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Projekt „Raumrausch“

Tanzprojekt in Jena soll Kinder stärken

Innerhalb von acht Tagen haben Schüler der Westschule und Patienten der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am UKJ gemeinsam einen Tanz erarbeitet.
Innerhalb von acht Tagen haben Schüler der Westschule und Patienten der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am UKJ gemeinsam einen Tanz erarbeitet.
Foto: Anke Schleenvoigt/UKJ
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In den Herbstferien im Oktober wird es erneut ein Tanzprojekt geben mit Schülern der Westschule sowie Kindern der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (KJPP).

Jena. Wie eine mächtige Welle zieht die transparente Folie über die am Boden Geduckten hinweg. Vier Mädchen lassen sie mit energischen Schritten durch die Turnhalle der Westschule Jena rollen. „Raumrausch“ heißt das Projekt, bei dem 14 Jungen und Mädchen gemeinsam einen Tanz erschaffen haben. Einige sind Schüler der Westschule, andere zurzeit Patienten an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (KJPP) am Universitätsklinikum Jena.

Acht Tage lang haben die Zweit- bis Viertklässler zusammen mit Christin Schmidt und Gabriel Galindez Cruz gearbeitet. „Wir haben Räume erkundet, in denen man sich frei fühlt,  Kraft schöpfen kann, und Räume, in denen spannende Begegnungen stattfinden können“, so die Tanzpädagogin Schmidt.

Auch auf die Reise in innere Räume haben sie sich gemacht, sind in Fantasieräume gereist, haben in den Körper gespürt und die Sinnes- und Gefühlswelt erkundet. Christin Schmidt und die kommissarische Klinikdirektorin Dr. Christina Filz waren es, die den Anstoß zu diesem besonderen Projekt gaben und bei Melanie Rudovsky, Oberärztin an der KJPP, auf offene Ohren stießen.

Kooperationspartner sind der Verein „KinderStärken“ der KJPP, die Westschule und der Verein Bewegungsküche. Finanziert wird „Raumrausch“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen von „Chance Tanz“ – einem Projekt des Bundesverbandes Tanz in Schulen, das Heranwachsenden ermöglichen will, individuelle Potenziale zu entwickeln und kulturelle Teilhabe zu erfahren. Das Jenaer Kooperationsprojekt hat diese Fördergelder bereits zum zweiten Mal erhalten.

Wo fühle ich mich lebendig? Wann ruhe ich in mir? Im Tanzen, aber auch in Fantasiereisen, Gesprächen, zeichnend und spielend haben die Kinder nach Antworten gesucht. Ihre Erfahrungen und Ideen haben die Jungen und Mädchen gemeinsam mit Christin Schmidt und Gabriel Galindez Cruz in Bewegungen übertragen – als Solo, Duett, Trio oder Gruppenbild. Jedes Kind findet im gemeinsamen Tanz Räume, um eigene Stärken zu präsentieren. Kraftvolle Bilder wechseln mit ganz ruhigen Momenten, in denen die jungen Tänzer die Aufmerksamkeit auf ganz kleine Gesten lenken.

„Als Ärzte sind wir während des Projekts häufig dabei“, sagt Rudovsky. Die Beobachtungen seien auch für die Diagnostik wertvoll. Den Kindern aus der Klinik helfe das Tanzprojekt nicht nur dabei, ihr Selbstwertgefühl zu steigern, indem sie etwas Eigenes präsentieren. Sie lernen auch, in einer Gruppe klarzukommen. Am Ende des Projekts präsentieren alle hoch konzentriert ihren Eltern, Geschwistern und Mitschülern ihr rund halbstündiges Werk. Was vor dem Hintergrund, dass einige Kinder aus Angst Monate lang nicht die Schule besucht haben oder dem Unterricht nur mit großen Schwierigkeiten folgen können, besonders bemerkenswert sei, so Oberärztin Rudovsky.

Auch Tanzpädagogin Schmidt zieht ein positives Fazit: „Wichtiger als das choreografische Bild, das am Ende für die Zuschauer zu sehen ist, sind uns die Erfahrungen, die die Kinder bei diesem Prozess gemacht haben.“

Text: Anke Schleenvoigt/UKJ