Skip to main content

Patient feiert \"1. Geburtstag\

Vor einem Jahr: Mega-Organ-OP in Jena

Adrian Magnucki mit den Organen Dünndarm, Magen, Leber und Bauchspeicheldrüse als Plastikmodelle.
Adrian Magnucki mit den Organen Dünndarm, Magen, Leber und Bauchspeicheldrüse als Plastikmodelle.
Foto: Bodo Schacke/UKJ
Teilen auf

Dem 25-jährigen Adrian Magnucki sind 2016 im Uniklinikum Jena vier neue Organe implantiert worden. Am Donnerstag feiert der junge Mann seinen ersten "Organ-Geburtstag".

Jena. Es fing alles ganz harmlos an. Adrian Magnucki wollte am 4. August 2016, einem Donnerstag, morgens joggen gehen. „Ich hatte die Türklinke schon in der Hand, da merkte ich plötzlich, dass ich Bauschmerzen hatte“, erinnert sich der 25-jährige Erfurter Student der katholischen Theologie und der Wirtschaft. „Ich dachte, ich hätte mir den Magen verdorben, was Falsches gegessen“, sagt er.

Gleich vier neue Organe

Dreizehn Tage später, am 17. August 2016, implantierte Professor Utz Settmacher, Direktor der Klinik für Allgemein-,Viszeral- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Jena (UKJ), dem schwerkranken jungen Mann vier Bauchorgane: Leber, Dünndarm, Bauchspeicheldrüse und Magen. Hätte er die rettenden Organe nicht erhalten, wäre er gestorben. Nun feiert er seinen ersten Geburtstag mit neuen Bauchorganen.

Was war passiert?

In seinem Bauch war etwas aufgebläht. Noch dachte Magnucki an eine harmlose Erkrankung, doch die Ärzte alarmierten den Rettungshubschrauber, der Adrian Magnucki in das Universitätsklinikum Jena flog. Hier stellte Prof. Settmacher die Diagnose, dass Magnucki an einer lebensgefährlichen und an der Stelle, an der Pfortader der Leber, sehr seltenen Aussackung eines Gefäßes (Aneurysma) litt.

Seltene Krankheit

„So etwas ist auch für mich eine Rarität“, sagt Prof. Settmacher. Wäre das Gefäß geplatzt, wäre Magnucki innerlich verblutet. Am 9. August wurde das kranke erweiterte Gefäß mit dem Kopf der Bauchspeicheldrüse entfernt und durch ein Stück Oberschenkelvene ersetzt. Das an sich war schon ein großer chirurgischer Eingriff. Doch kurz nach der OP merkte man sofort, dass Magnucki an einer weiteren, noch gefährlicheren angeborenen Erkrankung litt.

Seine Bauchorgane wurden nicht richtig durchblutet, weil das Blut nicht in das Gewebe floss, sondern von einem Gefäß in das nächste. „Herr Magnucki hatte mehrere Kurzschlussverbindungen der Gefäße in der Leber und in der Bauchspeicheldrüse“, erklärt Prof. Settmacher. „Diese Grunderkrankung ist eine Rarität“, so der Universitätsprofessor. Es sei erstaunlich, dass die Erkrankung nicht schon viel früher zu lebensbedrohlichen Komplikationen geführt hatte.




5-stündige OP mit 8-köpfigem Team

In einer fünfstündigen Operation mit einem achtköpfigen OP-Team (drei Chirurgen, zwei Narkoseärzte, zwei OP-Schwestern, eine Anästhesieschwester) entnahmen die Chirurgen Magnuckis Magen, Dünndarm, Bauchspeicheldrüse und Leber und setzen ihm sein neues „Organ-Quartett“ ein.

„Die Organe werden in einem Block eingepflanzt“, beschreibt der Operateur den Eingriff. Noch während der OP sah Prof. Settmacher, wie sich der Kreislauf stabilisierte, die Organe durchblutet wurden. Das war ein gutes Zeichen, denn „die frühe Zeit nach der OP ist die kritischste“, beschreibt der Universitätsprofessor. Dann entscheidet sich, ob der Körper die Organe annimmt oder abstößt.

20 bis 25 Tabletten täglich

Magnucki, der von sich selbst scherzhaft sagt, er sei „halb ausgeräumt worden“ und habe ein „Organ-Paket“ bekommen, übersteht den Eingriff gut. Nach dreieinhalb Monaten Aufenthalt im Universitätsklinikum Jena und in der Reha kam er erstmals wieder nach Hause. Ganz langsam konnte er wieder Muskelmasse aufbauen. Etwa 20 bis 25 Tabletten muss er nun jeden Tag schlucken. Diese sollen verhindern, dass sein Körper das neue Organ-Set abstößt.

Am 17. August 2017 jährt sich sein Geburtstag mit den neuen Bauchorganen. Den wird er feiern, mit seine Familie und seinen Freunden. „Ich möchte allen Menschen danken, die um mich gezittert und für mich gebetet haben“, sagt der Katholik. Es wird Kuchen geben, aber keinen Alkohol für Magnucki. Den darf der Transplantierte nicht mehr trinken.

Text: Tanja Kotlorz/UKJ