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Studie am Uniklinikum Jena

Gewalt an Kindern: Können Zahnärzte erkennen?

Studie am Uniklinikum Jena: Können Zahnärzte Kindesmisshandlungen erkennen?
Studie am Uniklinikum Jena: Können Zahnärzte Kindesmisshandlungen erkennen?
Foto: Claudia Heck/pixelio.de
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Studie am Uniklinikum Jena: Das Kindeswohl im Blick. Was können Zahnärzte erkennen und was können sie tun? Weitere Studienteilnehmer gesucht.

Jena. Hämatome im Gesicht, gerissene Lippenbändchen oder gebrochene Zähne: Diese und viele weitere Merkmale bei Kindern können ein Zeichen für Vernachlässigung oder Misshandlung sein. Doch wie gut sind Zahnärzte in Deutschland darauf vorbereitet, diese Anzeichen zu erkennen?

Wissen Zahnmediziner, wie sie bei einem Verdacht entsprechend handeln können? Diese und weitere Fragen untersucht Sebastian Fox, Student der Zahnmedizin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, in seiner bundesweiten Online-Studie am Universitätsklinikum Jena (UKJ).

Ziel der Erhebung ist es, den Wissensstand von Zahnärzten zum Thema Kindeswohlgefährdung zu erfassen und Ideen für künftige Weiterbildungen daraus abzuleiten. Bis Ende Juli können Zahnärzte und zahnmedizinische Angestellte an der Studie teilnehmen.

Prof. Dr. Bernhard Strauß, Direktor des Instituts für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie am UKJ und Zweitbetreuer der Studie, Zahnmedizin-Student Sebastian Fox sowie Prof. Dr. Hans-Joachim Mentzel, Leiter der Sektion Kinderradiologie am UKJ und Hauptbetreuer der Studie (von links).

„Da die Merkmale von Kindesmisshandlungen oft im Kopf- und Hals-Bereich zu finden sind, könne vor allem ein Zahnarzt die Zeichen erkennen, wenn er weiß, worauf er achten muss“, so Prof. Dr. Hans-Joachim Mentzel, Leiter der Sektion Kinderradiologie am UKJ sowie Hauptbetreuer der Studie.

„Jedoch gibt es aktuell keine Studie in Deutschland, die die Rolle von Zahnärzten beim Aufdecken von Kindeswohlgefährdungen umfassend betrachtet.“ Die Umfrage von Fox soll hier Abhilfe schaffen.

Laut polizeilicher Kriminalstatistik wurden im Jahr 2016 insgesamt 3.621 Fälle von Kindeswohlgefährdung in Deutschland angezeigt. „Wissenschaftler gehen jedoch von einer sehr viel höheren Dunkelziffer aus“, weiß Fox. In der aktuell laufenden Studie hatte mehr als die Hälfte der Befragten bereits einmal den Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung.



Nur knapp 20 Prozent der teilnehmenden Zahnärzte haben jedoch jemals einen Verdachtsfall gemeldet. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Neben der Unsicherheit im Meldewesen wurden von den Befragten auch die Konsequenzen für das Kind als Hindernis genannt.

„Nahezu alle Befragten fordern zudem, dass die Zeichen einer Kindeswohlgefährdung umfangreicher in der universitären Ausbildung thematisiert werden müssen, um die vorherrschenden Unsicherheiten bei der Diagnostik zu verringern“, so Fox.

Nach Beendigung der Studie vergleicht Fox die vorhandenen Ergebnisse im Rahmen seiner Doktorarbeit mit den Ergebnissen ähnlicher Studien aus Australien, Dänemark, Jordanien und Schottland. Sein großes Ziel ist es, die Aus- und Weiterbildung der Zahnmediziner in Deutschland zu verbessern und schon im Studium mehr Wissen an die künftigen Zahnärzte zu vermitteln.

Interessierte Zahnärzte und zahnmedizinische Angestellte können weitere Informationen bei Sebastian Fox erfragen (E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) oder direkt unter bit.ly/2HnFdR5 an der Online-Studie teilnehmen. Die Beantwortung der 27 Fragen nimmt etwa zehn Minuten in Anspruch. 

Text: Anne Böttner/UKJ