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Baracken-Schandfleck in Jena-Zwätzen

Abriss der Studentenbude live verfolgt

Die ersten Studentenbaracken in Jena-Zwätzen werden abgerissen.
Die ersten Studentenbaracken in Jena-Zwätzen werden abgerissen.
Foto: Michael Baumgarten
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Ein architektonischer Schandfleck Jenas wird beseitigt. Die Abrissarbeiten der ehemaligen Studentenbaracken in Jena-Zwätzen laufen.

Jena. Nach über 37 Jahren live verfolgen, wie die ehemalige Studentenbude den Weg alles Irdischen geht, ist mit zwiespältigen Erinnerungen verbunden. Von 1972 bis 1977 studierte die Beobachterin Medizin an der FSU. Und schießt am 15. Januar 2015 ihr Erinnerungsfoto vom Abriss der Studentenbaracken in Jena-Zwätzen. Just in dem Moment, in dem sich die Baggerschaufel  in die Wände ihres Studentenzimmers hinein frisst.

"Wir waren damals froh, überhaupt eine Unterkunft zu finden", blickt die Frau, die anonym bleiben möchte, zurück. In den ersten Semestern noch in einem Zimmer mit sechs Betten einquartiert, wähnte sich die Studentin "glücklich", als sie in ein Zweibettzimmer umziehen durfte. Ein Tisch, zwei Stühle, ein Schrank, das Doppelstockbett, dazu die gemeinschaftlich genutzten Sanitäranlagen - die Bewohner der Baracken in Jena-Zwätzen lebten wahrlich nicht komfortabel. "Ein schlimmes Überbleibsel", sagt die ehemalige Barackenbewohnerin abschließend und macht sich auf den Heimweg.

Der Plattenbau auf dem Areal (re.) soll nach Sanierung wieder ein Studentenwohnheim werden.

Das Hermsdorfer Unternehmen Rötzer Ziegelelement Haus hatte in einem Bieterverfahren 2014 vom Thüringer Liegenschaftsmanagement das Areal erworben. Ende November stellte die Firma gemeinsam mit Jenas Stadtentwicklungsdezernent Denis Peisker (Bündnis 90/Die Grünen) das ambitionierte Projekt vor.

Das Wohnquartier soll aus 300 bis 400 Wohneinheiten bestehen und sowohl mit der urbanen Infrastruktur (Straße und Straßenbahn) als auch dem westlich angrenzenden Naturraum verknüpft werden. Die Stadt muss allerdings noch einen B-Plan beschließen. Treten keine ungewöhnlichen Verzögerungen auf, könnte das Quartier in ca. sechs Jahren vollendet werden.

Noch bis Ende Februar können die ersten Baracken abgerissen werden, ab dann herrscht Stillstand bis Ende September zum Schutz der Vogelbrutzeit. Der Plattenbau auf dem Areal soll dagegen nach einer Komplettsanierung wieder Studenten aufnehmen.

Text: Andreas Wentzel
Fotos: Michael Baumgarten