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Das Schwere leichter machen

Frau Blau und Fräulein Rosa auf der Palliativstation

Regelmäßig statten Dorothea Kromphardt (li.) und Karina Esche als Fräulein Rosa und Frau Blau der Palliativstation ihren Besuch ab.
Regelmäßig statten Dorothea Kromphardt (li.) und Karina Esche als Fräulein Rosa und Frau Blau der Palliativstation ihren Besuch ab.
Foto: Anna Schroll/UKJ
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Das Schwere leichter machen: Frau Blau und Fräulein Rosa besuchen regelmäßig die Palliativstation am Uniklinikum Jena.

Jena. Ganz leise singt Frau Blau, Fräulein Rosa hält dabei die Hand der Patientin. Dann liegt nur noch ein Summen im Raum. Als die beiden das Zimmer verlassen und die Tür hinter sich geschlossen haben, winken sie euphorisch einem Patienten zu, der gerade im Flur der Palliativstation unterwegs ist. Er strahlt, als er die Besucherinnen erblickt.

Wenn Fräulein Rosa und Frau Blau zum ersten Mal in der Tür stehen, fragen manche Patienten überrascht: „Ist heute Fasching?“ Die beiden Damen fallen auf – mit ihren farbigen, gepunkteten Kleidern, den raschelnden Unterröcken, dem Strohhut, ihren Handschuhen und den großen Handtaschen.



„Allein das Äußere macht uns zu skurrilen Figuren“, sagt Dorothea Kromphardt, die alle 14 Tage in die Rolle von Fräulein Rosa schlüpft. Ihr unkonventionelles Auftreten sei oft der Türöffner. Schnell macht sich Vertrautheit breit, man begegnet ihnen wie einem guten Freund.

Manchmal singen sie mit den Patienten, manchmal tanzen sie ausgelassen, flirten mit den Männern oder fachsimpeln mit den Frauen über Handtaschen. „Ich mag Wiederholungen, wenn sich die Menschen freuen, dass wir wiederkommen und Vertrautheit entsteht – das ist schön“, so Kromphardt.

In den Zimmern der Station handeln die beiden Damen immer aus der Situation heraus, nichts ist vorher eingeübt. „Wir greifen das auf, was von den Patienten kommt“, sagt Frau Blau, verkörpert von Karina Esche. „Ihre Erinnerungen, ihre Vorlieben.“ Die wichtigste Gabe der beiden? Sie können gut zuhören.



Seit zwei Jahren öffnen Fräulein Rosa und Frau Blau regelmäßig die Zimmertüren auf der Palliativstation. In anderen Bereichen des Universitätsklinikums sind die beiden schon länger unterwegs. Als Clowns „Knuddel“ und „Flotti Lotti“ besuchen sie unter anderem die Patienten der Kinderklinik und der Klinik für Geriatrie.

Für die Palliativstation haben sie jedoch ein ganz eigenes Konzept mit besonderen Figuren geschaffen – angelehnt an die Erzählung „Oskar und die Dame in Rosa“ des französischen Schriftstellers Éric-Emmanuel Schmitt. Finanziert wird ihr Einsatz durch die von Dr. Eckart von Hirschhausen gegründete Stiftung „Humor hilft Heilen“. Diese hat sich zur Aufgabe gemacht, die Stimmung in Krankenhäuser froher zu machen. Professionell ausgebildete Clowns zu fördern, ist dabei ein wichtiger Baustein.

Auch wenn Fräulein Rosa und Frau Blau nicht als klassische Clowns agieren, spielt Humor doch eine wichtige Rolle bei ihren Besuchen. Mit ihrer ungezwungenen Art bringen sie etwas Spielerisches, Leichtes in den Klinikalltag. Sie muntern auf, geben Hoffnung. „Und manchmal weinen wir auch gemeinsam“, sagt Fräulein Rosa.

Das Schwere und das Leichten liegen bei ihrer Arbeit dicht beieinander. Traurige Momente gebe es immer wieder und dennoch freuen sich die beiden immer ganz besonders auf ihre Besuche auf der Palliativstation, sagt Fräulein Rosa: „Oft ist es hier so schön, dass wir hinterher das Gefühl haben, von der Station zu schweben.“

Text: Anke Schleenvoigt/UKJ