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Es fehlt das Geld

Himmelreich in Jena: Kein (regulärer) Bus in Sicht

Wenn es nach Jenas Bürgermeister Christian Gerlitz geht, soll bald wieder der Schienenersatzverkehr durch das Himmelreich rollen, während parallel die Straßenbahnanbindung in das Wohngebiet gebaut wird.
Wenn es nach Jenas Bürgermeister Christian Gerlitz geht, soll bald wieder der Schienenersatzverkehr durch das Himmelreich rollen, während parallel die Straßenbahnanbindung in das Wohngebiet gebaut wird.
Foto: Ulf Weißleder
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Corona-bedingt fehlt das Geld für eine Busanbindung ins Himmelreich. Daher soll wieder der Schienenersatzverkehr über das Wohngebiet geleitet werden.

Jena. Nachdem die Straßenbahn-Linien 1 und 4 nach dem Abschluss der Baumaßnahmen in der Naumburger Straße wieder die Zwätzen Schleife anfahren konnten, brach die Busanbindung in das Wohngebiet Himmelreich, die im Zuge des Schienenersatzverkehrs eingerichtet wurde, bekanntermaßen weg. Seitdem steht das Wohngebiet ohne ÖPNV-Anbindung in das Zentrum da.

Wie Bürgermeister Christian Gerlitz und Dezernent Benjamin Koppe heute mitteilten, wird sich daran auf die Schnelle wohl auch nichts ändern. Die Diskussion um einen neuen Nahverkehrsplan, und in diesem Zusammenhang auch die Frage, wie die Verbindung ins Himmelreich künftig aussehen könnte, sei durch Corona stark ausgebremst worden, so Gerlitz.

Kein Geld für eine weitere Buslinie

Zudem reiße die Pandemie laut Koppe ein gewaltiges Loch in den Haushalt der nächsten Jahre, wodurch sich die Stadt eine reguläre Buslinie ins Himmelreich schlicht nicht leisten könne. „Wir befinden uns in einer Haushaltsnotlage. Ohne ein Haushaltssicherungskonzept könnte uns die Kontrolle entgleiten.

Im Hinblick auf die langfristige finanzielle Entwicklung der Stadt ist die Frage, wie freiwillige Leistungen erhalten werden können also wichtiger als die Frage, wie neue Leistungen mit Mehrausgaben umgesetzt werden können. Eine extra Pendellinie ins Himmelreich würde der Stadt Mehrkosten von 800.000 Euro im Jahr verursachen.“

Das sei nicht stemmbar, wenn man dazu noch die Nahverkehrs-Zuschüsse bedenkt, die sich allein in 2020 um drei Millionen auf 9 Millionen Euro steigern werden.

Bis 2025 sogar auf 10 bis 12 Millionen Euro, obwohl man eigentlich nur eine deutlich niedrigere jährliche Steigerung von 6 Prozent vorgesehen hatte – und das trotz weggebrochener Fahrgastzahlen.

Laut Gerlitz müsse man in Sachen Himmelreich deshalb eine Lösung finden, die der Stadt nicht die Luft abschnürt. So prüft man etwa, gegebene Buslinien umzulenken, um die Mehrkosten etwa auf dem Niveau wie zu Zeiten der Bauarbeiten zu halten (140.000 Euro pro Jahr).

Schienenersatzverkehr als Übergangslösung

Es steht jedoch in den Sternen, wann es diesbezüglich zu einer Einigung kommt. Deshalb betont Gerlitz, dass man morgen eine Berichtvorlage zum schnellen Weiterausbau des Straßenbahn-Schienennetzes ins Himmelreich in den Stadtentwicklungsausschuss einbringen werde, die dann möglichst schnell auch den Stadtrat passiere.

Auf die Frage, wie denn das Schienennetz ausgebaut werden soll, wenn doch nicht mal Geld für eine Busanbindung vorhanden ist, ergänzt Koppe: „Haushaltssicherung heißt nicht, dass keine sinnvollen Investitionen getätigt werden dürfen“.

Die Überlegung ist, den damit einhergehenden Schienenersatzverkehr abermals über das Himmelreich fahren zu lassen. Auf diese Weise sollen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden:

Das Himmelreich erhält wieder eine übergangsweise und vergleichsweise günstige Nahverkehrsanbindung, während die langfristige Anbindung weiter ausgebaut wird.

Text: Johannes Pfuch