Neuer Staatsvertrag

Neue Regeln: Jetzt legal ins Online-Casino

Seit Juli ist ein neuer Glücksspielstaatsvertrag in Kraft getreten.
Seit Juli ist ein neuer Glücksspielstaatsvertrag in Kraft getreten.
Foto: Steve Sawusch/Unsplash.com
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Online-Casinos sind mit dem neuen Staatsvertrag in ganz Deutschland legal: Doch ohne Regeln geht es nicht. Wir klären auf.

Jena. Das Jahr 2021 hat für das deutsche Online-Glücksspiel massive Änderungen mitgebracht. Die komplette Branche wurde damit dank staatlicher Veränderungen aus der Illegalität geholt.

Wenn Spieler künftig ein Online Casino mit 10 Euro Einzahlung suchen, werden sie auch auf Angebote mit deutscher Lizenz stoßen. Die zu bekommen ist für die Anbieter aber nicht ohne Hürden. Der neue Glücksspielstaatsvertrag hält zahlreiche Bedingungen bereit, die zuvor erfüllt werden müssen.

Nur autorisierte Kunden dürfen spielen

Eine der wichtigsten Änderungen für Kunden und Anbieter besteht darin, dass ab sofort eine Verifizierung der persönlichen Daten erfolgen muss. Das war zwar auch vor Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags bei vielen EU-Casinos Gang und Gäbe, es reichte aber der Upload einer Personalausweiskopie. Diesbezüglich haben sich die Regeln geändert!

Die Identität des Spielers muss direkt per Video-Ident nachgewiesen werden, vorher erfolgt kein Zutritt zum Casino. Video-Ident gilt als sichere Verifizierungsmethode und wird heute bereits sogar von Banken, bei der Kontoeröffnung via Internet, durchgeführt.



Mittels eines Videoanrufs wird ein Support-Mitarbeiter des Online-Casinos direkt mit dem Kunden verbunden. Dieser muss dann seinen Personalausweis vorzeigen und das vom Support vorgegebene Verfahren durchlaufen.

Erst nach diesem Prozess gilt die Anmeldung als validiert und es darf eine erste Einzahlung vorgenommen werden. Hintergrund dieses Verfahrens ist, dass Glücksspielanbieter Falschanmeldungen vermeiden müssen.

Da alle Spieler in eine bundesweite Sperrdatei eingetragen werden, müssen die Daten zwingend korrekt sein. Hier haftet das Casino und kann sogar seine Lizenz verlieren, wenn unautorisierte Spieler oder minderjährige Personen Zugang zum Angebot bekommen.

Keine Tischspiele mehr im Angebot

Spielen ist seit jeher eine Leidenschaft des Menschen. Kein Wunder, dass bei Straßenfesten vor allem Schießbuden oder Luftballon-Werfen und ähnliche Beschäftigungen so beliebt sind. Auf eine besonders beliebte Spielvariante müssen Gambler nun aber verzichten, denn in Deutschland lizenzierte Casinos dürfen keine Tischspiele mehr zur Verfügung stellen.

Das ist vor allem unter der Prämisse sehr ärgerlich, dass viele Zocker genau hierauf gesetzt haben. Roulette, Blackjack, Baccarat – all das waren Spiele, die mit großer Leidenschaft und stellenweise sogar mit Live-Dealern genutzt wurden.



Es bleibt abzuwarten, ob die Spieler bereit sind, diesen Verlust zu akzeptieren oder ob stattdessen EU-lizenzierte Casinos in Deutschland genutzt werden, da diese weiterhin Roulette und Co. anbieten können.

Es gibt allerdings auch in Deutschland eine Ausnahme. Das Kartenspiel Poker, bei dem es nicht nur auf Glück, sondern auch auf Strategie und Taktik ankommt, darf auch in Deutschland nach dem Erlass des Glücksspielstaatsvertrages weiterhin gespielt werden. Glück für all jene, die beim Texas Holdem voll auf ihre Kosten kommen.

Harte Einschränkungen an Slots

Slots gehören, neben Tischspielen, zu den beliebtesten Beschäftigungen im Online-Casino. In buntem Design und mit lauter Musik drehen sich die Walzen und wenn das Glück dem Gambler hold ist, werden übereinstimmende Gewinnlinien angezeigt.

Was vorher mit niedrigen Einsätzen von 0,10 Euro, aber auch mit hohen Einsätzen von bis zu 10,00 Euro möglich war, kann jetzt nur noch mit maximal 1,00 Euro Einsatz gezockt werden. Betroffen von dieser Regelung sind alle Slots, ohne Ausnahme.

