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Das große Finale

Kampf um den Aufstieg: Jena reist nach Saarbrücken

Am Sonntag um 14 Uhr spielt der FF USV im Saarland. Mit drei Punkten, aber auch nur dann, ist man in die 1. Bundesliga aufgestiegen. Die zahlreich mitreisenden Fans erwartet das wichtigste Spiel der Jenaer Vereinsgeschichte.
Am Sonntag um 14 Uhr spielt der FF USV im Saarland. Mit drei Punkten, aber auch nur dann, ist man in die 1. Bundesliga aufgestiegen. Die zahlreich mitreisenden Fans erwartet das wichtigste Spiel der Jenaer Vereinsgeschichte.
Foto: Hannes Seifert/FF USV Jena
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Die Rechenschieber können die Jenaer Anhänger am Sonntag zuhause lassen – die Aufgabe ist so einfach wie schwierig zugleich: mit einem Sieg beim 1. FC Saarbrücken kann der FF USV Jena den Aufstieg und die Rückkehr in die Flyeralarm Frauen-Bundesliga nach der einjährigen Abstinenz klarmachen. Mit einem Sieg. Dann definitiv, aber auch nur dann.

Jena. Der 1. FC Köln, Mitabsteiger im letzten Jahr, konnte den Aufstieg bereits feiern, der 1. FC Saarbrücken hat rechnerisch keine Chancen mehr. Der einzig verbliebene Aspirant, der SV Meppen, tritt gegen den Tabellenletzten SGS Essen U20, das weit abgeschlagene Schlusslicht, an. Sollte kein größeres Fußballwunder passieren, ist hier von einem klaren Meppener Heimsieg auszugehen. Ein Unentschieden ist für die Elf von Steffen Beck also zu wenig.

„Wir stehen an der Ziellinie, wir müssen nur noch diesen einen Schritt gehen“, so der Trainer vor seinem letzten Auftritt an der Seitenlinie des FF USV Jena, bevor es ihn zum Nachwuchs des VfL Wolfsburg verschlägt. Es könnte sein schönstes Spiel, sein emotionalster Moment in vier Jahren Arbeit für die Blau-Weißen werden, aber auch der Bitterste – je nach Spielausgang.

Einfach wird die Partie am Sonntag keinesfalls im Gegensatz zur Aufgabe der Konkurrentinnen aus dem hohen Norden, die den FF USV in Hin- (4:0) und Rückspiel (3:2) besiegen konnten. Besonders im zweiten Aufeinandertreffen hatten sie dabei das Glück der Spielleiterin auf ihrer Seite: Handelfmeter ja oder nein, verlorene Punkte im direkten Duell, die nun das Rennen entscheiden können. Wenn sich Gerechtigkeit ausgleicht, dann dürfte der sonst neutrale Fußballgott wohl den Jenaerinnen die Daumen drücken.

Auf höhere Mächte will man sich aber nicht verlassen im Paradies, sondern sich auf die eigenen Stärken besinnen: „Wir müssen noch ein letztes Mal an unsere Grenzen und darüber hinaus gehen“, so Beck, der wieder auf die zuletzt gelbgesperrte Merza Julević zurückgreifen kann.



„Für Saarbrücken geht es um nichts mehr, sie haben nichts zu verlieren und wollen sich nach einer sehr guten Saison positiv vom Publikum verabschieden. Vom Kader her zähle ich sie definitiv zu den stärksten Mannschaften der Liga.“

Aufpassen muss der FF USV vor allem auf die polnische Nationalspielerin Julia Matuschewski, die mit zwanzig Treffern und deutlichem Abstand die Torjägerliste der Liga
anführt. Ihre Sturmpartnerin Jacqueline De Backer folgt ihr mit 13 Treffern, traf auch bei der DFB-Pokal-Partie im Dezember 2017, als Jena mit 0:1 im Stadion Am Kieselhumes gegen die Saarländerinnen ausschied. Zum Vergleich: Jenas beste Torhüterin Lisa Seiler steht mit neun eigenen Treffern auf Rang elf der Individualtabelle.

Doch dem drittbesten Sturm der Liga kann Jena eine starke Defensive um Kapitänin Susann Utes gegenüberstellen. Am letzten Wochenende spielte Jenas Torhüterin Sarah Hornschuch zudem zum zehnten Mal in dieser Saison zu null.

Auch sonst hat sich die 20-Jährige im Laufe der Saison zu einem bärenstarken Rückhalt für ihre Mannschaft entwickelt und mit ihren Paraden schon so manchen Punktgewinn festgehalten. „Wir standen im Heimspiel gegen Wetzlar defensiv sehr sicher, haben nur eine gegnerische Torchance zugelassen. Unsere Defensivarbeit funktioniert“, so Beck.

„Wir hätten den Aufstieg gern früher klargemacht, aber wir nehmen die Situation, wie sie kommt. An Selbstvertrauen mangelt es uns nicht und wir werden alles geben.“ So kommt es zum Herzschlagfinale, wie man es sich nach dem Stolperstart in die Saison nicht besser hätte ausmalen können. Es ist das brisanteste Spiel der Jenaer Vereinsgeschichte seit dem DFB-Pokalfinale 2010, von der Bedeutung für die Zukunft her noch einmal deutliches Stück größer.



Bereits am vergangen Sonntag, Tina Kremlitschka erzielte per Kopf das goldene Tor im Heimspielabschluss gegen den FSV Hessen Wetzlar, konnten sich die Blau-Weißen vor 370 Zuschauern im Ernst-Abbe-Sportfeld – Jenaer Zuschauer-Saisonrekord – gebührend vor eigenem Publikum verabschieden.

Nicht wenige Fans werden mit der Mannschaft die Reise ins Saarland antreten, seit Wochen organisiert der Fanclub des FF USV, die „Powerfrauen im Paradies“, eine große Busreise zum Saisonfinale, um der Mannschaft durch die eigene Unterstützung ein paar zusätzliche Prozentpunkte Vorteil zu verschaffen. Kurzfristig Entschlossene können sich weiterhin über den Verein (per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) für die Fahrt anmelden.

Auch wenn in Saarbrücken Trommelverbot herrscht, wird dies nichts daran ändern, dass die Anhänger auf der Tribüne ihre Motivationsgesänge anstimmen und neunzig Minuten lang eine Party feiern, die in der zweiten Bundesliga ihresgleichen sucht. Auf dass sich diese Party nach Abpfiff auch auf den Rasen verlagern möge.

Der Anstoß erfolgt am Sonntag (19. Mai) um 14 Uhr im Saarbrücker Stadion Am Kieselhumes. Geleitet wird die Partie von der erfahrenen Schiedsrichterin Ines Appelmann (Alzey).

Wir freuen uns auf einen unvergesslichen Spieltag. Auf dass die von Anspannung geplagten schlaflosen Nächte am kommenden Wochenende ein Ende finden.
Getreu dem von den Fans kreierten Schlachtruf „Werdet zu Legenden, kämpfen bis zum Ende, für die erste Liga – USV!“

Quelle: FF USV Jena