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Über 1.000 Gegendemonstranten

80 Thügida-Anhänger marschierten durch Jena

Die Thügida demonstrierte am 9. November im Jenaer Damenviertel.
Die Thügida demonstrierte am 9. November im Jenaer Damenviertel.
Foto: Michael Baumgarten (2)
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Dem Aufmarsch der 80 Anhänger von „Thügida & Wir lieben Sachsen“ am Abend des 9. November im Jenaer Damenviertel haben sich nach ersten Polizeiangaben über 1.000 linke Demonstranten entgegengestellt.

Jena. Die Polizei hatte – im Unterschied zum 17. August an gleicher Stelle – diesmal das Konzept der strikten Trennung der beiden politischen Lager durchsetzen können. Mehrere Hundert Beamte aus Thüringen, Bayern, Berlin und Sachsen sicherten die Aufzugsstrecke der Neonazis vom Saalbahnhof ins Damenviertel und zurück ab. Das Oberverwaltungsgericht Weimar hatte am Montag gegen die Stadt entschieden, die Thügida-Versammlung zu genehmigen.

Auf dem Dach des Ärztehauses wurden von Linken bengalische Feuer entzündet. Eine gefährliche Situation entstand noch vor dem Eintreffen der Thügida, als in der Nollendorfer Straße ca. 300 überwiegend Linksautonome versuchten, die aufgebauten Gitterabsperrungen zu durchbrechen. Die Polizei setzte beim Zurückdrängen Schlagstöcke, Pfefferspray und Hunde ein. Laut Polizei erfolgten in diesem Bereich fünf Zuführungen von Linken.

Kurz vor Abschluss der rechten Versammlung gegen 20.30 Uhr stellte die Polizei die Personalien von zwei Thügida-Teilnehmern fest, die Banner der Linken heruntergerissen hatten. Die Rechtsradikalen waren mit Wasserbomben und Eiern aus Häusern im Damenviertel beworfen worden.

„Das wirkt gespenstisch, aber nicht wirklich beunruhigend. Es ist nicht hinnehmbar, dass die Opfer der Nazidiktatur verhöhnt werden“, erklärte OB Albrecht Schröter (SPD).

Vor Beginn der Thügida-Aktion hatte die Stadt an die Verfolgung und Ermordung von Juden, Sinti und Roma gedacht. Am Westbahnhof, von wo die Züge in die osteuropäischen Vernichtungslager abfuhren, wurde an der Gedenktafel ein Kranz niedergelegt. Zuvor hatten Christen und Nicht-Christen an der Stadtkirche mit einer Fürbitte ihren Willen bekräftigt, Geschehnisse wie zur Reichspogromnacht am 9. November 1938 nie wieder zuzulassen.

Text: Andreas Wentzel
Fotos: Michael Baumgarten