Zur Berechnung des Höchsteinsatzes werden alle Teileinsätze der einzelnen Gewinnlinien berücksichtigt, die Gesamtsumme pro Dreh darf 1,00 Euro nicht überschreiten.



Doch das ist nicht die einzige Veränderung am Slot. Auch die beliebte Auto-Play Funktion und das Speed-Game mussten zugunsten des GlüStV weichen. Stattdessen muss ein Dreh mindestens fünf Sekunden dauern und dazwischen muss eine ebenso lange Pause gemacht werden.

Auto-Play wurde ersatzlos abgeschafft, da es Spieler dazu verleitet, die Walzen laufen zu lassen und dabei den Überblick über die bereits geleisteten Einsätze zu verlieren. Wer nun also drehen möchte, muss jeden Spin manuell per Mausklick oder mit dem Smartphone auslösen.

Apps legal im App-Store erhältlich

Vor Inkrafttreten des GlüStV bestand für Spieler nur eine Möglichkeit, wie sie an die App ihres Lieblingscasinos kommen konnten: Die Installation via APK-Datei. Jetzt aber sind legale Apps im App-Store erhältlich, denn das Zocken ist offiziell erlaubt.

Das gilt allerdings nur für jene Casinos, die ihre Lizenz in Deutschland haben. EU-Casinos müssen noch immer auf dem altbekannten Weg heruntergeladen werden.



Da das mobile Gambling heute beliebter ist denn je, nehmen die Glücksspielanbieter Rücksicht und es findet sich von nahezu jedem Anbieter eine App im Store. Doch selbst wenn nicht, kann das Angebot in mobiler Variante auf der Website genutzt werden.

Spielerdatei und Einzahlungsgrenze

Für den Datenschutz war es ein Rückschritt, denn der GlüStV sieht vor, dass jeder Spieler in eine bundesweite Spielerdatei eingetragen wird. Auf diese Weise behält der Staat den Überblick und weiß, welcher Zocker zu welchem Zeitpunkt spielt.

Es soll außerdem verhindert werden, dass die Einzahlungsgrenze von 1.000 Euro pro Monat umgangen wird. Sobald diese erzielt wurde, erfolgt eine Sperre in der Datei und die nächste Einzahlung ist erst im kommenden Monat möglich.

Bezüglich dieser Regelung soll es aber für Casino-Betreiber die Möglichkeit für Lockerungen geben. Das funktioniert allerdings nur, wenn der Spieler nachweisen kann, dass sein Gehalt für höhere Einsätze ausreicht.



Ob tatsächlich viele Casino-Anbieter diesen Weg gehen, kann allerdings bezweifelt werden. Das Problem: Kommt es dennoch zu Schwierigkeiten oder sind die Nachweise des Spielers falsch, haftet auch hier wieder das Casino.

Die bundesweite Sperrdatei ist außerdem dazu gedacht, Spieler, die aufgrund von unangemessenem und bedenklichem Spielverhalten aus einem Casino ausgeschlossen wurden, auch von weiteren Anbietern fernzuhalten. Das bedeutet: Ist ein Spieler bei einem deutschen Casino gesperrt, da die Gefahr einer Spielsucht droht, gilt das automatisch für alle anderen Anbieter mit.

Legal, aber nicht ganz unkompliziert

Durch den Glücksspielstaatsvertrag ist Gambling in Deutschland nun zwar legal, kompliziert ist die Erlangung der Lizenz für die Casinos aber trotzdem. Bislang kann nicht abgesehen werden, ob Zocker nun weiterhin lieber auf EU-Angebote zurückgreifen, oder ob sich die deutschen Casinos durchsetzen werden.



Fakt ist: Ein in Malta lizenziertes Casino darf sein Angebot auch Deutschen offerieren. Der Zugriff auf Casinos mit Lizenz außerhalb der EU ist hier allerdings illegal und kann Konsequenzen nach sich ziehen.

Positiv ist es aber dennoch zu erwähnen, dass nun auch hierzulande Betreiber eine Chance haben und dass die schwierigen Regularien zuvor, bei denen nur Schleswig-Holstein eine Sonderregelung innehatte, endlich vereinheitlicht wurden.

Und letztlich bedeuten die Regeln auch ein großes Maß an Sicherheit für den Spieler selbst. Hinsichtlich der Seriosität, aber auch der Prävention von Spielsucht.

Text: Torsten Lux