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Wissenschaftsnacht in Jena

EAH Jena: Cola testen und Satelliten fangen

Auf dem Weg ins All und in die Weltspitze? Doktorand Martin Grimm (FB Elektronik und Informationstechnik) entwickelt neue Sensoren für Satelliten.
Auf dem Weg ins All und in die Weltspitze? Doktorand Martin Grimm (FB Elektronik und Informationstechnik) entwickelt neue Sensoren für Satelliten.
Foto: Andreas Wentzel
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Forschung für Insider und Laien verständlich vorführen, hieß es auch für die Ernst-Abbe-Hochschule zur „Langen Nacht der Wissenschaften“ am gestrigen Freitag.

Jena. Auf zum Parforceritt durch 5 von 47 Stationen insgesamt. Der kleine Roboter stakst über den Tisch im Foyer von Haus 5 der Ernst-Abbe-Hochschule (EAH). Eine Spielerei, privat ausgeführt. Von zwei Studenten im 5. Semester am Fachbereich (FB) Elektrotechnik und Informationstechnik (ETIT). „Spielerisches und vertiefendes Lernen“, steht hinter dem im 3-D-Drucker entstandenen Männchen, klären Kathrin Müller und Daniel Lindemann, Studenten im 5. Semester, auf. Soll helfen, im Studium zu begreifen, wie ein neues Gerät zum Ausmessen von Gebäuden konstruiert werden muss.

Zwei Meter gegenüber wird das Menschenwerk verlassen und in die (un)endliche Weite des Alls vorgestoßen. Und zugleich in die Weltspitze. Denn die Aufgabe, die Martin Grimm vom ETIT-Spezialgebiet Raumfahrtelektronik in seiner Doktorarbeit lösen muss, dürfte er weltweit exklusiv beackern. Grimm versucht, ein Sensorsystem aus Radar und Laser für Satelliten zu kreieren. Das ist nichts Neues. Sein System soll aber zuverlässiger als die bisher eingesetzten Systeme funktionieren und deutlich wirtschaftlicher in der Produktion sein.



Seine Sensoren zum Andocken werden entwickelt für Satelliten, die ihrerseits den Müll im Weltall einsammeln und gemeinsam zum Verglühen in der Erdatmosphäre bringen sollen. Immerhin wurden seit den 60er Jahren rund 10.000 Satelliten ins All geschossen, davon sind derzeit 800 in Betrieb. Die Gefahr unerwünschter Kollisionen steigt langsam angesichts von ca. 750.000 Teilen, mit einem Durchmesser größer als ein Zentimeter, die im Weltall herumschwirren. Grimms Forschung wird gefördert von der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt.

Marke schmecken

Die EAH hatte im FB Betriebswirtschaft/Marketing zum Geschmackstest mit Spaß und ernstem Hintersinn geladen. Foto: Andreas Wentzel

Vom Foyer hinauf ins 1. OG. Dr. Alexander Magerhans, Professor für Marketing im FB Betriebswirtschaft, bittet im Haus 4 zum Geschmackstest. Marke oder No-Name-Produkt? Netto-Schokolade oder Milka? Die Probandin schmeckt richtig. Marke oder Marke, also Pepsi oder Coca Cola? Der Proband vertrinkt sich. Macht trotzdem Spaß. Der Professor erklärt, diesen Spaß auch in der Vorlesung anzubieten. Beim Thema „Wie wichtig ist die Marke?“ Da hört für Produzenten und Konsumenten der Spaß auf.

Wechsel in Haus 3. Was passiert im FB Medizintechnik und Biotechnologie? Künftige Medizintechniker lernen, Technik zur Prüfung von Medizintechnik einzusetzen. Dr. Klaus Jürgen Walluks hat nun für die LNDW eine Apfelscheiben-OP vorbereitet.

Dr. Hans-Jürgen Walluks (FB Medizintechnik und Biotechnologie) demonstriert eine - blutarme - OP mit Strom an einer Apfelscheibe. Foto: Andreas Wentzel

Wie kann mit elektrischem Strom - blutarm - operiert werden? Wird eingesetzt bei minimal-invasiven OPs, z.B. an der Prostata. Mutige Besucher dürfen eine - überwachte -  Selbsterfahrung machen. Wie viel Strom halten sie aus? Reizstrom - dosiert - wird in der Physiotherapie eingesetzt.

5-Achs-Fräsen mit Ultraschall

Haus 4. Wie aus einem 50 x 50 x 100 mm großen Plastikquader ein feinkonturiertes Modellauto gefräst wird, demonstriert der FB SciTec. 5-Achs-Fräsen lautet das Zauberwort. Ganz andere Einsatzmöglichkeiten als das 3-Achs-Verfahren sind möglich, berichtet Labormitarbeiter Volker Heineck. Studenten werden die Einsatzmöglichkeiten dieser High-Tech-Bearbeitungsmaschinen vermittelt, das Labor stellt für den Bedarf der Hochschule Gehäuse her, in Kleinstserien auch für Unternehmen.

Komplexe Konturen werden am FB SciTec im 5-Achs-Verfahren gefräst. Foto: Andreas Wentzel

Neuheit nun „Made in Jena: Die 5-Achs-Bearbeitung von Gläsern oder Keramiken mit Unterstützung von Ultraschall. „Wir erforschen, wie diese Werkstoffe bessere Oberflächeneigenschaften erhalten, Schleifkräfte reduziert und die Werkzeuge schonender eingesetzt werden können“, erklärt Doktorand Sebastian Henkel aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Jens Gliedtner. Angewandte Forschung der EAH, die über Drittmittel aus der Industrie unterstützt wird. 

Text: Andreas Wentzel