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Alternative zur Vergrämung

Zweites Taubenhaus in Jenas Innenstadt kommt

Ungefähr 100 Stadttauben haben das Taubenhaus auf der Goethe Galerie als neues Domizil angenommen.
Ungefähr 100 Stadttauben haben das Taubenhaus auf der Goethe Galerie als neues Domizil angenommen.
Foto: Andreas Wentzel
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Kampf gegen die Plage ohne radikale Aktionen: Die Stadt Jena wird im Herbst ein zweites innerstädtisches Taubenhaus eröffnen. Und will damit den Erfolg des ersten Taubenhauses auf der Goethe Galerie weiterführen.

Jena. Michael Holz, Manager der Goethe Galerie, bewertet das im Oktober 2016 auf dem Dach des Centers eröffnete Taubenhaus durchweg positiv. „Wir haben es nicht bereut“, urteilte Holz auf einem Pressetermin am Dienstag. Die Zahl der im Center festgestellten Stadttauben habe drastisch abgenommen, ebenso die Verkotung der Dächer.

Das Haus hatte das Center finanziert. Betrieben wird es von Kommunale Immobilien Jena, der Eigenbetrieb beschäftigt dafür einen Taubenwart. Die bislang von der Stadt bezahlten 8.000 Euro reichen nicht aus, ein Sechstel der benötigten Summe für Wart und Futter übernimmt die Goethe Galerie.

Nun fordert Holz weitere Investitionen in innerstädtische Taubenhäuser. Im Bereich Krautgasse und Stadtkirche seien schließlich weitere Taubenschläger ansässig. Stadtentwicklungsdezernent Denis Peisker (Bündnis 90/Die Grünen) konnte mit einem positiven Entscheid aufwarten. „Im Herbst wird im Dachgeschoss des Gebäudes Löbdergraben 12 ein weiteres Taubenhaus eröffnet“, erklärte Peisker. Dafür seien im Haushalt 20.000 Euro eingestellt. Das Haus gehört der Stadt.

Kerstin Wuthenow (Tierschutzverein Jena/Stadttauben) zeigt eines der künstlichen Gelege im Taubenhaus auf dem Dach der Goethe Galerie. Foto: Andreas Wentzel

Die Stadt hält damit an der alternativen Variante, die extrem störenden Stadttauben an festen Standorten anzusiedeln, fest. In einem Taubenhaus werden die meisten der Gelege gegen gleich große und schwere Kunststoffeier ausgetauscht. „Hin und wieder muss allerdings eine Taube schlüpfen“, erklärte Kerstin Wuthenow vom Tierschutzverein Jena.

Denn die Stadttauben müssten nicht nur geschützt ein Taubenhaus nutzen können, sondern auch eine erfolgreiche Brut erleben. Im Zentrum sowie in den bereits vor Jahren durch jenawohnen, Uniklinikum und WG „Carl Zeiss“ errichteten drei Taubenhäuser in Neulobeda seien über 1.200 Eier ausgetauscht worden.

Frau Wuthenow sowie Peisker sind kontra gegen die sogenannte Vergrämung, z.B. durch Netze oder Spikes auf potenziellen Sitzflächen, eingestellt. Deshalb hofft der Dezernent, dass auch die Uni Jena von ihrer bislang ablehnenden Haltung gegenüber einem Taubenhaus Abstand nimmt.  

Deutlicher wird Centermanager Holz: „Unsere Probleme fingen an, als die Uni ihre Vergrämung durchführte. Ich denke, die Politik müsste hier Druck ausüben. Denn ich bezweifele, dass mit solchen Maßnahmen Steuergelder sinnvoll eingesetzt werden“.

Text: Andreas Wentzel