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Geburtshilfe-Symposiums

Uniklinik Jena: Immer mehr Schwangere sind übergewichtig

Bei einem BMI über 30 handelt es sich um eine Risikoschwangerschaft.
Bei einem BMI über 30 handelt es sich um eine Risikoschwangerschaft.
Foto: privat
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Im Mittelpunkt des Geburtshilfe-Symposiums am Universitätsklinikum Jena am 16. April steht das Thema „Adipositas und Schwangerschaft“. Vier Fragen an Prof. Ekkehard Schleußner, Direktor der Abteilung Geburtshilfe am UKJ.

Wie kam es zu dem Symposium-Schwerpunkt „Adipositas und Schwangerschaft“?

Prof. Schleußner: Generell hat der Anteil der Thüringer mit Übergewicht in den vergangenen Jahren zugenommen. Als adipös gelten Menschen mit einem Body-Maß-Index (BMI), der über 30 liegt.

Nach einer im Ärzteblatt veröffentlichten Untersuchung lag der Anteil der Übergewichtigen in Thüringen im Jahr 2013 bereits bei über 18 Prozent. Diese Tendenz spüren wir auch in unserer Abteilung für Geburtshilfe. Mittlerweile haben etwa neun Prozent der Frauen, die bei uns entbinden, ein so deutliches Übergewicht.

Warum ist das problematisch?

Prof. Schleußner: Bei einem BMI über 30 handelt es sich um eine Risikoschwangerschaft. Die betroffenen Frauen haben ein sechsmal höheres Risiko im Vergleich zu Normalgewichtigen, Schwangerschaftsdiabetes zu entwickeln. Außerdem ist das Risiko für eine Präeklampsie um das Achtfache erhöht – eine Erkrankung, die mit erhöhtem Blutdruck, vermehrter Eiweißausscheidung im Urin und Wassereinlagerungen einhergeht.

Da die Kinder häufig etwas größer und schwerer sind, kann es zu Komplikationen bei der Geburt kommen. Kinder adipöser Frauen werden daher häufiger per Kaiserschnitt entbunden.

Welche Auswirkungen kann das Übergewicht der Mutter für das Kind haben?

Prof. Ekkehard Schleußner, Direktor der Abteilung Geburtshilfe. Foto: UKJ Prof. Schleußner: Die Ernährung und der Hormonhaushalt der Mütter können schon im Mutterleib die Grundlage für spätere Erkrankungen der Kinder legen – wir sprechen von fetaler Programmierung. Es besteht ein Zusammenhang zwischen adipösen Müttern und übergewichtigen Kindern, auch wenn hier sicher noch Forschungsbedarf besteht. Denn letztendlich ist nicht klar, ob das Übergewicht eines Schulkindes noch auf die fetale Programmierung oder auf die familiären Essgewohnheiten zurückzuführen ist.

Wie betreuen Sie adipöse Schwangere?

Prof. Schleußner: Durch den fachlichen Austausch zahlreicher Gynäkologen, Schwestern, Hebammen und Ernährungsberater soll auch das Symposium dazu beitragen, die Angebote zu verbessern. Im Rahmen der Diabetessprechstunde bei uns an der Frauenklinik beraten wir jetzt auch explizit adipöse Schwangere.

Natürlich wäre es besser, bei einem Kinderwunsch vorher das Gewicht zu normalisieren – doch das ist oft nicht leicht. Uns ist daher wichtig, die Risiken frühzeitig zu entdecken: den Blutdruck beispielsweise zu regulieren, bevor es zu Komplikationen kommt. Nicht jede adipöse Schwangere entwickelt gesundheitliche Probleme. Doch je ausgeprägter das Übergewicht desto höher ist das Risiko für Erkrankungen. Dort, wo Prophylaxe möglich ist, möchten wir sie anbieten.
  • Spezialsprechstunde für adipöse Schwangere im Kompetenzzentrum Diabetes und Schwangerschaft: Anmeldungen unter: Tel. 03641/9-33074
  • 18. Jenaer Geburtshilfe-Symposium der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am UKJ „Adipositas und Schwangerschaft“, 16. April 2016 ab 9 Uhr, Rosensäle
Quelle: UKJ Jena