Uniklinikum Jena

Akupunktur bei Beschwerden in der Schwangerschaft

Hebamme Anne Kuntzsch bei der geburtsvorbereitenden Akupunktur: hochkonzentriert setzt sie die feinen Nadeln, um ausgesuchte Punkte zu stimulieren.
Hebamme Anne Kuntzsch bei der geburtsvorbereitenden Akupunktur: hochkonzentriert setzt sie die feinen Nadeln, um ausgesuchte Punkte zu stimulieren.
Foto: Rodigast/UKJ
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Mit feinen Nadeln gegen Schwangerschaftsbeschwerden: Die Geburtsmedizin am Uniklinikum Jena bietet in allen Phasen der Schwangerschaft Akupunktur an.

Jena. „Keine Sorge, Sie sehen nicht wie ein Igel aus, auch wenn das im Fernsehen immer gerne so dargestellt wird“, scherzt Hebamme Anne Kuntzsch. „Wir setzen lediglich sechs Nadeln.“ Wie fast alle Hebammen am Uniklinikum Jena (UKJ) ist auch Hebamme Anne ausgebildet in Akupunktur.



Mit der sanften Methode lassen sich in der Schwangerschaft, unter der Geburt und im Wochenbett ganz unterschiedliche Beschwerden der Frauen lindern, von Übelkeit oder Wassereinlagerungen über Schmerzen und unzureichende Wehentätigkeit hin zu Schwierigkeiten beim Stillen oder Rückbildungsstörungen.

„Wir bringen die Frauen in Poleposition“

Hochkonzentriert sticht Hebamme Anne in der Akupunktursprechstunde mit den feinen Nadeln etwa einen Zentimeter tief unter die Haut der Schwangeren, um ausgesuchte Punkte zu stimulieren. Zur Geburtsvorbereitung befinden die sich beispielsweise an unterschiedlichen Stellen an den Beinen und Füßen.



„Grundsätzlich gibt es in der Akupunktur 365 Punkte“, weiß sie. „Aber wir wollen ja eine bestimmte Wirkung erzielen und dafür sind wenige ausgewählte Punkte zielführend.“ Bei der geburtsvorbereitenden Akupunktur geht es vor allem darum, den gesamten Geburtsvorgang für die Frau zu erleichtern und zu verkürzen.

„Wir bringen die werdende Mama mit der Akupunktur für die Geburt quasi in Poleposition“, beschreibt es Hebamme Anne. Die Frauen eröffnen dann meist schneller und die Wehen kommen regelmäßiger.

So ist beispielsweise der Gebärmutterhals während der Schwangerschaft lang und fest, zur Geburt hin soll er sich aber kürzen und aufweichen. „Bei der Geburt sollte dann idealerweise alles synchron sein, im Fluss sein“, erklärt es Hebamme Anne.



Zur optimalen Wirkung sind für die werdenden Mütter mehrere Akupunktur-Sitzungen empfehlenswert. Möglich sind diese frühestens ab der 37. Schwangerschaftswoche.

Eine Akupunktur-Sitzung dauert etwa 20 bis 30 Minuten. Die Frau kann dabei liegen oder sitzen. Je nachdem, wie sie sich am wohlsten fühlt. „Es ist wichtig, dass die Frauen sich entspannen können“, sagt Hebamme Anne.

Akupunktur im Kreißsaal

Neben der geburtsvorbereitenden Akupunktur, für die es am UKJ eine eigens eingerichtete Sprechstunde in der Geburtsambulanz gibt, behandeln die Hebammen mit den dünnen Nadeln aber auch akute Beschwerden der Schwangeren. Ob das nun beispielsweise Ängste vor der Geburt sind oder auch Schmerzen während der Geburt.

„Viele werdende Mütter wollen es bei Schmerzen erst mal mit einer sanften Methode versuchen, bevor sie zu starken Schmerzmitteln greifen. Da hat sich die Akupunktur durchaus bewährt“, sagt die Hebamme. „Das ist natürlich von Frau zu Frau unterschiedlich, denn jede hat ein anders Schmerzempfinden.“



Auch sonst können die Hebammen im Kreißsaal mit Akupunktur bei fast allem helfen, was wichtig ist: neben Schmerzlinderung auch bei übermäßigen, unregelmäßigen oder zu geringen Wehen oder bei der Ablösung der Plazenta nach der Geburt.

Hebammen sind klinisch ausgebildet in Akupunktur

Akupunktur gehört in der Geburtsmedizin am UKJ zum festen Behandlungsangebot. Die Hebammen am UKJ durchlaufen fast alle mindestens eine klinische Ausbildung in Akupunktur, sodass für werdende Mütter im Kreißsaal immer die Möglichkeit besteht, auf diese sanfte Methode zurückzugreifen.

Einige haben auch eine umfänglichere Akupunktur-Ausbildung, sogar bis hin zum Master. Daher wissen die Hebammen auch gut, wo die Möglichkeiten der Akupunktur liegen. Sie wissen aber auch, wo die Grenzen sind.

Text: Anne Curth/UKJ