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Studie der Uni Jena

Zigarette: Vom „sozialen Vergnügen“ zum Sargnagel

Ein Kultkonsumgut im Wandel der Zeit: Wissenschaftler aus Jena, Hamburg und Wien legten ihre Studien zur Geschichte der Zigarette vor.
Ein Kultkonsumgut im Wandel der Zeit: Wissenschaftler aus Jena, Hamburg und Wien legten ihre Studien zur Geschichte der Zigarette vor.
Foto: Ute Pelz/pixelio.de
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Die Zeiten, als der „Marlboro Cowboy“ noch unbeschwert über die Kinoleinwand ritt und sich genüsslich eine Zigarette anzündete, sind vorbei. Sagt eine Studie von Wissenschaftlern der Uni Jena, Hamburg und Wien.

Jena. Statt mit Freiheit und Abenteuer würden die meisten Menschen seine Botschaft heute mit Raucherhusten und Lungenkrebs verbinden. Das einst so lässig-weltläufige Rauchen hat seine Faszination eingebüßt – Rauchen ist nicht mehr chic.

„In den öffentlichen Debatten wird die Zigarette gerade zu Grabe getragen“, sagt Prof. Dr. Rainer Gries von der Universität Jena. Der Historiker und Kommunikationswissenschaftler leitete den vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten, interdisziplinären Forschungsverbund „PolitCIGs“, in dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Jena, des Museums der Arbeit in Hamburg und der Sigmund Freud Privatuniversität Wien gemeinsam seit Oktober 2013 drei Jahre lang die politischen Dimensionen des Rauchens und der Zigarette erforscht haben.

„Unsere Kardinalfrage lautete: „Was genau ist das offen Politische und wo finden wir das versteckt Politische beim Rauchen im 20. und 21. Jahrhundert?“, so Rainer Gries. 

Geschichts- und Sozialwissenschaftler sowie Psychologen verfolgten gemeinsam den Wandel der Gestalt und die Dynamik der Bedeutungen dieses flüchtigen Produktes seit dem 19. Jahrhundert. Die Ergebnisse wurden in einer verbundeigenen Buchreihe gebündelt, in der jetzt zwei neue Bände erschienen sind: „Die Welt in einer Zigarettenschachtel. Transnationale Horizonte eines deutschen Produkts“ (Band 2) und „Als die Zigarette giftig wurde. Ein Risiko-Produkt im Widerstreit“ (Band 3).

Bei aller kritischen Faszination für das „Kulturgut Zigarette“ sind die Wissenschaftler skeptisch, was die Zukunft des „Glimmstängels“ angeht. Sandra Schürmann kann sich vorstellen, dass die Zigarette als Massenprodukt ausgedient hat: „Vielleicht wird es die Zigarette weiter als Nischenprodukt geben, womöglich handgefertigt und aus Öko-Tabaken.“

Text: Stephan Laudien/Uni Jena
Foto: Ute Pelz/pixelio.de