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Offener Brief an Landesregierung

Stadt Jena fordert Corona-Wirtschaftshilfen

Seit fast zwei Jahren kämpfen Jenas Gastronomen mit schweren Umsatzeinbußen. Um sie vor der Insolvenz zu retten, bittet die Stadt das Land Thüringen um Hilfe.
Seit fast zwei Jahren kämpfen Jenas Gastronomen mit schweren Umsatzeinbußen. Um sie vor der Insolvenz zu retten, bittet die Stadt das Land Thüringen um Hilfe.
Foto: Ben Baumgarten/Archiv
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Offener Brief an Thüringer Landesregierung: Jenas Stadtspitze fordert weitere Corona-Wirtschaftshilfen für besonders stark betroffene Unternehmen.

Jena. In einem offenen Brief vom Montag fordert Jenas Stadtspitze Thüringens Regierung auf, Unterstützungsangebote und Maßnahmen für lokale Geschäfte, Kulturbereiche und Unternehmen auszuweiten.

Die nunmehr vierte Welle der Covid19-Pandemie zeigt erneut seine Wirkung. Erneut mussten einige Bereiche komplett schließen oder ihre Auslastungen minimieren. Oberbürgermeister Thomas Nitzsche und Bürgermeister Christian Gerlitz kritisieren daher wieder einmal die Landesregierung und bestehen auf bessere Unterstützungen und Angebote.


"Das Pandemiemanagement der Landesregierung muss neben den epidemiologischen Folgen in einem wesentlich höheren Maß auch die wirtschaftlichen und sozial-infrastrukturellen Folgen der Pandemie im Blick haben und Lösungsstrategien entwickeln", wird der Oberbürgermeister im Brief zitiert.

Viele Branchen haben Einbußen bis zu 90 Prozent

Des Weiteren heißt es, dass aktuell besonders die Bereiche betroffen seien, deren Hauptmerkmal der Kontakt beziehungsweise das Zusammentreffen von vielen Menschen sei. Es sei eine verflixte Lage, da diejenigen, die sich stets an die Maßnahmen hielten und Kontakte reduzierten, auch die Gastronomie oder Hotellerie weniger frequentierten. Daher verzeichne unter anderem die Gastronomie Einbußen um die 50 Prozent.


Die Stadt befürchtet, dass aus der epidemiologischen Krise eine wirtschaftliche Krise erwachsen könnte. Die Schließungen und Zutrittsbeschränkungen, sowie die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie könnten zu einer "zunehmenden wirtschaftlichen Krise in unseren lokalen und regionalen Unternehmen in Gastronomie, Hotellerie, Einzelhandel und Veranstaltungswirtschaft" führen.

Auch die Hotellerie hat aktuell mit hohen Stornierungswellen zu kämpfen und befürchtet weitere Umsatzeinbußen besonders in den Monaten Januar bis März. Nicht zuletzt seien zudem Veranstaltungshäuser und der Einzelhandel stark betroffen. Absagen von Konzerten sowie strengere Zugangsregelungen sorgten dafür, dass Kunden fernbleiben.

Selbstschließung sollte gefördert werden

Die Stadt fordert daher, dass die Entscheidung zur Selbstschließung durch Maßnahmen und Hilfen der Landesregierung unterstützt werden müsste. Denn eine Selbstschließung sei nicht nur in einigen Bereichen zur Bekämpfung der Pandemie notwendig, sie schütze meist auch vor der kompletten Insolvenz in sehr umsatzschwachen Monaten.


Ein von Wirtschaftshilfen begleiteter Lockdown wurde bereits letzte Woche von Carsten Müller, stellvertretender Werksleiter von JenaKultur, ins Spiel gebracht (wir berichteten). Eine massive finanzielle Unterstützung der stark gebeutelten Branche sei für ihn alternativlos: "Sonst steht dem Standort Thüringen ein Zusammenbrechen zahlreicher Unternehmen im Dienstleistungsbereich bevor".

In die gleiche Kerbe schlägt auch die Stadt. Perspektiven und Eigenkapitalanlagen seien in vielen Branchen nach fast zwei Jahren Pandemie aufgebraucht, sodass eine wirtschaftliche Katastrophe ohne massive Unterstützung seitens der Landesregierung nicht mehr abwendbar sei.

"Eine Selbstschließung hilft einem Unternehmen in normalen Zeiten, umsatzschwache Perioden zu bewältigen - aus eigener Kraft und mit dem Rückgriff auf die erwirtschafteten Rücklagen der umsatzstarken Perioden", ist im offenen Brief der Stadtspitze zu lesen.


Stärkerer Fokus auf wirtschaftliche Folgen

Wichtige Instrumente wie die Corona-Soforthilfen, oder Überbrückungshilfen müssten wieder von der Landesregierung zur Verfügung gestellt werden. Diese müsse den Fokus der Pandemiebewältigung insgesamt stärker auf die wirtschaftlichen und sozial-infrastrukturellen Folgen legen. "Ansonsten wird der Standort Thüringen in seiner Vielfältigkeit weiter und dauerhaft an Qualität verlieren", heißt es seitens Gerlitz und Nitzsche.

Hier die komplette Meldung des offenen Briefes

Text: Dario Kregenow