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Teststrategie für Kindergärten und Schulen

Corona-Politik: Jena stellt sich gegen das Land

Die Städte Jena, Erfurt und Eisenach fordern das Land auf wieder Tests in Kindergärten und Schulen zu finanzieren.
Die Städte Jena, Erfurt und Eisenach fordern das Land auf wieder Tests in Kindergärten und Schulen zu finanzieren.
Foto: Günter Havlena/pixelio.de
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Seit August hat das Kultusministerium die Finanzierung von Schnelltests in Kindertagesstätten und Schulen eingestellt. Die Städte Jena, Erfurt und Eisenach kritisieren das Vorgehen scharf und fordern eine Wende in der Teststrategie des Landes.

Jena. Noch im Juli wurde in Kindertagesstätten und Schulen zwei Mal in der Woche die Kinder und das Personal getestet. Das Thüringer Kultusministerium finanziert diese Tests seit August nicht mehr. Die Verantwortlichen in Jena, Erfurt und Eisenach halten diese Entscheidung für unverständlich.

Jenas Bürgermeister Christian Gerlitz hatte bereits am Freitag verkündet, dass Jena die Testungen an den Kitas vorerst lückenlos weiter finanzieren wird. Dies kann ihm zufolge aber nur ein Notbehelf sein.

Die Stadt Jena hält es für richtig den Empfehlungen des RKI zu folgen, das die hohe Bedeutung flächendeckender Tests in Kitas und Schulen unterstreicht.

Städte fühlen sich allein gelassen

"Das Kultusministerium lässt die Kinder, Eltern und das Personal in den Kitas allein. Es kann nicht im Sinne einer Landesregierung sein, in Zeiten niedriger Inzidenzen diesen Vorteil aufs Spiel zu setzen“, findet Gerlitz.

Er bewertet die Aussetzung der Tests als mangelndes Verantwortungsbewusstsein bei der Pandemie-Bekämpfung.

Gemeinsam mit Katja Wolf, Oberbürgermeisterin von Eisenach und Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein fordert Gerlitz die Landesregierung auf, umgehend die Finanzierung des Testangebotes wieder aufzunehmen und eine mögliche Umstellung auf weiterentwickelte Testmethoden zu prüfen.

Kinder nicht vom Unterricht auschließen

Unerkannte Infektionen, Quarantäne oder gar Schließung von Einrichtungen wären laut den Verantwortlichen ungleich teurer als die Kosten für das Testmaterial.

Das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport begründet die Entscheidung gegen eineTestpflicht damit, dass sie für alle Kinder und Jugendliche Präsenzunterricht ermöglichen wollen. Auch für die, deren Eltern sich gegen Tests weigern.

Die ganze Debatte dürfe sich nicht nur um Tests, Masken und Luftfilter drehen. „Es geht viel mehr um die Frage, was es heißt, mit dem Virus zu leben“, sagt eine Sprecherin des Ministeriums.

Es könne nicht sein, dass Erwachsene ungetestet auf die Arbeit gehen und Bus fahren, aber ausgerechnet Kinder ständig einen Test benötigen. „Wenn getestet werden soll, dann umfassend in allen Lebensbereichen."



Keine Rechtfertigung mehr

Das Ministerium folge mit dieser Entscheidung den Empfehlungen des Wissenschaftlichen Beirats, welcher empfiehlt nur symptom- und anlassbezogen zu testen.

Angesichts von Impffortschritt unter den Erwachsenen und der sehr niedrigen Quote von schweren Erkrankungen bei jungen Menschen würden sich solche Maßnahmen nicht länger rechtfertigen lassen.
Auch nach den Ferien soll es Hygienekonzepte geben, wie das Tragen einer Maske im Unterricht für alle Schüler ab der Jahrgangsstufe fünf.

Laut dem Ministerium, ist das erklärte Ziel aller Kultusminister, Schulen und Einrichtungen für Kinder- und Jugendhilfe im neuen Schuljahr unter allen Umständen offen zu halten.

Text: Janina Gerhardt