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AfD-Aufzug und Gegenproteste

Jena erlebt weitestgehend friedlichen Politmittwoch

Vor 750 Anhängern forderte AfD-Sprecher Björn Höcke einen radikalen Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik. Gegen den AfD-Aufzug konnten die Linken mindestens 2.500 Menschen mobilisieren.
Vor 750 Anhängern forderte AfD-Sprecher Björn Höcke einen radikalen Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik. Gegen den AfD-Aufzug konnten die Linken mindestens 2.500 Menschen mobilisieren.
Foto: Michael Baumgarten
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Die rund 750 Anhänger der AfD mussten sich am Mittwochabend mit einer Kundgebung auf dem Jenaer Marsch begnügen. Gegendemonstranten hatten den geplanten Marsch verhindert.

Jena. Ohne größere Zusammenstöße und ohne den genehmigten Marsch durch Jena verlief die AfD-Demonstration am 20. Januar. Die Polizei sah keine Veranlassung, die Marschstrecke frei zu knüppeln. Die Verhältnismäßigkeit sei für einen solchen Einsatz der Polizisten nicht gegeben, hieß es aus Polizeikreisen. Wenigstens 2.500 Gegner der Alternative für Deutschland konnten die Initiatoren der sieben Gegenaktionen mobilisieren.

Vor der Stadtkirche forderten 1.000 Gegendemonstranten ein weltoffenes Jena und Toleranz gegenüber den Flüchtlingen.Vor der AfD-Kundgebung hatten vor der Stadtkirche St. Michael rund 1.000 Teilnehmer gegen den ersten AfD-Aufzug in Jena lautstark protestiert.

MdL Christoph Matschie (SPD) erklärte: „Diese AfD vergiftet die Gesellschaft! Das dürfen wir nicht zulassen“. Der SPD-Politiker erinnerte an die Brandanschläge auf Asylunterkünfte im vergangenen Jahr und erklärte: „Die geistigen Brandstifter sitzen in der AfD und bei Pegida.“

Der Thüringer AfD-Sprecher Björn Höcke rief unter dem Beifall seiner Anhänger: „Das Asylrecht wird vor allem von dem Altparteien-Kartell missbraucht.“ Der „millionenfache Missbrauch“ gefährde das deutsche Sozialsystem. Mehrfach wurden auf dem Markt „Merkel raus“-Rufe angestimmt. Höckes Parteifreundin, die Jenaer Landtagsabgeordnete Wiebke Muhsal, sprach von einem „linken Sumpf in Jena.“

Beide politischen Lager reklamierten für sich, die wahren humanen Werte zu vertreten. Während die Linke erneut für Weltoffenheit, Mitmenschlichkeit und Toleranz gegenüber den Flüchtlingen plädierte, will die AfD Parallelgesellschaften wie in westdeutschen Städten und die aus ihrer Sicht drohende Islamisierung der Bundesrepublik verhindern.

Laut Ralf Kirsten, polizeilicher Einsatzleiter, verliefen die Demonstrationen „weitestgehend friedlich“.

Text: Andreas Wentzel
Fotos: Baumgarten (10), Wentzel (2)