Trotz 40-Stunden-Woche

Vollzeit-Beschäftigten in Jena droht Altersarmut

Arbeiten im Alter: Viele Rentner sind auf einen Minijob angewiesen, um über die Runden zu kommen. Die IG BAU macht sich für mehr Tarifbindung stark  – als Schutz vor Altersarmut.
Arbeiten im Alter: Viele Rentner sind auf einen Minijob angewiesen, um über die Runden zu kommen. Die IG BAU macht sich für mehr Tarifbindung stark – als Schutz vor Altersarmut.
Foto: IG BAU
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Die IG BAU spricht von einem „ausufernden Niedriglohnsektor“: In Jena drohen 26 Prozent der Vollzeit-Beschäftigten im Alter in Hartz IV abzurutschen.

Jena. Gefangen im Niedriglohn: 9.400 Vollzeit-Beschäftigte in Jena verdienen weniger als 2.200 Euro brutto im Monat. Das sind 26 Prozent aller Menschen, die hier sozialversicherungspflichtig die volle Stundenzahl arbeiten. Darauf hat die IG Bauen-Agrar-Umwelt hingewiesen. Die IG BAU Ostthüringen beruft sich dabei auf eine aktuelle Statistik der Arbeitsagentur.

Gewerkschafter Frieder Neudeck warnt: „Wer heute in Vollzeit weniger als 2.200 Euro verdient, der ist mit hoher Wahrscheinlichkeit im Alter auf staatliche Stütze angewiesen.“ Das ergebe sich aus Berechnungen der Bundesregierung.

Unhaltbarer Zustand

Danach muss ein Vollzeit-Arbeitnehmer im Schnitt mindestens 12,63 Euro pro Stunde verdienen, um nach 45 Beitragsjahren bei der Rente oberhalb der staatlichen Grundsicherung zu landen. „Einige werden zwar das Glück haben, dass der Ehepartner besser verdient und so die Renten-Haushaltskasse später aufbessert. Doch für viele ist die Rente selbst dann extrem knapp“, sagt Neudeck.

Für den IG BAU-Bezirksvorsitzenden ist das ein unhaltbarer Zustand: „Altersarmut trotz Vollzeit – das kann nicht sein. Wer jeden Tag acht Stunden malocht, der muss von seiner Arbeit auch leben können.“



Neudeck: „Wer jedoch für die gleiche Arbeit nur den speziellen Bau-Mindestlohn bekommt, der hat Monat für Monat 1.300 Euro weniger auf dem Lohnzettel. Ihm gehen damit wichtige Rentenpunkte verloren.“ Anspruch auf eine tarifliche Bezahlung haben Beschäftigte, die Gewerkschaftsmitglied sind und deren Betrieb einem Arbeitgeberverband angehört.

Tariflohn für monatliche Extra-Rente

In Zeiten eines massiven Fachkräftemangels im Handwerk sollten Arbeitnehmer auf dem Tariflohn bestehen, rät die IG BAU. „Von der Gebäudereinigung über das Dachdeckerhandwerk bis hin zur Landwirtschaft – für Beschäftigte geht es hier um viel Geld“, so Neudeck.

Zudem seien in Tarifverträgen oft auch Betriebsrenten vereinbart – eine zusätzliche Absicherung gegen Altersarmut. Neudeck verweist auf das Modell vom Bau. Dort werden Beiträge von der Sozialkasse der Bauwirtschaft (Soka-Bau) eingezogen und später als monatliche Tarifrente ausgezahlt. Je nach Höhe und Dauer der Beiträge kann die monatliche Extra-Rente mehr als 200 Euro ausmachen.

Quelle: IG BAU