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Weitere Traumata in Deutschland

Sexuelle Übergriffe: Was Frauen in Thüringer Flüchtlingsheimen erleiden

Der Landesfrauenrat Thüringen fordert die Politik auf, sichere Unterkünfte für Frauen zu stellen, beziehungsweise in den Massenunterkünften für mehr Sicherheit der Frauen und Kinder zu sorgen.
Der Landesfrauenrat Thüringen fordert die Politik auf, sichere Unterkünfte für Frauen zu stellen, beziehungsweise in den Massenunterkünften für mehr Sicherheit der Frauen und Kinder zu sorgen.
Foto: Michael Baumgarten/Archiv
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Da es in Thüringer Flüchtlingsheimen immer wieder zu sexuellen Übergriffen auf Frauen kommt, fordert der Landesfrauenrat, sichere Unterkünfte zu stellen.

Jena. Schon die Tatsache, dass Frauen und Mädchen in einigen Flüchtlingsheimen die gleichen Sanitäranlagen wie Männer benutzen müssen, stößt sauer auf. Schlimmer noch sind jedoch die sexuellen Übergriffe und die Gewalt gegen Frauen, welche schon längst keine Einzelfälle mehr in den Massenunterkünften sind.

Der Thüringer Landesfrauenrat fordert deshalb von den Landespolitikern, sichere Unterkünfte für Frauen und Kinder zu stellen. Diese sollen beispielsweise vermehrt in Wohnungen untergebracht werden. Diskutiert wurde die Situation der Asylbewerberinnen in der 39. Delegiertenversammlung des Landesfrauenrates Thüringen am 5. September.

Es fehle generell an abschließbaren Räumlichkeiten als Rückzugsmöglichkeit und sicheren Ort für Frauen und Kinder in den Massenunterkünften. Die ohnehin schon traumatisierten Frauen sind in Deutschland also keinesfalls sicher, sondern geraten in einen Kreislauf aus Gewalt und Angst.

Ilona Helena Eisner, Vorsitzende des Thüringer Landesrates, erklärte, dass es selbst schon zu Vergewaltigungen gekommen sei. Dabei sei nicht nur die Lage in großen Unterkünften wie Suhl oder Eisenberg prekär, sondern auch in Jena oder Erfurt. Insgesamt handele es sich dabei um ein bundesweites Problem.

Sozialministerin Heike Werner (LINKE), welche zur Versammlung des Landesfrauenrates anwesend war, konnte sich bezüglich sicherer Unterkunftsmöglichkeiten für Frauen und Kinder nicht festlegen. Das Problem der Unterbringung aller Asylsuchenden versteht Eisner, drängt jedoch auf eine zeitnahe Lösung.

Nötig sei außerdem Aufklärungsarbeit. Neben religiös begründeten Konflikten, die in der Enge der Unterkünfte, fast erwartbar waren, sind kulturelle Konstellationen Gründe für die Gewalt in den Unterkünften. Beispielsweise gäbe es in den Herkunftsländern nur selten Möglichkeiten, sich über Frauenrechte zu informieren, so Eisner.

Die derzeitige Situation spielt denjenigen Männern in die Hände, welche Frauen ohnehin eine untergeordnete Rolle zuweisen. Im schlimmsten Fall kann es hierbei zur Retraumatisierung von Frauen kommen oder sogar neue Traumata hervorrufen.

Text: Julia Matthes