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Corona-Pandemie

Show-Ballett Formel 1: Kinder wollen wieder tanzen

Bitte lasst uns wieder tanzen. Wir vermissen das so sehr.
Bitte lasst uns wieder tanzen. Wir vermissen das so sehr.
Foto: Showballett Formel 1
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Vieles bleibt über das Schicksal der Jenaer Vereine in Zeiten der Pandemie im Dunkeln. Das Show-Ballett Formel 1 möchte das nicht hinnehmen und berichtet von den Erfahrungen des zurückliegenden Jahres.

Jena. Viel wurde in den letzten Wochen und Monaten über die Lage von Gastronomen, Hoteliers und Geschäftsinhabern gesprochen. Dabei bilden sie nur einen Teil derjenigen, die von der Corona-Pandemie hart getroffen wurden.

Es stellt sich zum Beispiel die Frage, wie es den Jenaer Vereinen, abgesehen vom Profisport, während der Pandemie ergeht. In einem Leserbrief berichtet das Show-Ballett Formel 1 aus einem Jahr Corona.

Freitag, der 13. März: Start in ein aufreibendes Jahr

Nun ist es genau ein Jahr her. Unsere Trainerin Margitta Swialkowski erinnert sich noch genau. Es war Freitag der 13! Die Mädels kamen hocherfreut zur Probe und berichteten, dass sie nun verlängerte Osterferien haben.

Margitta konnte diese Begeisterung nicht teilen, denn sie erklärte nun den Tänzerinnen, dass auch künftig keine Proben mehr stattfinden dürfen. Nun wurden die Gesichter länger, denn die Mädchen hatten bisher gedacht, dass nur die Schule geschlossen werde, sie aber weiter tanzen dürften.

Wie lange sich diese Zwangspause dann hinzog, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Also tauchten die Mitglieder erst einmal im Lockdown ab und alle waren mehr oder weniger geschockt. Wie sollte es nun weitergehen?

Sämtliche Proben fielen über Wochen aus und an Auftritte war gar nicht mehr zu denken. Zum Glück erhielt der Verein durch den Rettungsschirm eine kleine finanzielle Unterstützung, sodass vorerst die Mietzahlungen fürs Tanzstudio und die laufenden Kosten einigermaßen abgedeckt waren.

Zwischen Lockdown-Lethargie und Aufbruchstimmung

Nach dem ersten Schock berappelten sich die Trainer und entwickelten neue Ideen. Sie drehten im Tanzstudio eigens Corona taugliche Choreografien und übermittelten diese per Video an die Tänzer. Diese hatten im ersten Lockdown auch noch viel Energie und lernten diese Tänze im heimischen Kinderzimmer.

Nach Pfingsten konnte es dann endlich mit dem Training im Tanzstudio weitergehen. In den Schulen und Kindergärten waren leider keine Proben erlaubt und so verloren wir einen großen Teil unserer dortigen Kinder. Immerhin war dies ungefähr die Hälfte unserer Mitglieder und dies brachte für den Verein erhebliche finanzielle Einbußen.

Die Tänzer im Tanzstudio waren jedoch froh, dass wenigstens sie weitertrainieren durften. So organisierte der Verein einen einwöchigen Ferienworkshop, wobei die Kinder eine Choreografie unter dem Namen „Hier will ich sein“ erlernten.

Es war eine herrliche Ferienwoche für die Kinder, denn sie unternahmen Ausflüge in den Botanischen Garten und besuchten die Imaginata. Im Jenaer Paradies organisierten sie spontan eine öffentliche Probe und somit hatten die Kinder sogar wieder einen ersten kleinen Auftritt. Am Ende der Ferienwoche präsentierten sie ihre Tänze vor dem Tanzstudio und viele Lobedaer schauten begeistert zu.

Kurze Zeit des Durchschnaufens

Nach den Sommerferien wollten alle dann endlich wieder durchstarten. Sogar in den Schulen und Kindergärten konnte wieder geprobt werden.  Zum Jenaer Altstadtfest durften wegen der Coronaverordnung leider keine Tanzgruppen auftreten. Dies hielt aber das Show-Ballett nicht zurück und so organisierten sie am 13. September im Jenaer Paradies ein Picknick Dance Konzert.

Es war für die Tänzer ein wunderbares Ambiente. Die Zuschauer saßen auf den Decken, hatten ein Picknickkorb dabei und verfolgten begeistert das einstündige Tanzprogramm. Die Leute staunten nicht schlecht, dass die Tänzer sogar neue Titel im Repertoire hatten. Keiner konnte glauben, dass die Mädchen diese mehr oder weniger im Homeschooling gelernt hatten.

Herbstblues durch erneuten Lockdown

Der Verein war voller Energie und Pläne, aber am 20. November wurden wir durch den 2. Lockdown erneut ausgebremst. Nun saßen wieder alle zu Hause und umso länger dieser dauerte, um so depressiver wurden alle.

Die Tänzer erhielten zwar nach wie vor ihre Tanzvideos, aber jeder war mit Homeschooling dermaßen überfordert, dass die Lust zum Tanzen völlig verloren ging. Im Januar versuchten wir dann, ein erstes Zoom Meeting mit jeder Gruppe zu organisieren.

Dabei stellte sich heraus, dass kaum jemand zu Hause geübt hatte. Sie wünschten sich wieder gemeinsam zu trainieren. Da dies auf absehbare Zeit nicht möglich war, entschlossen wir uns nun für das wöchentliche Zoom Training.

Hoffen auf die Schnell-Tests

Jede Gruppe trainiert nun zur normalen Trainingszeit gemeinsam am Computer. So erleben die Mädchen wenigstens ein kleines Gemeinschaftsgefühl. Leider ist dies uns nur mit den Studiogruppen gelungen. Die Kinder in den Schulen und Kitas erreichen wir nach wie vor nur mit kleinen Videofilmen.

Es sehnen sich aber nicht nur unsere Kinder und Jugendlichen danach, dass sie endlich wieder trainieren dürfen. Auch unsere Senioren möchten sich wieder sportlich betätigen. Sie sind nun schon fast alle geimpft und verstehen gar nicht, warum sie nicht bald weitermachen dürfen. Durch die lange Inaktivität sind die gesundheitlichen Konsequenzen nicht absehbar. Ganz zu schweigen von der Alterseinsamkeit.

Auch die Kinder und Jugendlichen könnten vor den Proben einen Selbsttest machen und so wäre ein Probebetrieb wieder möglich.

Selbst kleinere Veranstaltungen wären auf diese Weise wieder durchführbar. Unsere traditionelle Weihnachtsrevue musste ausfallen. Wir hatten diese auf Mitte März verschoben und wollten einen Neustart unter „Frühlingserwachen“ starten. Aber auch diese fiel nun wegen der hohen Coronazahlen erneut ins Wasser.

Fazit: finanziell und menschlich ausgeblutet

Die Tänzer, Trainer, Senioren und auch unsere Eltern sind sich einig. Lange halten wir die ständige Verlängerung des Lockdowns weder finanziell noch menschlich mehr durch. Am Ende sei all den Eltern ein Dankeschön ausgesprochen, dass sie nach wie vor die Mitgliedsbeiträge bezahlen und somit den Verein über Wasser halten.

Wir hoffen, dass sich nach dem Neustart viele für unseren Verein begeistern. Ob alt, ob jung, jeder kann sich bei uns anmelden.

Quelle: Show-Ballett Formel 1