher Spielraum. Bei Versicherungen, Kreditraten und Kosten für Telefon und Internet ist dieser in ähnlicher Form gegeben, setzt aber regelmäßige Vergleiche voraus. Gerade im Rahmen einzelner Aktionen der Provider können auch bei diesen Ausgaben monatliche Einsparungen erzielt werden.

Die Ausgaben für Lebensmittel lassen sich durch eine gute Planung senken. So zeigen Untersuchungen: Einkaufszettel helfen dabei Spontankäufe zu vermeiden.

Weiterhin vermeiden sie, dass Lebensmittel vergessen und weitere Fahrten erforderlich werden. Auch bei der Verwertung der eingekauften Produkte zahlt sich eine gute Planung aus und verhindert, dass zu viele Produkte weggeworfen werden.

Beim Kauf von Kleidung, Spielzeug und Möbeln kann es sich hin und wieder lohnen, auf Second Hand Artikel auszuweichen. Diese werden häufig deutlich günstiger angeboten, sind aber noch ohne Einschränkungen nutzbar.

Auch Mitgliedschaften und Abonnements sollten regelmäßig überprüft werden. Hier schleichen sich schnell Kosten ein, obwohl die Magazine oder Zeitungen beispielsweise nicht mehr regelmäßig gelesen werden.

Text: Susann Schmidt