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Stadt gibt Entwarnung

Fake-News: Jena wird nicht autofrei

Alles erschwindelt: Die Werbekampagne für ein Autofreies Jena ab dem 1. Mai ist vermutlich eine satirische Protestaktion.
Alles erschwindelt: Die Werbekampagne für ein Autofreies Jena ab dem 1. Mai ist vermutlich eine satirische Protestaktion.
Foto: privat/JN
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Autofreies Jena ein großer, gut organisierter Schwindel: Die Stadt macht deutlich, dass Jena auch ab dem 1. Mai für Autos offen bleiben wird und kritisiert die Verantwortlichen für mangelnde Rücksichtnahme.

Jena. Für Heiterkeit, bei vielen aber auch für Besorgnis sorgt derzeit eine vermeintliche Werbekampagne der Stadt Jena, dass die Innenstadt ab dem 1. Mai autofrei sein solle.

Auf den Plakaten und Flyern in der Stadt ist zu lesen, dass Jena nun als erste deutsche Großstadt autofrei werde, da man den „klimatischen und sozialen Irrsinn durch PKW“ erkannt habe und für mehr Lebensqualität Platz machen wolle. Bürger könnten unter „Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.“ eine Sondergenehmigung beantragen.

In einer (ebenso vermeintlichen) Pressemitteilung der Stadtverwaltung, die unsere Redaktion heute Morgen erreichte, heißt es, dass der Stadtrat die Maßnahme in seiner letzten Sitzung beschlossen habe und nun entschieden umsetzen werde, um „als visionäres Vorbild für andere Städte und Landkreise“ zu fungieren. Die Stadt habe extra eine neue Informationsseite im Internet eingerichtet.

Bei der ganzen Aktion handelt es sich jedoch um einen gut durchdachten und umgesetzten Fake von Unbekannten, die auf diese Weise wohl für eine schnellere Verkehrswende in Jena protestieren wollen.

Werbekampagne, Website, autofreies Jena – alles nur Schwindel

Die Stadt wird also nicht zum 1. Mai für Autos tabu sein. Über eine derartige Maßnahme, wie sinnvoll sie auch immer sein mag, könne ohnehin erst diskutiert werden, wenn die infrastrukturellen Rahmenbedingungen geschaffen seien, so Stadtsprecher Kristian Philler.

Laut Oberbürgermeister Thomas Nitzsche habe die Aktion einerseits eine witzige Note. Andererseits zeige die Fülle an Anrufen besorgter Bürger im Laufe des Tages, dass mit so einer Aktion nicht zu spaßen ist.

„Ich bitte die Verantwortlichen darüber nachzudenken, dass sie nicht allein auf der Welt sind und andere mit diesem Humor nicht klarkommen“, kritisiert der Oberbürgermeister in Richtung der Organisatoren der Aktion. Ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung identifiziere die Aktion eben nicht als Fake und reagiere entsprechend besorgt.

Verwendung realer E-Mail-Adresse „geht gar nicht“

Zumal es sich zum wiederholten male um eine Forderung handele, die im Stadtrat keine politische Mehrheit finde. Dass die Aktion obendrein sein Konterfei nutze, stört Nitzsche. „Zeigt selbst Gesicht, wenn ihr etwas fordert und nehmt nicht meines“, so der Oberbürgermeister.

Noch deutlichere Worte findet er für die Verwendung der bei der Stadtverwaltung real existierenden E-Mail-Adresse „Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.“ auf den Plakaten der Aktion. Die Leitung in der Stadtverwaltung glühe derzeit vor lauter Anfragen, die eine Sondergenehmigung für sich beantragen wollen. Das, so Nitzsche, gehe gar nicht.

Unrechtmäßige Nutzung von Schaukästen – Stadt prüft juristische Schritte

Derzeit sei man noch dabei, die Verantwortlichen auszumachen. Eine Strafanzeige wolle die Stadt jedoch nicht stellen. „Die Aktion würde vor Gericht vermutlich als Satire gewertet“, so Nitzsche.

Anders sehe die Lage jedoch bei der unrechtmäßigen Nutzung der Schaukästen der Jenaer Nahverkehr GmbH aus. Ein Antrag zur Verwendung der Kästen sei nicht gestellt worden. Hier könne man über juristische Schritte nachdenken.

Text: Johannes Pfuch