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Zauberhafte Malereien

Junge Künstlerin gestaltet Jenaer Kinderklinik

Wanda Gaertner hat für die vier Ebenen der Kinderklinik im Neubau des Universitätsklinikums Jena jeweils 90 Werke mit zauberhaften Aquarellen geschaffen.
Wanda Gaertner hat für die vier Ebenen der Kinderklinik im Neubau des Universitätsklinikums Jena jeweils 90 Werke mit zauberhaften Aquarellen geschaffen.
Foto: Judith Hirsch
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Mit zauberhaften Malereien Mut machen: Die junge Künstlerin, Wanda Gaertner gestaltet die gesamte Kinderklinik am Uniklinikum Jena.

Jena. Menschlich, natürlich, positiv – mit diesen Vorgaben hat Wanda Gaertner Illustrationen für das neue Gebäude der Kinderklinik am Universitätsklinikum Jena (UKJ) geschaffen. Über viele Monate lernte die junge Künstlerin die Arbeit im Klinikum kennen, sprach mit Mitarbeitern und sammelte Wünsche. Bereits in zwei Etagen des Gebäudes E in Lobeda hängen jetzt ihre Werke. Bis zum Jahresende soll die gesamte Kinderklinik ausgestattet sein.

„Vor dem Umzug der Kinderklinik aus der Innenstadt in den Neubau hatten viele Mitarbeiter Sorge vor der kühlen Atmosphäre in den modernen Räumen“, sagt Wanda Gaertner. Mit ihren per Hand gemalten Aquarellen haucht sie den weißen Wänden viel Menschliches ein.

Jede Etage ein eigenen Motto

Hochaufgelöst und vierfach vergrößert werden die Motive auf PVC-Hartschaumplatten gedruckt und individuell ausgeschnitten. Die Kinderhilfestiftung Jena um Prof. Felix Zintl finanziert das Projekt gemeinsam mit dem für das Bauvorhaben zuständigen Geschäftsbereich Neubau am UKJ.

Jede Etage steht unter einem eigenen Motto – von der „Wiese“ in der Ebene UI über die „Wasserwelt“ in der E0 und „Burgen und Drachen“ in E20 bis zum „Wald“ in der Ebene 30. Alle rund 90 Werke einer Ebene sind mit demselben dezenten Farbton hinterlegt. Insgesamt verzichtet Wanda Gaertner auf knallige Farben.

Bilder als stille Begleiter

„Notknöpfe und Wegweiser sind wichtiger und müssen gleich ins Auge fallen.“ Ihre Bilder versteht sie eher als „stille Begleiter“. Sie laden die wartenden Kinder zum Entdecken ein und regen ihre Eltern an, kleine Geschichten zu erfinden. „Die Szenen zeigen, dass einem geholfen wird und dass etwas geschieht, damit es besser wird“, beschreibt die Künstlerin ihren Ansatz, mit ihren Werken positive Emotionen zu stärken.



Nicht nur in den Fluren, sondern auch in Untersuchungszimmern tragen ihre Malereien dazu bei, den kleinen Patienten die Angst zu nehmen. Im Raum für den Lungenfunktionstest pustet eine Nixe kräftig und zaubert Blasen ins Wasser. Bei den Logopäden bevölkern Schlagen und Bienen die Szenen, um die Kinder dazu zu animieren, verschiedenen S-Laute zu bilden. Auch an den Decken über den Untersuchungsliegen sorgen heitere Bilder für Ablenkung.

Die Gestaltung der Räume der Kinderklinik ist das erste große Projekt für Wanda Gaertner als selbstständige Künstlerin. Ein Konzept, wie eine emotionale Raumgestaltung die Situation in einer Klinik für alle angenehmer machen kann, hat Wanda Gaertner jedoch bereits 2016 für ihre Abschlussarbeit des Master-Studiengangs Produktdesign an der Bauhaus-Universität Weimar erarbeitet. Hierfür widmete sie sich der Intensivstation für Frühgeborene am UKJ.

Bilder sollen Mut machen

Mit ehemaligen Frühgeborenen – heute zwischen vier und zwölf Jahre alt – und deren Eltern gestaltete sie unter anderem einen Workshop. Die dort entstandenen Bilder sollen auf der Station für Frühgeborene mit dem Hinweis auf das Geburtsgewicht der Künstler ausgestellt werden, um den Eltern Mut zu machen.

Professor Hans Proquitté, Leiter der Sektion Neonatologie am UKJ, blieb im Kontakt mit der Künstlerin und trieb die Idee einer einheitlichen Gestaltung der gesamten Kinderklinik voran.

In Abstimmung mit dem Architekten Martin Richter und der Bauleitung vom GB Neubau entstand ein Konzept, das die Identifikation des Klinikums mit Thüringen sowie die Spezifika des Bundeslandes in den Mittelpunkt stellt. „Dieses setzt die Künstlerin nun mit großem persönlichen Einsatz um“, so Professor Proquitté.



Den Wunsch der Klinikmitarbeiter nach natürlichen Motiven an ihren Wänden nahm Wanda Gaertner besonders ernst. Sie streifte mit dem Skizzenblock durch die Natur Thüringens und betrieb Studien im Naturkundemuseum Erfurt. Die abgebildeten Tiere und Pflanzen zeigen also die „knallharte Realität“, so die Künstlerin schmunzelnd.

In der fremden und vielleicht auch manchmal angsteinflößenden Welt des Krankenhauses können die Kinder so Vertrautes in den Bildern entdecken – den Vogel, der immer Omas Garten besucht, oder die Blume, die auch am Kindergarten wächst.

Der gute Geist der Mitarbeiter

Doch jede Etage werde auch von einem Fantasiewesen bevölkert, so Wanda Gaertner – das sei der gute Geist der Mitarbeiter. „Das ist ein ganz besonderer Beruf, den sie hier ausüben.“ Diejenigen wertzuschätzen, die hier täglich im Einsatz sind, liegt der Künstlerin am Herzen. Mit ihrer Arbeit verbindet sie daher auch die Hoffnung, die Identifikation der Mitarbeiter mit dem neuen Gebäude zu vertiefen.

Sie selbst werde von ihrer Familie sowie von Künstlerfreunden wie Judith Hirsch und Michael Braun bei diesem Großprojekt unterstützt. Zu sehen, wie ihre Ideen in der Jenaer Kinderklinik Gestalt annehmen, mache Wanda Gaertner „unfassbar viel Spaß“.

Text: Anke Schleenvoigt/UKJ