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Novemberpogrome 1938

9. November: Jena erinnerte und gedachte

Am Westbahnhof gedachten etwa 500 Menschen an die Deportation von Juden, Sinti und Roma in die Vernichtungslager.
Am Westbahnhof gedachten etwa 500 Menschen an die Deportation von Juden, Sinti und Roma in die Vernichtungslager.
Foto: Jana Baumgarten
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Hunderte Menschen gedachten am Mittwochabend in Jena der Opfer der Novemberpogrome.

Jena. Auf den Tag genau vor 84 Jahren fanden die Novemberpogrome statt, die vielen Menschen das Leben gekostet haben.

Klang der Stolpersteine

Mit verschiedenen Veranstaltungen an 53 Orten im Stadtgebiet stellte sich am Mittwoch die Stadt dem geschichtsträchtigen Tag.


In Gedenken an die am 9. November 1938 aus Jena deportierten Jüdinnen und Juden fand am Westbahnhof eine zentrale Gedenkveranstaltung statt.

Auf dem Bahnhofsvorplatz versammelten sich etwa 800 Menschen, die zum Teil mit Kerzen in den Händen, der Opfer des Nationalsozialismus gedachten.

Vor der Kranzniederlegung mahnte Jenas Oberbürgermeister Thomas Nitzsche zur stetigen Wachsamkeit: "Die vergangenen Wochen und Monate haben leider immer wieder gezeigt, dass Antisemitismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Deutschland reale Vorkommnisse sind, die nicht ignoriert werden können.


Es beginnt im Kleinen, in den Köpfen und manifestiert sich später in Taten. Wir alle müssen wachsam und aktiv sein, damit sich dies nicht weiter in unserer Gesellschaft ausbreitet."

Appell an Wachsamkeit

Hauptredner des Abends war Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.


Prof. Dr. Jens-Christian Wagner spricht sich für eine offene, humane und demokratische Gesellschaft aus. Foto: Baumgarten

Als der Geschichts-Professor am Mikrofon einen chronologischen Rückblick in die damalige Zeit gab, wurde es ganz still, man spürte förmlich die Anteilnahme und Betroffenheit der Anwesenden.

Er mahnte, dass "es nicht reiche, nur zu trauern, dass sich das Gift des Antisemitismus nicht wieder verbreite." Auch Wagner forderte stets eine „geschichtsbewusste Wachsamkeit“ und eine klare Haltung gegen Rassismus und jede Art von Antisemitismus.


Im Anschluss sprach Alexander Nachama von der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen das jüdische Totengebet (Kaddisch).

Zum Ausklang des Abends zogen im Anschluss viele der Teilnehmer in einem stillen Marsch zur Stadtkirche St. Michael und dem Marktplatz.


Die Nacht des Schreckens

Am 9. November 1938 brannten in Deutschland unzählige Synagogen, es kam zu Enteignungen, Übergriffen, Vertreibungen und Internierung jüdischer Mitbürger.

Zehntausende Verhaftungen und weitreichende Zerstörungen jüdischen Eigentums waren die Folge.


Im Zuge dessen griff die nationalsozialistische Vernichtungsideologie auch auf andere Bevölkerungsgruppen über, so etwa auf Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung, Homosexuelle und politisch Andersdenkende.

Text und Fotos: Jana Baumgarten