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Corona-Erkrankte um Mithilfe gebeten

Kontaktverfolgung: Gesundheitsamt Jena überlastet

Das Gesundheitsamt in Jena am Lutherplatz 1.
Das Gesundheitsamt in Jena am Lutherplatz 1.
Foto: Michael Baumgarten/Archiv
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Das Gesundheitsamt Jena stößt bei der Kontaktverfolgung an seine Grenzen, weshalb nun die Erkrankten selbst aushelfen sollen. Schuld sieht die Stadt bei der Landesregierung und ihrem laschen Corona-Kurs.

Jena. In den letzten 24 Stunden wurden dem Fachdienst Gesundheit 92 neue SARS-CoV-2-Virus-Infektionen gemeldet. Das ist der höchste Tageswert seit dem Beginn der Pandemie im März 2020.

Als Konsequenz können nun nicht mehr alle Kontaktpersonen positiv gemeldeter Fälle durch den Fachdienst Gesundheit persönlich kontaktiert werden. Positiv getestete Personen werden deswegen um aktive Mithilfe gebeten.

Corona-Erkrankte um Mithilfe bei Kontaktverfolgung gebeten

In einem Formular sollen alle Personen eingetragen werden, mit denen man ab 48 Stunden vor Symptombeginn Kontakt hatte. Dies gilt insbesondere für Gesprächssituationen länger als 15 Minuten und näher als 1,5 Meter. Entsprechende Personen sollen sich dann für 14 Tage in Quarantäne begeben. 



Sobald sich die Situation entschärft hat, können dann offizielle Quarantäneanordnungen nachversandt werden. Dies ist aber derzeit nicht möglich. Die Stadt bittet die Jenaer Bevölkerung, dieses Vorgehen zu unterstützen.

„Wir bitten die Jenaer Bevölkerung: Schützen Sie sich und Ihre Lieben. Und so schwer es uns allen auch fällt: Bitte vermeiden Sie auch über die Feiertage soziale Kontakte so weit es geht und beachten sie die geltenden Kontaktbeschränkungen von zwei Haushalten.

Schon heute ist der öffentliche Gesundheitsdienst massiv überlastet. Durch die Feiertage weiter ansteigende Fallzahlen werden einen hohen Preis an Menschenleben zur Folge haben“, so der Appell des Jenaer Krisenstabs.



Blockadehaltung der Landesregierung scharf kritisiert

Im gleichen Atemzug erneuert der Stab um den Oberbürgermeister und den Dezernenten der Stadtverwaltung seine Kritik an den unzureichenden Eindämmungsmaßnahmen der Landesregierung. In mehreren Schreiben an die Landesregierung wurden konsequente Maßnahmen eingefordert.

Dezernent Benjamin Koppe betont: „Für die zögerliche Umsetzung ist nun der Preis zu zahlen: Zweithöchste Infektionsquote aller Bundesländer, höchste Sterblichkeit von Covid-Erkrankten in Deutschland. Und weiterhin werden die Kommunen in ihren Bemühungen um eine Eindämmung der Pandemie sogar behindert.“



Bürgermeister Gerlitz ergänzt: „Insgesamt mag es populär sein, den Menschen gerade um Weihnachten keine weiteren Vorschriften zumuten zu wollen. Verantwortungsvoll ist es sicher nicht.“

Strategie des Freistaates bei Impfzentren ungeeignet

Völlig unverständlich sei für Oberbürgermeister Nitzsche und Sozialdezernent Hertzsch weiterhin, weshalb das Land zwei Monate für die Umsetzung von freiwilligen Schnelltests für Besucher in Pflegeheimen gebraucht habe und weshalb der Freistaat bei der Errichtung der Impfzentren auf Kleinteiligkeit setze, mit denen großflächige Impfungen unmöglich werden, sobald der Impfstoff verfügbar ist.



Gemeinsam appellieren Nitzsche und Gerlitz an den Ministerpräsidenten, nach seinem langen Schweigen nun umso entschiedener zu handeln. „In Sachsen hat man angesichts der Zahlen erkannt, dass das Ruder jetzt nur noch mit drastischen Maßnahmen und einer breiten Öffentlichkeitsarbeit herumgerissen werden kann.

In Thüringen erleben wir hingegen weiter eine Blockadehaltung der Ministerialbürokratie gegen konsequentere kommunale Bemühungen. Hier muss der Ministerpräsident eingreifen.“

Quelle: Stadt Jena