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Sonderausschuss bestätigt Skandal

Baupfusch am "GalaxSea" in Jena kostet 6,4 Millionen Euro

Foto: Michael Baumgarten
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Über zwei Jahre mussten die Jenaer auf Badespaß in der kalten Jahreszeit verzichten. Schuld war die nötig gewordene Sanierung des Spaßbades aufgrund von Pfusch an der Stahlkonstruktion des Gebäudes während der Bauzeit. Nach dem Prüfbericht, welcher nun seitens des Sonderausschusses eingesehen wurde, beläuft sich die Gesamtsumme des Schadens auf 6,4 Millionen Euro.

Jena. Nachdem das Jenaer Spaßbad "GalaxSea" über zwei Jahre wegen Pfusch am Bau gesperrt war, tagte nun ein Sonderausschuss der Stadtwerke-Aufsichtsrates. Demnach wurde ein Prüfbericht vorgelegt, welcher einen Gesamtschaden in Höhe von 6,4 Millionen Euro bezeugt. Ab nächster Woche liegt der Bericht dem Stadtrat vor.

Nur neun Jahre nach dem Neubau der Schwimmhalle musste das Freizeitbad im September 2011 wegen erheblicher Mängel an der Statik des Gebäudes geschlossen werden. Erst im Dezember letzten Jahres konnten sich die Jenaer über die Wiedereröffnung des "GalaxSea" freuen. Die umfangreiche Sanierung schluckt allein 3 Millionen Euro, die Einnahmeausfälle schlugen mit 3,4 Millionen Euro zu Buche.

Was den Schadenersatz angeht, ist Stadtrat Friedrich Wilhelm Gebhard (SPD), Vorsitzender des Sonderausschusses, hoffnungsvoll. Schließlich habe das Landgericht Gera die Klage der Jenaer Bädergesellschaft gegen eine Baufirma aus Rudolstadt, welche für die später instabile Stahlkonstruktion verantwortlich war, und ein den Bau überwachendes Büro, angenommen. Das sei schon einmal ein gutes Zeichen. Die erste Verhandlung soll am 25. September 2014 stattfinden.

Dass der Baupfusch nicht nur hohe materielle Kosten mit sich zog, sondern auch eine Gefahr für Leib und Leben darstellte, wird indes bei Auflistung der Mängel im Sonderausschuss-Bericht deutlich. So seien beispielweise Schrauben nur zum Schein angebracht worden und die zu verschraubende Verbindung nur geschweißt gewesen. Dachträger waren nicht richtig montiert worden oder einfach nicht passende Unterlegscheiben für vorhandene Bohrlöcher benutzt worden.

Während der Planungs- und Bauzeit war es durch Insolvenzen von Firmen immer wieder zum Wechsel der Akteure gekommen, sodass sich die Probleme vermehrten. Auch die mit der Konzeptentwicklung betraute Firma "monte mare", war mit ihren Aufgaben überfordert, sodass ein zweites Ingeneurbüro beauftragt werden musste.

Prüfstatiker hatten  zuletzt die Deckenverkleidung Vorprüfung der Stahlkonstruktion angebracht worden war, forderten diese sogar eine "Fachbauleitererklärung" ein, welche die ordnungsgemäße Ausführung des Baus bestätigte.

Glücklicherweise informierte das Thüringer Bauministerium im Jahr 2006 die Stadt über vermehrt auftretende Risse in Stahlkonstruktionen mit der Bitte um Kontrolle solcher. Daraufhin ließ Bäderchef Wolfgang Weiß 2010 die Konstruktion des "GalaxSea" überprüfen. Durch ein Leipziger Institut wurden somit erhebliche Mängel festgestellt, weswegen das Bad 2011 aus Sicherheitsgründen geschlossen werden musste.


Text: Julia Matthes
Foto: Michael Baumgarten