Ernüchterung bei CSD-Gästen

Regenbogen in Jena - und nichts dahinter?

In Jenas Nachtleben sucht man vergeblich die bunte Welt.
In Jenas Nachtleben sucht man vergeblich die bunte Welt.
Foto: Ben Baumgarten/Archiv
Teilen auf

Christopher Street Day in Jena: Bunt und laut ging es zu. Und danach kam für einige die Ernüchterung.

Jena. Der Christopher Street Day (CSD) steht nicht nur für ein buntes Treiben mit schillernden Figuren. Er will weltweit für Aufklärung und Anerkennung werben. Und so fand am vergangenen Wochenende der CSD in Jena statt (wir berichteten CSD Jena: Hunderte bei bunter Demo).

Hunderte Menschen aller Lebensbereiche aus nah und fern tummelten sich in der Saalestadt, um für mehr Toleranz und Gleichberechtigung zu demonstrieren.



Am Rand dieser Veranstaltung kamen wir mit einer Gruppe aus München ins Gespräch. Sie staunten nicht schlecht, dass es in einer Stadt wie Jena eine solch bunte Mischung und so viele Menschen mit Mut und Willensstärke gibt. Dass der Zug und die Veranstaltungen nicht so groß sind wie in Berlin oder in München, war ja klar.

Aber als die Veranstaltungen im Paradiespark dem Ende entgegengingen, wollte man noch etwas das Nachtleben unter Gleichgesinnten und Gästen feiern. Doch die Enttäuschung war groß. Weder eine Bar, noch ein Club oder ein anderer Treffpunkt für Schwule oder Lesben war in Jena zu finden.

Google sollte weiterhelfen, bot aber nur ein Café am Markt an und das schloss bereits in nächster Zeit. Auch sonst waren die Angebote für schwul-lesbisches Leben veraltet und nicht mehr aktuell. Nachdem man sich auf einer Plattform für schwules Leben in Jena informieren wollte, stellten die Gruppe enttäuscht fest, dass es nur wenige Gruppen in Jena gibt, die auch mehr oder weniger unter sich bleiben wollen.



Fazit: Jena wirbt zwar für eine offene und tolerante Stadt und wird sicher auch von den Verantwortlichen des CSD dabei unterstützt, wenn man aber abseits der Veranstaltungen etwas erleben will, dann ist Jena und Umgebung praktisch farblos wie eine verblichene Regenbogen-Flagge.

Aufgefordert sind hier die Stadt Jena und die Kulturverantwortlichen, auch dem schwul-lesbischen Leben in Jena für Cafés, Bars, Kneipen und vor allem dem Nachtleben Raum zu geben.

Text: Michael Schubach