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Lage noch zu unübersichtlich

Jena in Sorge vor Corona-Mutation

Erst Klarheit schaffen: Wegen der britischen Corona-Variante schiebt die Stadt alle geplanten Lockerungen vorsorglich auf.
Erst Klarheit schaffen: Wegen der britischen Corona-Variante schiebt die Stadt alle geplanten Lockerungen vorsorglich auf.
Foto: Ben Baumgarten/Archiv
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Unübersichtliche Lage: Die Stadt erklärte heute, dass bezüglich des Auftretens der britischen Corona-Variante in Jena erst Klarheit geschaffen werden müsse, bevor geplante Lockerungen wie Spielplatzöffnungen in Kraft treten können.

Jena. In Jena überschlagen sich derzeit die Ereignisse, weil die britische Mutation des Coronavirus nun schon zum zweiten Mal nachgewiesen wurde, ein dritter Fall könnte sogar schon vorliegen und wird derzeit geprüft.

Stadtspitze zeigt sich besorgt

Die Sorge darüber ist in der Stadtspitze groß, das zeigt sich erst recht, wenn sie zu einer sehr spontanen Pressekonferenz unter Beteiligung des Oberbürgermeisters Thomas Nitzsche, des Bürgermeisters Christian Gerlitz und Enikö Bán, Chefin des Gesundheitsamtes Jena, lädt.

Jenas OB Thomas Nitzsche informierte in einer kurzfristig anberaumten Online-Pressekonferenz über die aktuelle Corona-Lage.

Momentan herrscht noch keine völlige Klarheit darüber, wie stark die britische Mutante, die sich zwischen 20 und 35 Prozent schneller verbreitet, in Jena bereits im Umlauf ist.

Fakt ist, dass das Robert-Koch-Institut die Stadt am Donnerstagmorgen über einen Fall informierte, der bereits drei Wochen zurückliegt. Heute wurde ein weiterer Fall bei einem Ehepaar aus Jena bekannt.

Ursprung scheinbar in Jena

Fest steht derzeit, dass beide Fälle des mutierten Virus unabhängig voneinander zu betrachten sind und ihren Ursprung in Jena haben müssen.

Höchstwahrscheinlich wandelt das Virus bereits seit Wochen unter der Bevölkerung, ohne dass es bemerkt wurde.

Lockerungen derzeit unverantwortlich

Die Lage sei aus diesem Grund zu unübersichtlich, um über Lockerungen wie die ursprünglich geplanten Spielplatzöffnungen nachzudenken. Diese wären „schwer zu verantworten, solange wir nicht wissen, wie weit das mutierte Virus verbreitet ist“, sagt Nitzsche.

Bezüglich etwaiger Lockerungen werde man mit der neuen Situation noch warten, um sich später nichts vorwerfen lassen zu müssen, sollten die Infektionszahlen wieder dramatisch steigen. Schließlich gehe es um den Schutz der Bevölkerung.

Neue Allgemeinverfügung wird verschoben

Auf Bitten des Freistaates Thüringen werde deswegen auch die neue Allgemeinverfügung, in der unter anderem die Spielplatzöffnungen verankert werden sollten, um einige Tage nach hinten verschoben, wenn die Lage rund um die mutierte Virusvariante abgeklärt ist.

Bis dahin bittet Nitzsche die Eltern der Stadt, die ihre Kinder in die Notbetreuung schicken, zu überprüfen, ob auch andere Wege zur Kinderbetreuung möglich wären.

Gerlitz betont, dass man sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht habe. Schließlich hätten Spielplatzöffnungen auch einen symbolischen Wert gehabt, aber: „Wir brauchen mehr Informationen als wir heute haben“.

Gerlitz mit sorgenvollem Blick auf Portugal

Im gleichen Atemzug verweist Gerlitz auf die Situation in Portugal, wo die britische Mutation den Inzidenzwert zwischenzeitlich auf über 900 habe schnellen lassen.



Eine solche Situation wolle man in Jena unbedingt vermeiden, weshalb zunächst geklärt werden müsse, wie weit verbreitet das mutierte Virus hier ist und ob die bisherigen Maßnahmen ausreichen.

Ab sofort verstärkte Tests nach britischer Mutante

Insbesondere bei der Klärung der Frage nach der Verbreitung wird die Sequenzierung, also die Feststellung, ob es sich bei Infektionen um die britische oder die bisher herkömmliche italienische Variante handelt, eine tragende Rolle einnehmen.

Wie Bán mitteilt, sei die Sequenzierung bisher nur stichprobenartig vom RKI in Berlin durchgeführt worden, ab sofort sollen auch die lokalen Kliniken wie das Uniklinikum Jena diese Aufgabe wahrnehmen.

Demnach sollen künftig etwa fünf Prozent der Neuinfektionen auf die Virusmutation hin untersucht werden, bei auffälligen Clustern oder besonders schnellen Infektionsketten kann das Gesundheitsamt zusätzliche Tests anordnen.

Es bleibt nur zu hoffen, dass dieser relativ geringe Prozentsatz zu den erwünschten repräsentativen Ergebnissen führt.

Text: Johannes Pfuch