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Jubiläum bei Ehepaar Krebs

65 Jahre Ehe: Eiserne Hochzeit in Jena

Dr. Otto Fritz und Flora Jutta Krebs aus Jena feierten am 6. Juni ihre Eiserne Hochzeit.
Dr. Otto Fritz und Flora Jutta Krebs aus Jena feierten am 6. Juni ihre Eiserne Hochzeit.
Foto: Andreas Wentzel
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Vor 65 Jahren getraut: Das Ehepaar Dr. Otto Fritz und Flora Jutta Krebs aus Jena feiert seine Eiserne Hochzeit.

Jena. Jena war mehrjährige Zwischenstation und ist der Ort, hier den Lebensabend zu verbringen. Otto Fritz (Jahrgang 1924) und die fünf Jahre jüngere Flora Jutta Krebs leben wieder seit 2015 in ihrer einstigen Arbeits- und Universitätsstadt. Heute begingen sie im AWO-Service-Wohnen „Am Heiligenberg“ in der Naumburger Straße 55b ihre Eiserne Hochzeit.

Trauung vor 65 Jahren

Am 6. Juni 1953 waren die beiden in Wintersdorf, einem Dorf bei Altenburg, getraut worden. Für beide wichtiger indes ist der 25. Juni, denn vor 65 Jahren folgte an diesem Tag die kirchliche Trauung.

Zum Ehejubiläum überbrachte Carola Döpel, Mitglied im Ortsteilrat Löbstedt, die Grüße von OB Albrecht Schröter, verbunden mit einem Präsentkorb. AWO-Hausleiter Lars Fischer schloss sich den Glückwünschen an.

Jeden Tag eine Herausforderung

Ein Rezept können er nicht liefern, beantwortet Fritz Krebs die Frage, wie eine Partnerschaft sechseinhalb Jahrzehnte halten kann. Jeder Tag bringe eine Herausforderung mit sich, die man bewältigen müsse. Direkter formuliert, fügte er an: „Sie hat meinen Mist getragen, ich habe ihren Mist getragen.“

Ein Betriebsfest brachte sie 1951 zueinander. Zufällig saßen sie am Tisch nebeneinander. Daraus wurde eine Walzernacht. Gemeinsam marschierten sie am nächsten Morgen zur Arbeit.

Die zwei Jahre später folgende, innerhalb einer Woche vom Entschluss stattfindende Trauung war dem Umstand geschuldet, nur als verheiratetes Paar in eine eigene Wohnung ziehen zu dürfen.

Beide arbeiteten sie in der Chemie. Sie als Laborantin, er als promovierter Forscher und späterer Produktionsleiter. Nach fünfjähriger Kriegsgefangenschaft, darunter drei Jahren in einem russischen Kohlebergwerk, die ihm den Rücken unheilbar schädigten, war Krebs zurückgekehrt. In die Ostzone. „Mich hat überzeugt, dass hier etwas Neues aufgebaut werden sollte“.

Steiniger Berufsweg

Realsozialismus und christlicher Glauben waren dann für ihn doch nicht auf Dauer vereinbar. „Gegen Kaiser ging noch, nicht aber gegen Gott“, blickt er zurück. Dass er das Parteibuch zurückgab, führte nach seinem Chemiestudium an der Uni Jena zu beruflichen Nachteilen. Er fand zunächst keine Arbeit. Die Drecksarbeit als Diplomchemiker im Gemengehaus bei Schott Jena, dann Deutsche Reichbahn, Promotion an der Uni Greifswald, keine Übernahme als Oberassistent, schließlich das Chemiewerk in Böhlen.

Opfer des Stalinismus

Da er nun einer der wenigen Spezialisten für Helikopterbenzin, das die Sowjetarmee benötigte, war, konnte er, trotz seiner Weigerung, wieder in die SED einzutreten, in einem VEB Karriere machen. „Die DDR habe ich nicht geliebt“, bleibt er auch heute bei seiner damaligen Einstellung. Nach der Wiedervereinigung wurde ihm der Status „Opfer des Stalinismus“ zuerkannt.

Die Ehefrau hatte ihre Arbeit für die Betreuung der Tochter aufgegeben. Davor war sie u.a. bei Jenapharm und Zeiss Jena angestellt.

Dass sie trotz der Schikanen nicht wie Millionen andere die DDR gen Westen verließen, war dem Willen der Ehefrau geschuldet. Sie wollte in ihrer Altenburger Heimat bleiben und außerdem ihren Eltern nahe sein.

Wenige Wochen vor der Revolution ging Fritz Krebs offiziell in Rente. Sein Arbeitgeber konnte ihn überreden, noch einige Jahre weiter zu machen. Dann der Rückzug nach Altenburg. Schließlich machte sich bei beiden das Alter bemerkbar. Die in Jena lebende Tochter machte den Vorschlag, in die Saalestadt umzuziehen.  

Die körperliche Versehrtheit lässt nicht mehr viel Spielraum für Aktivitäten. Besonders für Fritz Krebs ist es schwierig, dies zu akzeptieren. Die Lebensfreude ist ihm und seiner treuen Gattin dennoch erhalten geblieben.

Text: Andreas Wentzel