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Aufkleber mit „Fußballfeinden“

Nach Hausverboten: Öffentliche Rache-Aktion von „Jena-Ultras“

Aufkleber gegen Bürgermeister Benjamin Koppe waren am Mittag in Jenas Innenstadt noch zu sehen.
Aufkleber gegen Bürgermeister Benjamin Koppe waren am Mittag in Jenas Innenstadt noch zu sehen.
Foto: Baumgarten/JENPICTURES
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Gezielte Diffamierung: Nächtliche Aufkleber-Aktion nach Hausverboten von „Jena-Ultras“.

Jena. Eine provokante Aufkleber-Aktion von der Ultra-Szene des FC Carl Zeiss Jena sorgte in der Nacht von Montag auf Dienstag in Jena für Aufsehen – und zieht juristische Konsequenzen nach sich.

Rund um das Ernst-Abbe-Sportfeld sowie im Stadtgebiet wurden mindestens 80 Aufkleber entdeckt, die städtische Verantwortungsträger öffentlich als „Persona non grata“ und „Feinde des Jenaer Fußballs“ diffamieren.


Zielscheibe der Aktion: Verwaltung, Polizei und Stadionbetrieb

Betroffen sind Bürgermeister Benjamin Koppe (CDU), Thomas Wehling (Leiter der Führungsgruppe der Landespolizeiinspektion Jena), Sebastian Wick, (Fachdienstleiter Kommunale Ordnung) und Elf5-Geschäftsführer Andreas Kuhn.

Die Aufkleber zeigen die Gesichter der Genannten und wurden nicht nur am Stadion, sondern auch an Verkehrsschildern, Stromkästen und Lichtmasten in Jenas Innenstadt angebracht.


Die Aktion steht offenbar in direktem Zusammenhang mit den Hausverboten, die die Stadt Jena nach Ausschreitungen beim Regionalligaspiel zwischen dem FC Carl Zeiss Jena und der BSG Chemie Leipzig am 30. November 2024 ausgesprochen hatte.

Im Rahmen der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Gera wegen Landfriedensbruchs schloss die Stadt insgesamt 61 Personen vom Stadionbesuch aus.

Ziel dieser Maßnahme sei es, „ein sicheres Umfeld für friedliche Besucherinnen und Besucher zu schaffen“.


Die Landespolizeiinspektion Jena geht von drei Tatverdächtigen aus, zwei davon konnten bereits identifiziert werden. Die Ermittlungen laufen unter anderem wegen Verleumdung.

Schon beim ersten Heimspiel der neuen Saison waren dieselben Personen durch Banner und Schmähgesänge in der Südkurve öffentlich angegriffen worden. Strafanzeigen wegen Beleidigung und übler Nachrede wurden gestellt.


Die Stadt Jena verurteilt die Vorfälle scharf.

In einer offiziellen Stellungnahme heißt es, es handle sich „nicht um vereinzelte Provokationen, sondern um eine fortgesetzte Kampagne“, die gezielt Verantwortungsträger herabwürdige.


Bürgermeister Koppe betont: „Kritik ist legitim – gezielte Herabwürdigung und öffentliche Feindmarkierungen sind es nicht.“

Demokratische Grenzen überschritten

Die Stadt kündigt an, auf weitere Vorfälle dieser Art konsequent zu reagieren und alle rechtlichen Schritte zu prüfen.


Die jüngsten Ereignisse werfen ein Schlaglicht auf die angespannte Atmosphäre rund um den Fußball in Jena – und auf die Frage, wie weit Protest gehen darf, bevor er demokratische Grundwerte verletzt.

Text: Jana Baumgarten