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Gemeinschaftlicher Kraftakt

Ehemalige Frauenklinik in Jena jetzt Flüchtlingsheim

Swetlana Shelukina aus Kiew im Gespräch mit Jenas Oberbürgermeister Thomas Nitzsche (r.) und Katja Bär, Chefin der Kommunikationsabteilung an der Universität Jena.
Swetlana Shelukina aus Kiew im Gespräch mit Jenas Oberbürgermeister Thomas Nitzsche (r.) und Katja Bär, Chefin der Kommunikationsabteilung an der Universität Jena.
Foto: Baumgarten/JN
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Ehemalige Frauenklinik wieder reaktiviert: Die ersten Geflüchteten haben in Jena ihr neues Zuhause bezogen.

Jena. Was möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen, wurde am Dienstagvormittag eindrucksvoll in Jena vorgestellt.

Die ehemalige Frauenklinik in der Bachstraße wurde in nur zwei Monaten zu einer Unterkunft für Flüchtlinge aus der umkämpften Ukraine hergerichtet. Das alte Klinikgebäude bietet jetzt Platz für bis zu 150 Menschen.

Neben Vertretern der jetzigen Eigentümerin, der Friedrich-Schiller-Universität Jena, des AWO Regionalverbandes Mitte-West Thüringen, des Universitätsklinikums Jena und zahlreichen ehrenamtlichen Helfern, war zur Inbetriebnahme auch Oberbürgermeister Thomas Nitzsche und Bürgermeister Christian Gerlitz gekommen.


Bei einer kurzen Ansprache im alten Klinik-Hörsaal lobte Nitzsche das Engagement aller Beteiligten. "Nach der Hau-Ruck-Aktion, mit dem Umbau eines ehemaligen Seniorenheimes zur Flüchtlingsunterkunft im Nordgebiet, hat eine starke Gemeinschaft es erneut geschafft, dass wir heute eine zweite menschenwürdige Unterkunft freigeben können.", so Nitzsche.

Die Stadt investierte zur Reaktivierung der brachliegenden Immobilie rund 200.000 Euro. Eine Vielzahl von Bürgern haben Einrichtungsgegenstände und Kleidung gespendet. Andere halfen beim Zusammenbauen der Möbel.


Im ehemaligen Hörsaal soll es demnächst Deutschunterricht für die Bewohner geben.

Laut Bürgermeister Gerlitz, sind derzeit 1.300 Ukrainer in Jena aufgenommen worden. Davon seien 700 in privaten Unterkünften. Die neuen 73 Bewohner der Frauenklinik kämen aus der Turnhalle in Göschwitz.


Unter den ersten Bewohnern ist auch die 60-jährige Swetlana Shelukina aus Kiew, die mit ihrer Tochter Viktoria und deren 14-jährigen Zwillingen in Deutschland angekommen ist. Sie zeigten sich sehr erleichtert, da sie nach mehreren Wochen wieder mehr Privatsphäre haben. 

Dolmetscher und Sozialdienst der AWO kümmern sich jetzt um die Geflüchteten. AWO-Chef Frank Albrecht zeigte sich stolz, was die Stadt Jena und deren Partner in der Kürze der Zeit auf die Beine gestellt haben.

"Dass Jena eine internationale Stadt ist, ist ja bekannt. Aber jetzt wurde es noch deutlicher, dass wir auch eine echte 'Netzwerk-Stadt' sind. Ich kenne kaum eine Kommune in Deutschland, in der das Miteinander so funktioniert.", so Albrecht.


Hintergrund:

Zu Jahresbeginn hatte die Friedrich-Schiller-Universität Jena die ehemalige Frauenklinik in der Bachstraße vom Universitätsklinikum übernommen, um sie für die Wissenschaft zu nutzen. Doch der Krieg in der Ukraine und die nachfolgende Flüchtlingswelle haben diese Planungen verschoben. Die Immobilie wurde deshalb bis Ende 2023 der Stadt zur Aufnahme von Flüchtlingen zur Verfügung gestellt.

Text: Jana Baumgarten