Skip to main content

Alternative zum Kaiserschnitt

UKJ-Geburtenhilfe: Drehung noch im Mutterleib

Privatdozentin Dr. Tanja Groten, Oberärztin in der Geburtshilfe am UKJ versucht Kinder in Beckenendlage im Mutterleib zu drehen.
Privatdozentin Dr. Tanja Groten, Oberärztin in der Geburtshilfe am UKJ versucht Kinder in Beckenendlage im Mutterleib zu drehen.
Foto: UKJ/ Schleenvoigt
Teilen auf

Zum Kaiserschnitt bei der so genannten Beckenendlage gibt es am Uniklinikum Jena eine Alternative: Die Drehung des Embryos im Mutterleib.

Jena. Eine Handfläche liegt oben auf dem kugelrunden Bauch, die andere unten. Mit sanftem Druck versucht Privatdozentin Dr. Tanja Groten das Kind im Bauch der Schwangeren dazu zu bewegen, sich mit dem Kopf nach unten zu drehen.

Die meisten Ungeborenen befinden sich spätestens vier Wochen vor der Geburt in dieser Lage. Rund fünf Prozent aller Kinder hingegen liegen andersherum im Mutterleib, in der so genannten Beckenendlage. Von ihnen erblicken in Deutschland mehr als 90 Prozent per Kaiserschnitt das Licht der Welt.  

„Dabei gibt es eine Alternative“, so die Oberärztin in der Geburtshilfe am Universitätsklinikum Jena (UKJ): die Drehung der Kinder noch im Mutterleib. Allen betroffenen Frauen bietet die Jenaer Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Jenaer den Wendungsversuch und die Möglichkeit der Spontangeburt aus Beckenendlage an. Nur selten spricht aus medizinischen Gründen etwas dagegen – wenn beispielsweise der Bauchumfang des Kindes deutlich kleiner ist als der des Kopfes oder die Füße und nicht der Po zuerst zum Ausgang streben. 

Die Medizinerin hat die Daten von mehr als 400 Schwangeren analysiert, die sich zwischen 2011 und 2014 mit einem Ungeborenen in Beckenendlage in der Jenaer Frauenklinik vorgestellt haben. Bei 30 Prozent der Versuche gelang die Wendung im Mutterleib. Doch auch, wenn sich das Kind nicht hat drehen lassen, gebären Frauen nach einem Wendungsversuch häufiger auf normalem Wege. Während nur 17 Prozent aller Kinder ohne Wendungsversuch spontan geboren wurden, waren es nach einem Wendungsversuch 49 Prozent, 31 Prozent davon aus Beckenendlage.

Der Wendungsversuch findet meistens in der 37. Schwangerschaftswoche statt, damit es auch im unwahrscheinlichen Fall, dass der Wendungsversuch die Geburt erzwingt, nicht zu einer Frühgeburt kommen kann. Die Frauen erhalten eine Viertelstunde vor der Wendung ein wehenhemmendes Medikament, damit die Gebärmutter entspannt. Dann widmet sich Oberärztin Groten mit gezielten Handbewegungen dem Ungeborenen. „Wichtig ist, dass es nicht wehtun darf.“

Text: Anke Schleenvoigt/UKJ