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Scharfe Kritik an Grünen

Zusätzliche Kita in Jena-Nord unverzichtbar

210 fehlende Plätze: Der Vorschlag der Grünen, den Kindergartenbau in Jena-Nord abzublasen, stößt dort auf Unverständnis.
210 fehlende Plätze: Der Vorschlag der Grünen, den Kindergartenbau in Jena-Nord abzublasen, stößt dort auf Unverständnis.
Foto: Helene Souza/pixelio.de
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Neubau angesichts 210 fehlender Plätze unverzichtbar: Der Vorschlag der Grünen, den Kindergartenbau in Jena-Nord abzublasen, erntet beim dortigen Ortsteilbürgermeister und -rat harsche Kritik.

Jena. Mit Unverständnis hat der Ortsteilbürgermeister von Jena-Nord, Christoph Vietze, die Empfehlung des Jugendhilfeausschusses vom 31.03.21 zur Kenntnis genommen, dass der vom Stadtrat letztes Jahr einstimmig geforderte Bau einer Kindertagesstätte im Nordraum wieder gestrichen werden soll.

Die Fraktion Bündnis90/Die Grünen legte, zusammen mit Vertretern von Trägern anderer Kindergärten, dem Jugendhilfeausschuss einen entsprechenden Änderungsantrag zum Kindertagesstättenbedarfsplan 2020/21 vor, in dem es schlicht heißt „Auf die Errichtung eines zusätzlichen Kindergartens ,Am Oelste‘ wird verzichtet“.

Vietze sagt dazu: „Diese Empfehlung geht komplett an den grundlegenden Bedürfnissen gerade der Jenaer Kinder und Eltern vorbei.

Das ausgerechnet die Grünen einen Änderungsantrag einbringen, der mit dem Prinzip „Kurze Beine, kurze Wege“ bricht und zur Lösung der schon jetzt massiven Unterdeckung des Nordraums mit Kitaplätzen empfiehlt, die Eltern sollten sich doch im Südraum der Stadt eine Kita suchen, ist abwegig und wird zusätzlichen Pendelverkehr durch Jena erzeugen“.

Laut Vietze klaffe hier theoretisches Bekenntnis zum Klimaschutz und praktische Umsetzung des Geforderten meilenweit auseinander.

Überangebot in ganz Jena, in Nord jedoch Unterkapazität

In dem Änderungsantrag beziehe sich die Grünen auf das bis 2023 prognostizierte Überangebot von mindestens 161 Kita-Plätzen in ganz Jena. Speziell für den Planungsraum Nord weist der Kindertagesstättenbedarfsplan 2020/21 jedoch eine Unterkapazität von 210 Plätzen auf.

Dies bedeutet im Vergleich zum Plan 2017/18 (50 fehlende Plätze) eine Vervierfachung der Angebotslücke innerhalb von vier Jahren.

Auch die Ergebnisse der Elternbefragung im Bericht zur Kindertagesstättenbedarfsplanung 2020/21 zeigen dringenden Handlungsbedarf im Planungsraum Nord. Neben West/Zentrum weist Jena Nord mit 11,7 % den höchsten Anteil an Eltern auf, die auf einen Wunsch-Kita-Platz (bei insgesamt 5 anzugebenden Wunsch-Kitas) verzichten mussten.

Einen Platz in der priorisierten Wunsch-Kita konnten nur 64,9 % aller Eltern erhalten. Insbesondere die Frage der Platzvergabe nach Wunschtermin zeigt den dringenden Bedarf des Nordraums nach zusätzlichen Kitaplätzen.

So erhielten nur 71,6 % der Eltern im Planungsraum Nord einen Kita-Platz zum Wunschtermin. Dies ist mit Abstand der schlechteste Wert aller Planungsräume und stellt Eltern beim Wiedereinstieg in den Job nach der Elternzeit vor erhebliche Probleme.

Angebotslücke in Nord wird weiter wachsen

„Die dramatische Dynamik der Unterdeckung im Planungsraum Nord ist ja die logische Konsequenz aus einer eigentlich erfolgreichen Entwicklung, ist doch der Nordraum der am stärksten wachsende Teil unserer Stadt.

Aktuell befinden sich im Ortsteil Jena-Nord Bauvorhaben mit über 250 familienfreundlichen Wohnungen vor der Fertigstellung oder es sind Bebauungsplanverfahren in der Arbeit“, so Ortsteilratsmitglied Johannes Schleußner.

Zudem würden im Ortsteil Zwätzen, wo der Kindergarten letztlich entstehen soll, aktuell zusätzlich bis zu 1000 Wohnungen und Häuser für junge Familien errichtet.

„Dies alles lässt ein weiteres starkes Wachstum der Angebotslücke an Kindergartenplätzen im Nordraum erwarten. Auch deshalb hat der Stadtentwicklungsausschuss erst im März 2021 die Entstehung eines Kindergartens am Standort mit großer Mehrheit befürwortet“, betont Schleußner weiter.

„Wir hoffen daher im Interesse der Menschen hier in Jena Nord, dass der Stadtrat der Empfehlung des Stadtentwicklungsausschusses folgt und sein im letzten Jahr einstimmig getroffenes Votum bestätigt, und den Bau eines Kindergartens im Nordraum endgültig beschließt“ so Vietze und Schleußner abschließend.

Quelle: Ortsteilrat Jena-Nord