Opfer des Nationalsozialismus

Erinnern in Jena: Weitere Stolpersteine gesetzt

Gunter Deming setzt den ersten Stolperstein für Luise Eismann.
Gunter Deming setzt den ersten Stolperstein für Luise Eismann.
Foto: Stadt Jena/Kristian Philler
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In Jena wurden am Montag weitere fünf Stolpersteine zum Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus gesetzt.

Jena. Die Stolperstein-Tradition wurde am Montag mit der Setzung von fünf neuen Steinen für Jenaer Mitbürgerinnen und Mitbürger fortgesetzt, die als Opfer von medizinischen Verbrechen der Nationalsozialisten in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein bzw. wegen ihrer Herkunft als Roma im KZ Auschwitz ums Leben kamen.



Der Initiator der Aktion Gunter Demnig setzte am Vormittag den ersten Stein für Luise Eismann vor dem Haus Unterm Markt 7. Unter den Anwesenden war auch Jenas Oberbürgermeister Thomas Nitzsche, der einige Worte des Gedenkens an die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer richtete.

Weitere wurden im Verlaufe des Tages vor den Häusern der Opfer: Gertrud Korte Hinterm Rathaus, für Meta Langstroff, Lutherstraße 72, für Sonia Maria Wagner, Brücke Am Gries und für Kurt Hanitzsch, Golmsdorfer Straße 9 installiert.

Gemeinsam mit dem Arbeitskreis des Vereins "Sprechende Vergangenheit" bereitet die Stadt Jena die Setzungen vor.

In Erinnerung an:

Luise Eismann

Luise Eismann wurde am 15. August 1906 in Jena geboren. Im August 1934 kam sie in das Carl-Friedrich-Hospital in Blankenhain. Es erfolgte eine Meldung an das Erbgesundheitsgericht und es wurde ein Verfahren zur Sterilisation eingeleitet. Am 7. November 1940 wurde Luise Eismann im Rahmen der Aktion T4 in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein umgebracht. Sie wurde 34 Jahre alt. Ihr letzter Wohnaufenthalt vor ihrer Klinikeinweisung war Jena, Unterm Markt 7. Dort arbeitete sie als Hausangestellte.

Gertrud Korte

Gertrud Korte wurde am 6. Oktober 1880 in Jena als Tochter des Stadtrevisors geboren. 1907 begann ihre Krankengeschichte. Sie wurde in die Landesanstalt nach Stadtroda verlegt, der Vater wollte sie auf keinen Fall wieder zu Hause aufnehmen. 1915 kam sie dann nach Blankenhain, es schlossen sich weitere Aufenthalte in Stadtroda an. Am 12.11.1940 wurde sie nach Pirna-Sonnenstein gebracht, wo sie unmittelbar nach ihrer Ankunft am gleichen Tag ermordet wurde. Gertrud Korte wurde 60 Jahre alt. Sie wohnte bis zu Beginn ihrer Krankheit in der Rathausgasse 1.

Meta Langstroff

Meta Langstroff wurde am 30. April1891 in Bad Liebenstein geboren. Sie lebte mit ihrem Mann und 2 Kindern in Jena in der Lutherstraße 72. 1937 wurde sie in die Landesheilanstalt Stadtroda aufgenommen, am 26. September 1940 wurde sie in die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein gebracht und dort ermordet. Sie wurde 49 Jahre alt.



Sonia Maria Wagner

Sonia Maria Wagner war ein Kind aus einer Roma-Familie. Sie wurde am 28. April 1934 in Jena geboren. Das Jenaer Jugendamt übernahm die Vormundschaft. Die Familie hielt sich in der Folge an verschiedenen Orten auf, wurde 1943 dann nach Auschwitz deportiert, wo Sonia Maria Wagner am 15. Juni 1943 ermordet wurde. Sie wurde 9 Jahre alt. Der Stein ist am Gries platziert, da hier in den 1920er Jahren ein Stellplatz für Wagen der Roma und Sinti war.

Kurt Hanitzsch

Kurt Hanitzsch wurde am 27. April 1882 in Chemnitz geboren. Er erlernte den Beruf eines Kaufmanns. 1910 heiratete er, 1911 wurde seine Tochter geboren. Nach seiner Teilnahme am 1. Weltkrieg zog er nach Jena und war als Handelsvertreter tätig. Die Familie wohnte in der Golmsdorfer Straße 9. Er war langjähriges SPD-Mitglied. Kurt Hanitzsch wurde 1935 verhaftet und in das KZ Bad Sulza gebracht. 1937 kam er in die Landesheilanstalt Blankenhain. Am 18. September 1940 ermordete man ihn in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein.

Quelle: Stadt Jena